Neues Smartphone-Betriebssystem:Samsung lässt Tizen los

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Das Tizen-Smartphone Samsung Z (Foto: PR)

Smartphones von Samsung haben heute meist Android installiert. Doch das könnte sich ändern. Jetzt hat der Konzern ein erstes Handy mit dem Betriebssystem Tizen vorgestellt. Samsung will unabhängiger von Google werden.

Die wichtigsten Fragen und Antworten

Samsung hat sein erstes Smartphone mit dem Betriebssystem Tizen vorgestellt. Die wichtigsten Informationen dazu im Überblick.

Was ist Tizen?

Ein auf Linux und Debian basierendes Betriebssystem für Smartphones, Tablets und andere Mobilgeräte. Die Entwicklung der Software wird unter anderem von der Linux Foundation, dem Chip-Hersteller Intel und den Technikkonzernen Samsung und Huawei finanziert. Schon jetzt setzt Samsung eine Version der Software auf der Smartwatch-Reihe Galaxy Gear ein. Da es sich um ein freies Betriebssystem handelt, können aber theoretisch auch Hersteller das neue System einsetzen, die nicht an der Entwicklung beteiligt sind. Nun ist aber erstmal Samsung an der Reihe: Das Samsung Z ist das erste Smartphone, auf dem Tizen vorinstalliert ist.

Was leistet das Samsung Z?

Noch ist das schwer zu sagen. Samsung hat zwar jetzt in einer Pressemitteilung die technischen Details bekannt gegeben (4,8 Zoll Super-AMOLED-Display, 2,3 GHz Vierkernprozessor, Acht-Megapixel-Hauptkamera), doch erste Tests stehen noch aus. In San Francisco beginnt heute eine Konferenz für Tizen-Entwickler. Dort wird das Gerät erstmals einer Fachöffentlichkeit zugänglich sein. Erste Testberichte dürften bald folgen.

Wann kommt das Gerät in den Handel?

In Deutschland zunächst einmal gar nicht. Samsung plant einen behutsamen Marktstart. Zunächst wurde lediglich der Verkauf in Russland ab dem dritten Quartal dieses Jahres angekündigt. Weitere Märkte seien allerdings in Planung, heißt es von Samsung.

Warum entwickelt Samsung ein neues Betriebssystem?

Die Koreaner wollen unabhängiger von Google werden. Die überwältigende Mehrheit der Smartphones und Tablets, die Samsung derzeit verkauft, haben das Google-Betriebssystem Android installiert. Samsung ist daher stark von den Entscheidungen aus Mountain View abhängig. Zudem hat das Unternehmen derzeit kaum Möglichkeiten, mit dem Verkauf digitaler Güter wie etwa von Apps oder Musik Geld zu verdienen. Für einen Milliardenkonzern, der immerhin jedes dritte Smartphone der Welt herstellt und der gerne mehr wäre als ein Hardware-Produzent, ist das eine ungünstige Situation.

Wie groß sind die Erfolgsaussichten?

Der Verkaufsstart in Russland deutet darauf hin, dass Samsung das Potenzial für Tizen zunächst in den Schwellenländern sieht. Dort dürfte auch das tatsächliche Potenzial am größten sein, wenn Samsung die Tizen-Geräte günstiger als die Android-Produktlinie anbietet. Gegen einen schnellen Erfolg in den Industriestaaten spricht, dass es vermutlich am Anfang nur wenige Apps für Tizen geben wird, da Software-Entwickler lieber auf die lukrativen Betriebssysteme iOS und Andoid setzen. Samsung hat das Problem bereits erkannt und will Entwickler mit einem Werbeprogramm ködern.

Was sagt eigentlich Google dazu?

An der langfristigen Partnerschaft mit Samsung ändere Tizen nichts, sagte Android-Chef Sundar Pichai bereits im Februar. Damals hatte Samsung gerade seine Datenuhr mit dem Tizen-System vorgestellt. "Wir sind zwei große Unternehmen, die bei Hunderten Projekten eng zusammenarbeiten. Und hier geht es nur um ein Gerät", sagte Pichai. Dennoch wird Google genau beobachten, was Samsung mit Tizen vorhat. Denn nicht nur Samsung ist stark von Google abhängig. Auch Google ist stark von Samsung abhängig und würde diese Abhängigkeit gerne verringern.

© Süddeutsche.de/dpa/pauk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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