Neues Betriebssystem von Mozilla:Konkurrenz für Android und Co?

Die Entwickler des beliebten Firefox-Browsers wollen ein neues Betriebssystem für mobile Geräte entwickeln: quelloffen, kostenlos und webbasiert. Das erinnert sehr an Googles Android. Warum also ein neues System erfinden?

Lukas Köhler

Immerhin knapp 50 Prozent der deutschen Internetsurfer nutzen den Firefox-Browser von Mozilla. Nun kündigten die Entwickler ein neues Projekt an: Eine offene und mobile Betriebssystemalternative zu Googles Android, Apples iOS oder dem Windows Phone 7 System.

Neues Betriebssystem von Mozilla: Die Macher des Firefox wollen ein eigenes Betriebssystem für Smartphones entwickeln.

Die Macher des Firefox wollen ein eigenes Betriebssystem für Smartphones entwickeln.

(Foto: AFP)

"Booting to the Web" - "Ins Netz hochfahren": So ist der Artikel auf der Mozilla-Wiki überschrieben, der Überlegungen zu einem freien und offenen Betriebssystem darlegt. Von seiner Grundidee her ähnelt es sehr dem ChromeOS-Betriebssystem von Google.

Das Betriebssystem läuft eigentlich nur, um einen Browser betreiben zu können, in dem der User all seine Dinge erledigt: Textdokumente, Fotos, E-Mails, Musik und Spiele laufen als kleine Applikationen im Browser, also direkt im Internet ab. Die Daten wiederum werden in der Cloud, also auf riesigen Servern gespeichert.

Ähnlich soll Mozillas System funktionieren, das wie Firefox und Thunderbird auf der der Gecko-Engine basiert. Diese ist vor allem für die Darstellung von Websites und anderer Inhalte im Browser zuständig. Deshalb nennt sich das Projekt "Boot to Gecko", kurz: B2G. Laufen soll das Betriebssystem auf Smartphones und Tablet-PCs, nicht auf normalen Computern.

Gerade im mobilen Bereich herrscht eine große Fragmentierung verschiedener Systeme, die untereinander nicht kompatibel sind. Ziel soll es also sein ein System für mobile Geräte zu entwickeln, das auf offenen und frei zugänglichen Web-Standards basiert. Webapplikationen sollen dabei die heutigen Apps ersetzen.

Android als Basis

Bisher müssen App-Entwickler ihre Programme mühsam für die jeweiligen Betriebssysteme neu programmieren und anpassen. Viele Apps erscheinen deshalb gar nicht für weniger genutzte Systeme wie HPs webOS oder Samsungs Bada-Betriebssystem.Mozillas Webapps hingegen sollen sogar in jedem Browser laufen, der die offenen Webstandards unterstützt.

Um dieses Ziel zu erreichen müsste eigentlich kein eigenes Betriebssystem entwickelt werden. Ryan Paul kritisiert deshalb auf der IT-Webseite Ars Technica den Ansatz als etwas überzogen. Seiner Meinung nach würde es reichen, wenn die Entwickler eine offene Web-Laufzeitumgebung in Konkurrenz etwa zu dem proprietären Adobe Air-System entwickeln, das dann auf verschiedenen Betriebssystemen installiert werden kann.

Doch Mozilla will wohl beweisen, dass ein quelloffenes System auch sicher sein kann, selbst wenn es Zugriff auf entscheidende Hardwareschnittstellen wie USB, Kamera oder Telefonfunktionen bietet. Der Entwicklercode soll deshalb auch durchgehend von Anfang an im Internet zur Verfügung gestellt werden.

Die Entwickler wollen nicht alles von Grund auf neu programmieren. Als Basis soll das ebenfalls offene Android-Betriebssystem von Google dienen. Allerdings betont Mike Shaver im Diskussionsforum, dass nur so wenig wie nötig aus dem Google-System übernommen wird. Treiber etwa, damit die Software grundsätzlich auf gängigen Smartphones läuft. Doch die Einschränkungen die Google in sein System eingebaut hat, sollen bewusst umgangen werden.

Noch steht die Umsetzung von B2G am Anfang. Die Entwickler geben zu, dass vieles bisher nur in ihren Köpfen existiert. Doch gehen sie bereits jetzt damit an die Öffentlichkeit, um auch weitere Interessierte für ihre Idee zu gewinnen und ihre Expertise einzuholen. Bis der Nutzer also erstmalig das Geckosystem starten kann, wird es noch etwas dauern.

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