Neue Nintendo DS:3-D-Konsole für die Hosentasche

Smartphones laufen tragbaren Konsolen langsam den Rang ab. Nun will Nintendo den Trend stoppen: Die nächste Version der DS ermöglicht 3-D-Spiele - ohne Brille.

Seit dem Gameboy ist der Name Nintendo ein Synonym für die Spielkonsole im Taschenformat, für digitale Unterhaltung im Zug oder auf der Auto-Rückbank. Doch die mobilen Konsolen der Japaner haben allgegenwärtige Konkurrenz bekommen.

Smartphones geben passable Spielgefährten ab und sind ohnehin immer dabei. Nintendo wehrt sich jetzt, indem es die neue Generation seiner mobilen Konsolen aufrüstet: Die 3DS hat einen 3-D-Bildschirm, für den Spieler keine spezielle Brille benötigen.

Nintendo hatte mehrere Jahre lang phänomenalen Erfolg als Spiele-Anbieter für Nicht- oder Wenig-Spieler. Die Wohnzimmer-Konsole Wii und das Taschengerät DS lockten auch Kinder, Frauen und Senioren - Zielgruppen, die viele in der Branche lange vernachlässigten.

Doch diese Strategie hat zwei Schwächen. Zum einen kaufen die Wenig-Spieler auch wenig Software. Zum anderen haben die mittlerweile in die Jahre gekommenen DS-Modelle viel Konkurrenz: Erzrivale Sony hat mit seiner Playstation Portable eine ähnliche Käufergruppe im Blick und plant laut Medienberichten ebenfalls ein Update der Hardware sowie ein Playstation-Handy.

Und Smartphones bieten ein Spielerlebnis, das vielen als Häppchen für Zwischendurch ausreicht. Zumal immer mehr Nutzer ein Multimedia-Handy haben und die Spiele günstig oder gar kostenlos sind.

Dreidimensional und rechenstark

Dieser Trend schlägt auf die Nintendo-Bilanz durch. Im laufenden Geschäftsjahr brach der Umsatz ein, im ersten Halbjahr schrieb das erfolgsverwöhnte Unternehmen gar Verlust. Das hat mit Wechselkurs-Einbußen durch den starken Yen zu tun, zum Teil mit der wachsenden Konkurrenz für die Wii aber eben auch mit dem schleppenden Verkauf der Mobilkonsolen.

Mit der 3DS geht Nintendo beide Probleme an - und noch mehr. Einen 3-D-Bildschirm, der ohne spezielle Brille einen räumlichen Eindruck erzeugt, haben selbst die Super-Smartphones nicht. Gleichzeitig ist das Gerät so rechenstark, dass auch aufwendige Spiele darauf laufen.

Damit umwirbt das Unternehmen wieder eine Zielgruppe, die es über Jahre weitgehend ignorierte: Kleine und große Jungs, die gerne und viel spielen. Man wolle "Fans aller Genres" erreichen, sagte Satoru Shibata, Präsident von Nintendo Europa.

Eine Konsole, die alles verändert?

Was das heißt, zeigte ein Zusammenschnitt mit den 25 Spielen, die vom Start am 25. März an verfügbar sein werden: Darin waren niedliche Hunde und der lustige Klempner Mario auf einem Kart zu sehen, aber auch viel Geballer und Geprügel.

Ein weiterer Pluspunkt bei der Vermarktung: Die neue Generation ist abwärtskompatibel und spielt auch Titel für DS und DSi ab, wenn auch nicht in 3-D.

Glaubt man Branchenexperten, stehen die Chancen des neuen Taschen-Nintendo gut. Viele, die das Gerät bereits in die Hand bekommen haben, schwärmen. Das deutsche Videospielmagazin GEE schrieb, der 3-D-Effekt erfasse den ganzen Körper: "Man möchte in die Welt hinter dem Bildschirm hineingreifen." Erstmals fühle es sich so an, als sei das auch möglich.

Bobby Kotick, Chef des Spielekonzerns Activision Blizzard, sagte gar, die 3DS könne ein "Game changer" werden also ein Gerät, das die Regeln des Marktes verändert. Auch die Software-Hersteller glauben offenbar an einen Erfolg in 3D, namhafte Studios wie Capcom, Konami und Electronic Arts sind mit bekannten Titeln wie "Metal Gear Solid", "Sims 3" und "Super Street Fighter IV" dabei.

Schwindelgefühle könnten Euphorie dämpfen

Den Preis setzt Nintendo offenbar massentauglich an. Was das Gerät beim Marktstart am 25. März in Europa kostet, hat das Unternehmen zwar noch nicht bekanntgegeben, mehr als 250 Euro dürften es aber nicht werden. In Japan kostet es 25.000 Yen, das entspricht rund 225 Euro.

In den USA werden 250 Dollar - 185 Euro - fällig. Einen Haken hat die 3-D-Begeisterung der Elektronikbranche: Nicht jeder Zuschauer und Spieler verträgt die visuelle Täuschung, die dem Tiefeneffekt zugrunde liegt.

Nintendo empfiehlt die Konsole nicht für Kinder unter sechs Jahren. Aus reiner Vorsicht, wie man betont. Bei Vorab-Präsentationen berichteten auch einige wenige Erwachsene von Schwindelgefühlen.

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