Netbooks:Aufrüsten erlaubt

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Wer deutlich mehr Rechenpower für sein kleines Notebook haben möchte, sollte ein paar einfache Tuning-Regeln beachten.

Die Dinger sind der Renner: Als zum Beispiel Aldi im März den Verkauf eines neuen Netbooks annoncierte, waren die Mini-Notebooks am Folgetag in vielen Filialen schon nicht mehr zu haben. "Ausverkauft" lautete die Antwort des Personals.

Sehr beliebt: die kleinen Netbooks (Foto: Foto: AP)

Inzwischen gibt es kaum einen Computerhersteller, der keine Netbooks anbietet. Die Ausstattung und die technischen Spezifikationen sind meist die gleichen: 160 Gigabyte (GB) große Festplatte, 1 GB Arbeitsspeicher, 10-Zoll-Display, Windows XP als Betriebssystem. Ein Netbook aufzurüsten, ist allerdings nur bedingt möglich.

Doch zunächst ist festzuhalten: Mit einem Netbook kann man fast alles machen, was auch am normalen PC funktioniert: Büroanwendungen, leichte Bildbearbeitung, im Internet surfen. "Ein kategorisches 'Geht nicht' gibt es nur im Hinblick auf aktuelle 3D-Spiele", sagt Florian Müssig von der in Hannover erscheinenden Zeitschrift c't.

Dazu sei die Grafikleistung von Netbooks zu gering. Sie lasse sich auch nicht durch Aufrüsten der Hardware verbessern, da die Grafikchips fest ins System integriert sind. Die Leistung des Grafikchipsatzes sei mit jener von vier bis fünf Jahre alten Mittelklasse-Grafikkarten für den PC vergleichbar. Daher laufen höchstens ältere Spiele auf einem Netbook.

Wann lohnt es sich überhaupt, das System aufzurüsten? Wenn mehrere Programme zugleich laufen sollen - denn dann wird der standardmäßig integrierte Arbeitsspeicher von 1 GB knapp. "Ob der Arbeitsspeicher ausgetauscht oder ergänzt werden kann, hängt vom Modell ab", erklärt Christoph Prevezanos aus Bielefeld, Autor von "Das Netbook-Buch". Ist der Speicher-Baustein fest eingebaut und kein freier Platz für einen weiteren Riegel vorhanden, habe sich das Vorhaben erledigt.

Die Netbooks der Eee-PC-Serie von Asus zum Beispiel lassen sich laut Pressesprecher Holger Schmidt mit Arbeitsspeicher aufrüsten. Dagegen hat der Hersteller auch nichts einzuwenden: Das berühre die Garantie in der Regel nicht, so Schmidt. Lässt sich zusätzlicher Speicher einbauen, sollte man genau auf die Spezifikation achten.

Teils handle es sich um spezielle Bausteine. Ein 2 GB fassender Arbeitsspeicher-Riegel kostet rund 20 Euro, 1 GB etwas mehr als die Hälfte. "Nach der Aufrüstung des Arbeitsspeichers darf dessen Kapazität insgesamt nicht mehr als 2 GB ausmachen", sagt Prevezanos. Mehr könne der Chipsatz namens Atom, der in den Netbooks steckt, nicht verarbeiten.

Ein Austausch der Netbook-Festplatte ist in der Regel kein Problem. In den meisten aktuellen Geräten steckt eine Platte im 2,5-Zoll-Format, wie sie auch in Notebooks verwendet wird. "Wichtig ist, darauf zu achten, dass die Geschwindigkeit, sprich die Umdrehungszahl, der neuen Festplatte nicht höher ist als die der vom Hersteller eingebauten", sagt Christoph Prevezanos. Ein schnelleres Modell mache mehr Lärm und werde schneller warm. Letzteres könne beim Netbook zum Problem werden, da es meist keine aktive Kühlung besitze. "Bei Überhitzung stürzt das System dann ab."

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Eine Alternative zur herkömmlichen Festplatte sind Solid State Drives (SSD). "Sie sind schneller, verbrauchen weniger Strom und sind absolut geräuschlos", erläutert Prevezanos. Ihr großer Nachteil: Sie sind deutlich teurer. Aber egal ob SSD oder herkömmliche Platte im 2,5-Zoll-Format: Wenn sie die passende Schnittstelle haben, in der Regel S-ATA, lassen sich ohne Probleme einbauen.

Während beim Desktop-PC der Austausch des Prozessors in der Regel kein Problem ist, bleibt das Herz eines Netbooks auf Dauer mit dem Rest verbunden - keine Chance zum Aufrüsten. Beim Akku dagegen lässt sich oft noch etwas machen - zumal die in vielen Netbooks vom Hersteller eingesetzten 3-Zellen-Akkus schnell alle sind. "Darüber klagen viele Anwender", sagt Prevezanos. Ein 3-Zellen-Akku lässt sich durch einen 6-Zellen-Akku ersetzen.

Das steigert die Ausdauer bei der Steckdosen-unabhängigen Arbeit von zwei bis drei auf bis zu sechs Stunden, sagt Müssig. Viele Netbook-Hersteller bieten 6-Zellen-Akkus an, die mit je rund 100 Euro zu Buche schlagen. Auch Asus hat solche Austausch-Akkus für seine Eee PCs im Programm.

Von Drittherstellern gibt es sogar 9-Zellen-Akkus - die die Laufzeit nochmal deutlich verlängern. Schon bei 6-Zellen-Modellen kann es aber passieren, dass sie aus dem Gerät herausragen. Oft wird dadurch das Netbook leicht angekippt. Bei 9-Zellen-Akkus sei das grenzwertig, so Müssig. Zudem rät Prevezanos, einen Originalakku vom Netbook-Hersteller zu nehmen, um die Garantie nicht zu gefährden.

Windows gilt nicht unbedingt als Ressourcen schonendes Betriebssystem. XP sei nun jedoch schon so lange auf dem Markt und im Lauf der Jahre so weit verbessert worden, dass sich ein Austausch auf dem Netbook gegen ein schlankeres Linux kaum lohnt, sagt Müssig. Dazu müsste der Anwender ohnehin Ahnung von Linux haben - und die meisten kennen eben Windows schon vom PC oder Notebook.

© dpa, Sven Appel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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