Stiftung Warentest stoppt Verkauf der Februar-Ausgabe
Die aktuelle Ausgabe des Verbrauchermagazins Test wird nicht weiter verkauft. Eine Sprecherin der Stiftung Warentest bestätigte einen entsprechenden Bericht der Zeitung Die Welt. Grund für die Entscheidung sind Fehler in einem Vergleich von E-Mail-Anbietern. Der Verkauf wurde bereits am 30. Januar gestoppt, betraf allerdings lediglich ein paar Tausend Exemplare. Der Großteil der Auflage sei inklusive des fehlerhaften Tests ausgeliefert worden.
Die Stiftung Warentest hatte 14 E-Mail-Anbieter verglichen und dabei unter anderem untersucht, wie gut sich E-Mails verschlüsseln lassen. In der ursprünglichen Version hieß es zu diesem Thema: "Nur Mailbox.org schützt die Kunden und speichert deren E-Mails verschlüsselt."
Posteo und Mail.de beschweren sich
Die deutschen Anbieter Posteo und Mail.de empfanden das als falsche Darstellung und beschwerten sich bei der Stiftung. Die Tester räumten Fehler ein und ersetzten die beanstandete Formulierung durch folgende Passage: "Als erster Dienst bietet Mailbox.org an, Nachrichten verschlüsselt zu speichern. Eingehende Nachrichten werden verschlüsselt abgelegt, sobald ein Kunde seinen öffentlichen PGP-Schlüssel beim Maildienst hinterlegt." Für eine Veränderung der Noten sah die Stiftung Warentest jedoch keinen Anlass, da kein Anbieter wegen mangelhafter Verschlüsselung abgewertet worden sei.
Zusätzlich zum Verkaufsstopp des gedruckten Heftes sei der Test noch am Veröffentlichungstag vorübergehend von der Internetseite genommen und aus digitalen Ausgaben entfernt worden, so die Stiftung Warentest. Im Folgeheft soll eine ausführliche Korrektur erscheinen, online findet sich ein Hinweis auf den Fehler in der ersten Version des Textes (kursiv unterhalb des Tests).
Der Ritter-Sport-Skandal ist noch nicht vergessen
Der gedruckte und an rund 400.000 Abonnenten ausgelieferte Testbericht stelle eine "anhaltende, unwidersprochene Rufschädigung" dar, sagte eine Mitgründerin von Posteo zur Zeitung Die Welt; auch Mail.de hält die Korrektur für unzureichend. Die meisten Kunden seien erst nach Bekanntwerden der NSA-Affäre zu Posteo gewechselt. "Wir haben also sehr kritische, sicherheitsaffine Kunden." Der Berliner Anbieter legt großen Wert auf Privatsphäre und Datenschutz, um sich von Konkurrenten wie Gmail oder GMX abzugrenzen. Viele besorgte Nutzer hätten nachgefragt, warum die Stiftung Warentest Posteos Verschlüsselungstechnologie so schlecht bewertet habe.
Für die Stiftung Warentest ist es bereits der zweite Verkaufsstopp innerhalb kurzer Zeit. Ende 2013 hatte Ritter Sport eine einstweilige Verfügung erwirkt, weil eine Formulierung in einem Test von Schokoladensorten als irreführend galt. Daraufhin versprach Hubertus Primus, der Vorstand der Stiftung, Testergebnisse künftig besser zu erklären, damit deren Zustandekommen leichter nachvollzogen werden könne.