Navigation für Fußgänger:GPS zu Fuß

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Navigationsgeräte im Auto boomen, und immer öfter finden sich in den Auslagen auch GPS-Geräte für Fußgänger. Die liefern allerdings nicht immer optimale Ergebnisse.

Im Handstreich haben Personal Navigation Assistants (PNA) Windschutzscheiben und Armaturenbretter erobert. Doch obwohl die kompakten Navigationsgeräte meist über einen Akku verfügen, sind sie bei der Routenführung für Fußgänger praktisch nutzlos.

Folgt man den Anweisungen der kleinen Helfer, kann man sich leicht auf dem Holzweg widerfinden. (Foto: Foto: iStockPhoto)

Zu sehr dominieren Autostraßen das rare Kartenmaterial, auch wenn viele Geräte oder Programme mit Fußgänger-Modi beworben werden. Wer keine Umwege entlang von Hauptverkehrsstraßen laufen will, muss dem guten alten Plan vertrauen. Entweder als Papier-Klassiker oder digital in Smartphones und PDAs mit GPS-Standortbestimmung.

"Bisher hat niemand das Rad- oder Fußwegenetz erfasst", erklärt Hans-Wilhelm Hurt vom Landesvermessungsamt in Hannover das Problem. Aufwand und Kosten für Basis-Kartografie seien so hoch, dass es nur zwei große Firmen gebe, die sich noch dazu auf die profitablen Autokartenbeschränken.

Fußgänger werden ignoriert

Auf diese greifen nahezu alle Anbieter von Navigationssystemen und -software zurück. "Ein paar touristische Rundgänge sind inzwischen oft integriert, eine tatsächliche Routenführung durch Städte haut nicht hin." Das kann auch Bernd Herzog-Schlagk bestätigen. "In den Karten-Grundlagen orientiert man sich einfach nicht an Fußgängern", sagt der Geschäftsführer des Fachverbandes Fußverkehr Deutschland (FUSS) in Berlin."Einbahnstraßen kann man vielleicht per Tastendruck mit einbeziehen, aber bei Grünanlagen fangen die Probleme schon an."

Viele Gassen, Fußgängerbrücken oder Abkürzungen seien für die Software unsichtbar. Deshalb geht der FUSS schon seit einigen Jahren neue Wege und nimmt im Internet von Freiwilligen Hinweise auf Schleich-, Ufer- oder sonstige Wege entgegen. Diese werden dann abgegangen und fließen in fußgängerfreundliche Stadtpläne ein.

Wo es keine befestigten Wege gibt, spielt die Routenführung von Adresse zu Adresse keine Rolle. Wanderer nutzen daher beispielsweise oft einfache GPS-Handgeräte, die Position und Laufrichtung anzeigen. Immer öfter können die Geräte aber auch topografische Karten darstellen, auf denen die eigene Position dann beispielsweise als blinkender Punktdargestellt wird.

Möglichkeit zur Erstellung eigener Routen

"Die Landesvermessungsämter bieten für ganz Deutschland topografische Karten an, die für das Wandern geeignet sind und leicht auf PDAs geladen werden können", erklärt Eric Neumeyer vom Deutschen Wanderverband in Kassel. Dort sind in der Regel auch Feld- und Waldwegeeingezeichnet. Ist im PDA oder Smartphone ein GPS-Modul integriert, kann sich der Benutzer am Computer sogar eigene Routen aus vielen einzelnen Positionspunkten zusammenstellen.

Das so genannte Overlay wird dann im Display beispielsweise als roter Strich auf der Karte dargestellt. Wie an einer Schnur navigiert man sich dann von Punkt zu Punkt. Laut Neumeyer lassen sich immer mehr Overlays mit Routen in aller Welt aus dem Internet herunterladen.

"Topografische Karten gibt es auch für jede Stadt", sagt Hans-Wilhelm Hurt. Nützlich seien die auf dem Taschencomputer allemal. Und per Overlay könnten auch eigene Routen eingetragen werden. Das sei zwar keine echte Routenführung, funktioniere aber recht gut. "Die eierlegende Wollmilchsau in Sachen Navigation gibt es zwar nicht, aber man kann mit einem PDA die Bereiche Autofahren und Laufen abdecken", sagt Hurt.

Fast alle Hersteller von Navigationssystemen bieten ihre Software auch unabhängig von einem Gerät für PDAs oder Smartphones an. Gleichzeitig können beliebig topografische Karten installiert werden."Der Trend wird dahin gehen, sich zusätzlich regionale Kartografie auf das Gerät zu laden", sagt Hurt. GPS hätten immer mehr PDAs oder Smartphones von Haus aus mit an Bord.

Teure Offboard-Systeme

Ansonsten könne ein kleines externes Modul, oft GPS-Maus genannt, per Bluetooth-Kurzstreckenfunk die notwendigen Koordinaten an die Geräte weiterreichen. "Die neueste Empfänger-Generation hält sogar in Räumen Kontakt zu den Satelliten." Neben den so genannten Onboard-Systemen, bei denen Software und Karten auf PDAs oder Smartphones gespeichert sind, existieren auch so genannte Offboard-Systeme.

Hier muss der Kunde für jede abgerufene Karte oder Route zahlen - mindestens die Kosten der Datenverbindung. Das kann teuer werden. "Ich habe das einmal probiert und musste am Ende 120 Euro nur für die UMTS-Verbindungen zahlen", berichtet Hurt. Software und Karten einmalig zu kaufen, kommt oft günstiger.

Allerdings ist die Funktionsweise eines PDAs oder Smartphones mit verschiedenen Programmen und Karten unter Umständen nicht ganz leicht zu durchschauen. "Wir haben diesen PNA-Boom auch, weil die Geräte sehr einfach zu bedienen sind", sagt Hurt.

Senioren seien mit PDAs oft überfordert. Auf dem Markt fehlten noch Fußgänger-Lösungen aus einem Guss. Deshalb empfiehlt auch Eric Neumeyer im Zweifel immer noch Althergebrachtes: "Bei Karten aus Papier kann die Batterie nicht leer gehen."

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