Neues Lumia-Smartphone vorgestellt:Nokias Befreiungsschlag lässt Aktie abstürzen

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Kabelloses Akkuladen, verbesserte Kamera und Windows Phone 8: Mit dem Lumia 920 will Nokia die Trendwende schaffen und endlich wieder ein konkurrenzfähiges Handy auf den Markt bringen. Ob das gelingt, ist fraglich.

Sieht so der lang erwartetete Befreiungsschlag aus? Nokia will mit neuen Kartendiensten und einer stark verbesserten Kamera verlorenen Boden im boomenden Smartphone-Markt zurückgewinnen. Der einstige Handy-Marktführer stellte am Mittwoch in New York sein neues Smartphone-Flaggschiff Lumia 920 mit dem kommenden Betriebssystem Windows Phone 8 von Microsoft vor.

Das Gerät soll den Abstand bei den Verkäufen zu Samsung mit seinen Android-Smartphones und Apple mit seinem iPhone verringern. Es sei das innovativste Smartphone der Welt, sagte Nokia-Managerin Jo Harlow bei der Vorstellung in New York. Die Börsianer waren davon nicht überzeugt: Noch während der großen Präsentation sackte die Aktie in Helsinki um knapp 13 Prozent auf rund zwei Euro ab. Das Papier hatte Mitte Juli allerdings noch beim Allzeit-Tief von 1,33 Euro gelegen.

Nokia hat sich bei der Präsentation in New York auf zwei große Schwerpunkte konzentriert: Bilder und Karten. Unter dem Markennamen PureView bekommt das Lumia 920 eine Kamera, die nach Angaben des Konzerns fünf Mal mehr Licht aufnehmen kann als üblich. Das soll bessere und vor allem schärfere Bilder ermöglichen. Sie sollen auf dem großen Bildschirm mit einer Diagonalen von 4,5 Zoll (11,4 cm) besonders gut dargestellt werden. Es sei die beste Kamera in einem Smartphone überhaupt, so Harlow. Die Karten erweitert Nokia mit neuen Funktionen: "City Lens" etwa zeigt im Displays Informationen zu Geschäften an, wenn man die Kamera auf eine Straße richtet. Der Akku des Telefons lässt sich zudem drahtlos über ein Ladekissen aufladen.

Microsoft-Manager Joe Belfiore stellte in New York erste Einzelheiten zum neuen Betriebssystem Windows Phone 8 vor. Es lasse sich stärker personalisieren, habe Nokias Kartendienste noch stärker integriert und biete verbesserte Funktionen zur Bildbearbeitung wie eine Gesichtserkennung.

Nokia und Microsoft stecken in ähnlichen Miseren

Nokia setzt große Hoffnungen in die Plattform, um die immer noch schwächelnden Smartphone-Verkäufe anzukurbeln. Von den aktuellen Lumia-Modellen mit Windows Phone 7 wurden im vergangenen Quartal vier Millionen Geräte verkauft. Das ist zwar eine deutliche Steigerung - aber bei weitem nicht genug, um vorne mitzumischen. Samsung setzte in dieser Zeit rund 50 Millionen Smartphones ab. Apple kam auf rund 26 Millionen iPhones, obwohl viele Kunden schon auf das nächste Modell warten, das kommende Woche vorgestellt werden dürfte.

Nokia-Chef Stephen Elop steht massiv unter Druck. Der einstige Microsoft-Manager hat bei Nokia voll auf die Windows-Phone-Karte gesetzt und muss nach fast zwei Jahren an der Spitze Erfolge vorweisen. Der finnische Handy-Konzern schreibt Quartal für Quartal hohe Verluste, die Aktie steckt tief im Keller fest, die großen Rating-Agenturen stuften die Bewertungen auf Ramsch-Niveau herab.

Auch Microsoft muss dringend die Marktposition seiner Windows-Phone-Plattform verbessern. Im vergangenen Quartal haben die Lumia-Smartphones zwar nahezu im Alleingang den Marktanteil des Systems erstmals deutlich steigen lassen - es war aber nur eine Verbesserung von 1,6 auf 2,7 Prozent, wie die Marktforscher von Gartner berechneten. Das Google-Betriebssystem Android dominiert den Markt mit mehr als 60 Prozent.

Käufer in den USA sollen überzeugt werden

Dass die Veranstaltung nicht in Finnland, sondern in New York stattfand, hat seinen Grund: In den USA spielt Nokia im Mobilfunkgeschäft praktisch keine Rolle. Wenn die Finnen den Anschluss an die Weltspitze der Smartphone-Anbieter finden wollen, müssen sie präsenter auf dem riesigen Markt werden. Die Amerikaner stehen technischen Neuheiten besonders aufgeschlossen gegenüber. Hier nahm der Siegeszug der Smartphones seinen Anfang.

Nokia und Microsoft machten am Mittwoch den Anfang für eine Welle von Neuheiten in der Branche. Wenige Stunden später will der inzwischen zu Google gehörende Konkurrent Motorola Neuigkeiten präsentieren. Am Tag darauf wird vom Online-Einzelhändler Amazon die nächste Generation seines Tablets Kindle Fire erwartet. Und Apple verschickte am Dienstag Einladungen zu einem Termin am 12. September und deutete darin die Vorstellung des nächsten iPhone an.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/pauk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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