Neue Produkte:iPhone SE: Das kleinste Apple seit langer Zeit

  • Apple hat mit dem iPhone SE und einem kleineren iPad Pro zwei Produkt-Ergänzungen vorgestellt.
  • Welche Strategie dahintersteckt, was Kunden erwarten können.

Von Johannes Kuhn, New Orleans

Tim Cook färbte seinen Zukunftskonzern am Ende in Nostalgie: 40 Jahre sei Apple nun alt und diese Presse-Veranstaltung sei die letzte auf dem alten Apple-Campus, erzählte der CEO. Nächstes Jahr werde man schon im neuen Gebäude (landläufig "Riesen-Raumschiff" genannt) sein.

Es war der einzige Blick in die Zukunft: Alles andere, was Cook in den 62 Minuten zuvor vorgestellt hatte, waren schlicht Aktualisierungen alter Modelle - eine klassische März-Präsentation, bevor im Herbst die echten Neuerungen kommen.

Was der Konzern vorgestellt hat und was es bedeutet:

iPhone SE

Ein iPhone 5S mit der Technik eines iPhone 6s: Apple deckt den unteren Rand des Premium-Segments ab und hat aus seinen Fehlern gelernt. Anders als die bunten Einsteiger-Telefone 5C packt man nicht schwache Technik in ein buntes Gehäuse und klebt einen fetten Preiszettel drauf. Allerdings wird der US-Preis von 399 Dollar ohne Steuern in Deutschland mit Steuern und einem Währungsaufschlag versehen: 489 Euro kostet hier die 16-Gigabyte-Variante (589 Euro für 64 Gigabyte, Auslieferung jeweils 31. März).

Das iPhone SE überholt das iPhone 6 technisch, beispielsweise bei der Kamera (12 Megapixel), ihm fehlen aber Funktionen des 6s wie 3D Touch (der Quasi-Rechtsklick). Das 4-Zoll-Telefon, das auch einen NFC-Chip für Bezahlungen enthält, zielt auf aktuelle Besitzer der 5er-Reihe, aber auch auf die aufstrebende Mittelschicht in Indien und China. Zwei Fragen stellen sich:

  • Was bedeutet die ordentliche technische Ausstattung für die Margen, die Apple normalerweise verbuchen kann?
  • Wie groß ist der Markt für Wechselwillige, wenn im Herbst das iPhone 7 kommt?

Die Erwartungen für das nächste reguläre Apple-Smartphone, das mit zu erwartenden 750 Euro aufwärts wahrscheinlich fast das Doppelte kosten wird, sind an diesem Montag noch einmal gestiegen. Für Apple könnte das Puffer-Phone SE allerdings die Umsätze in den kommenden Quartalen zumindest so stabilisieren, dass der Vergleich zum erfolgreichen Jahr 2015 nicht ganz so brutal aussieht.

iPad Pro

Die iPad-Reihe hat bereits seit längerem - zumindest für Apple-Verhältnisse - Absatzprobleme, die Verkaufszahlen sinken Quartal für Quartal. Nun belebt man mit der 9,7-Zoll-Größe das Format des klassischen iPads (zuletzt iPad Air 2) wieder und vermählt es mit dem iPad Pro, das sich an berufliche Nutzer richtete. Der Einstiegspreis ist mit 689 Euro für das 32-Gigabyte-Modell deutlich geringer als der des größeren Originals und soll Otto-Normalnutzer dazu bringen, PC gegen ein Tablet einzutauschen, am besten mit zusätzlichem Stift und Tastatur.

Die Anpassung der Bildschirmfarben an die Umgebungsbeleuchtung ist die einzige Neuheit, sie dürfte auch in den nächsten iPhones eingebaut werden. Niemand rechnet damit, dass das iPad mit solchen Gimmicks und Preisen wieder ein Verkaufsschlager wird - zumindest nicht, solange es keine Apps oder Funktionen gibt, die dem Gerät ein Alleinstellungsmerkmal geben. Daran hat sich nichts geändert.

Apple Watch Armbänder

Weiterhin ist unklar, wie gut sich die Apple Watch verkauft, auch am Montag nannte Tim Cook keine Zahlen. Wer auf eine neue Version gewartet hatte, wurde erwartungsgemäß enttäuscht - die zweite Generation der Apple-Uhr wird später im Jahr erwartet. Ein Mode-Update in Form neuer Armbänder hat Apple seiner Uhr verpasst, dazu ein paar Preise leicht gesenkt. Das ist nicht viel, aber der Markt ist noch jung. Und Apple hat alleine durch den Markennamen einen Vorteil: Jeder zweite Konsument, der eine Smart Watch kaufen möchte, liebäugelt mit der Apple Watch. Die Frage ist, ob der Markt am Ende groß genug für Apple sein wird, um der Sättigung im Smartphone-Bereich mit Erfolgen in dieser neuen Kategorie zu begegnen.

Apple und das FBI

Recycling, Medizin und Datenschutz - das waren die drei Stichworte, um die Apple seine Erzählung vom freundlichen Superkonzern strickt. Am Dienstag sollte die erste Gerichtsanhörung zum Streit mit dem FBI um die iPhone-Verschlüsselung geben - allerdings beantragte das Justizministerium am Montagnachmittag die Verschiebung, weil man mit Hilfe einer "dritten Partei" womöglich herausgefunden habe, wie man ohne Apples Hilfe auf das Telefon zugreifen könne.

CEO Cook betonte in seiner Präsentation erneut die Relevanz der Debatte: "Für viele von uns ist das iPhone eine Erweiterung unseres Selbst." Apple sei es seinen Kunden und dem Staat schuldig, persönliche Daten zu schützen: "Das ist eine Sache, die uns alle betrifft und wir werden nicht von unserer Verantwortung Abstand nehmen."

Apple wird zur Not vor den Obersten Gerichtshof der USA gehen. Dort, so wurde am Montag bekannt, steht übrigens demnächst ein weiterer Fall an: Der Patentstreit mit dem Rivalen Samsung.

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