Neue App "Lifestage":Mit dieser App will Facebook Snapchat angreifen

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Bei Lifestage bauen sich Nutzer aus Videos ihr Profil zusammen. (Foto: Facebook)
  • Facebook launcht mit "Lifestage" eine eigene App für Unter-21-Jährige.
  • Registrierte Nutzer können Profile anlegen und die ihrer Mitschüler scannen - die Besonderheit: Die Profilseiten bestehen aus selbstgedrehten Videos.
  • Unter Teenagern droht das größte soziale Netzwerk der Welt Relevanz zu verlieren, zu Gunsten von Konkurrenten wie Snapchat.

"Guck ma, das ist die, die Freundin von der ..." Ein Jahrbuch in digitaler Form. Das war die Grundidee, mit der Facebook 2004 an den Start ging. Und das ist, im Jahr 2016 die Idee, die Facebook für Jugendliche wieder attraktiver machen soll. Seit Freitag ist "Lifestage" in den USA erhältlich, eine von Facebook entwickelte, aber komplett eigenständige App für Menschen unter 21, irgendwo zwischen Facebook und Snapchat.

In Lifestage können Schüler ein Profil anlegen - nicht mithilfe von Drop-Down-Menüs oder einem Fragenkatalog, sondern indem sie zu Kategorien wie "Mag ich", "Mag ich nicht" oder "mein bester Freund" Videos hochladen. Wer sich bei Lifestage registriert, muss seine Schule angeben und bekommt dann die Profile seiner ebenfalls angemeldeten Mitschüler zu sehen und die von Jugendlichen, die Schulen in der Nähe besuchen. Emojis zeigen an, wie eifrig die Freunde an ihrem Profil basteln; wer es erst kürzlich aktualisiert hat wird zum Beispiel mit einem coolen Sonnenbrillengesicht belohnt, wer faul ist bei der virtuellen Imagepflege mit einem Kackhaufen bestraft.

Angezeigt werden die Profile der Mitschüler erst dann, wenn von einer Schule mindestens 20 Leute registriert sind - das soll die virale Verbreitung des neuen Programms fördern.

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Lifestage lässt seine Nutzer - wie ein digitales Jahrbuch eben, nur in Bewegtbild - durch die Klassenzimmer wischen; einen Messenger-Dienst gibt es in der App nicht. Unter dem Profilnamen lässt sich lediglich auf Kontaktmöglichkeiten in anderen Netzwerken verweisen, auf den Nutzernamen bei Snapchat, Instagram oder Twitter. Mit seinem Fokus auf Videos und den thematischen Comic-Rahmen erinnert Lifestage an Snapchat, Facebooks Hauptkonkurrent bei den jungen und sehr jungen Nutzern.

Je jünger die Nutzer, desto gedährdeter ist Facebooks Marktmacht

Zwar war Facebook 2015 laut einer Pew-Studie bei Jugendlichen in den USA immer noch das beliebteste soziale Netzwerk; doch je jünger die Nutzer sind, desto gefährdeter ist Facebooks Marktdominanz. Es gibt bereits Umfragen - auch in Deutschland - nach denen Teenagern Snapchat wichtiger ist als Facebook. Auch Instagram (das zum Facebook-Konzern gehört) gewinnt unter Jugendlichen an Popularität, während die von Facebook zu schwinden droht. Lifestage soll Facebook nun also die Jugend zurückbringen.

Die simple App ist allerdings mitnichten nur das Produkt abgehobener Silicon-Valley-Investoren, die versuchen, sich in 17-Jährige hineinzuversetzen. Entwickelt wurde sie von Michael Sayman, der selbst gerade mal 19 Jahre alt ist. Sayman entwickelt Apps seit er 13 ist, hat seiner Familie mit einem Handyspiel durch die Wirtschaftskrise geholfen ( hier ein Porträt) und durfte darüber vor zwei Jahren auf Facebooks F8-Konferenz sprechen.

Als das heute größte soziale Netzwerk der Welt online ging, war Sayman selbst erst in der zweiten Klasse. Doch in der ursprünglichen Variante von 2004 - die sich um Profile statt Newsfeeds drehte - fand er die Idee für Lifestage: "Diese Funktionsweise ist cool", sagte Sayman dem Portal Mashable. "Ich mochte das Konzept, die Profile von Leuten an meiner Schule zu sehen, zu sehen, was sie ausmacht." Lifestage sei der Versuch, diese Logik in die Welt von 2016 zu übersetzen.

Ob diesem Versuch ein ähnlicher Erfolg beschert sein wird wie seiner Bilder-Quiz-App 4Snaps? Bisher war Facebook mit App-Entwicklungen nicht sonderlich erfolgreich: Der Messenger-Dienst Slingshot floppte, genau wie die Nachrichten-Apps Paper und Notify.

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