Musikvertrieb via Youtube:Und es rechnet sich doch

Bislang hat Youtube keinen Gewinn gemacht. Die Google-Tochter nutzt nun den Überraschungserfolg eines privaten Hochzeitsvideos für das eigene Geschäft.

Thorsten Riedl

Der Einzug in die Kirche ist einer der festlichsten Momente einer Trauung - und einer der langweiligsten. Nicht so bei Jill Peterson und Kevin Heinz. Mit ihren Freunden inszenierte das Paar aus St. Paul im US-Staat Minnesota einen bühnenreifen Auftritt.

Musikvertrieb via Youtube: Jill Peterson und Kevin Heinz wollte keine langweilige Hochzeit. Mit Freunden inszenierten sie einen bühnenreifen Auftritt. 15 Millionen Mal wurde ihr Video bei Youtube bereits angeklickt.

Jill Peterson und Kevin Heinz wollte keine langweilige Hochzeit. Mit Freunden inszenierten sie einen bühnenreifen Auftritt. 15 Millionen Mal wurde ihr Video bei Youtube bereits angeklickt.

(Foto: Foto: AFP)

Zur Musik von Chris Brown rockte und tanzte die Hochzeitsgesellschaft in die Kirche, stellte das Video auf die Plattform Youtube.com - und bescherte der Google-Tochter ein überraschendes Geschäft.

Vor drei Jahren zahlte Suchmaschinenbetreiber Google 1,7 Milliarden Dollar für die Internetseite Youtube, die 2004 gegründet worden war. Operativ hat Youtube bis heute keinen Gewinn abgeworfen. Schlimmer noch: Eine Analyse der Investmentbank Credit Suisse sorgte im Frühjahr für Aufsehen.

Demnach beschert Youtube der Suchmaschine hohe Verluste, weil die Kosten für Computer, Datenverkehr und Lizenzen die Einnahmen mit Werbung bei weitem übersteigen.

Zehn Millionen Mal geklickt

Chris LaRosa aus dem Management des Filmportals nutzte den Überraschungserfolg des Hochzeitsvideos von Jill und Kevin nun dazu, vorzurechnen, wie wertvoll Youtube für Werbetreibende sein kann: In der ersten Woche sei der Film zehn Millionen Mal angeklickt worden, erklärte er in einem Web-Blog-Beitrag.

Bis zum Montag swingten sogar 15 Millionen Web-Surfer zur Musik von Brown. Am Anfang des Videos ist eine kurze Werbung zu sehen. Wer darauf klickt, kann den Song im Musik-Shop iTunes von Apple kaufen, in den USA auch beim Online-Warenhaus Amazon.com. Die 15 Sekunden lange Einblendung wurde laut LaRose zweimal so oft angeklickt wie herkömmliche Internet-Anzeigen.

Sänger Brown freute sich über die unerwartete Popularität. Obwohl das Lied Forever, zu deutsch also Auf immer, das von dem Paar für sein Video gewählt wurde, mehr als ein Jahr alt ist, schoss es nun wieder in die Charts. In den USA ist es laut LaRose bei Amazon unter den Top drei, in den Charts von iTunes auf Platz vier. Youtube sei dazu da, Inhalte zu vermarkten, erklärt er.

Die Macht des Portals

Das könne wie im Hochzeitsvideo auf eine Art geschehen, "die Künstler und unsere Gemeinschaft zusammenbringt", sagt LaRose. Zu den genauen Einkünften durch das Hochzeitsvideo verliert LaRose aber kein Wort. Das Fallbeispiel bestätigt jedoch Google-Chef Eric Schmidt, der bei der jüngsten Quartalsbilanz erklärte, jede Minute würden 15 Stunden Videomaterial bei Youtube hochgeladen, die Mehrzahl davon Amateuraufnahmen.

Das sei ein Beleg für die Macht des Portals. Jill und Kevin ist der Ruhm nicht zu Kopf gestiegen. Sie rufen auf ihrer Web-Seite zu Spenden für eine wohltätige Organisation auf. Vom Profit für Chris Brown oder Youtube dank ihres Videos bleibt ihnen nichts.

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