Musik im Netz:When the music's over

Dunkle Tage für Musikfans im Netz: Warner Music will keine Songs mehr für Streaming-Dienste wie Last.fm zur Verfügung stellen, Google schaltet unangekündigt Musikblogs ab.

Nutzer von Musik-Streamingdiensten wie Last.fm oder We7 müssen künftig mit einer erheblich eingeschränkten Auswahl an Songs rechnen: Der Musikkonzern Warner Music hat angekündigt, künftig keine Lizenzen mehr an Plattformen zu vergeben, die Songs kostenlos zum Anhören bieten und sich über Werbung oder Premium-Dienste finanzieren.

Musik im Netz: Sänger Anthony Kiedis  von den Red Hot Chili Peppers könnte auf einigen Computern bald verstummen

Sänger Anthony Kiedis von den Red Hot Chili Peppers könnte auf einigen Computern bald verstummen

(Foto: Foto: AFP)

Solche Dienste seien "definitiv nicht gut für die Branche", sagte Warner-Music-Chef Edgar Bronfman Junior nach Angaben der BBC, "und soweit es Warner Music betrifft, werden sie nicht lizenziert." Er beklagte, dass die Idee, über das kostenlose Anhören von Musik Nutzer zu einem Abonemment eines Dienstes zu bewegen, nicht funktioniere. Streaming-Abieter zahlen Musikunternehmen für jedes gespielte Stück zwar eine Lizenzgebühr, diese ist Bronfman augenscheinlich jedoch zu niedrig.

Warner Music ist eines der vier größten Musiklabels weltweit. Der Katalog des Unternehmens umfasst Künstler wie die Red Hot Chili Peppers, REM, Green Day, Jay-Z oder Frank Sinatra. Der Konzern hatte im ersten Geschäftsquartal, das Bereits Ende Dezember abgeschlossen wurde, einen Verlust von umgerechnet mehr als 12 Millionen Euro zu verzeichnen.

Warners Ankündigung dürfte keinen generellen Rückzug vom Streaming bedeuten. Vielmehr zeigte sich Bronfman kostenpflichtigen Abo-Diensten gegenüber aufgeschlossen. "Die Zahl möglicher Abonnenten lässt die Zahl der Menschen, die über iTunes Musik kaufen, äußerst klein erscheinen", sagte er.

Ob und wann Warner die Rückzugsdrohung Bronfmans in die Tat umsetzen wird, ist ungewiss. Über Twitter erklärte der Konzern, dass man sich nicht vom beliebten Dienst Spotify zurückziehen werde, der sich ebenfalls über Werbung finanziert. Spotify erlaubt Nutzern in Frankreich, Großbritannien, Spanien, Norwegen und Finnland das kostenlose Abspielen von Songs.

Google schaltet Musikblogs ab

Auch in der Musikblogosphäre herrscht dieser Tage Aufregung: Google hat ohne Vorankündigung mindestens sechs prominente Musikblogs gelöscht, die auf der Google-Plattform "Blogger" gehostet wurden. Dies berichtet der Guardian.

Als Grund gab das Unternehmen Urheberrechtsverstöße an: Wie bei vielen Musikblogs üblich, schrieben die Autoren nicht nur über Songs, sie stellten sie zum Teil auch als Stream oder MP3-Download zur Verfügung.

Urheberrechtlich geschützt oder legal hochgeladen?

Dies geschieht in vielen Fällen allerdings inzwischen ganz legal, weil Musiklabels einflussreichen Bloggern Material zur Verfügung stellen, um eigene Künstler über das Netz bekannt zu machen. Auch die betroffenen Autoren von Blogs wie Pop Tarts, I Rock Cleveland oder Living Ears berufen sich darauf, kein urheberrechtlich geschütztes Material ohne Genehmigung der Labels oder der Künstler online gestellt zu haben. Zudem beklagen sie, dass durch Googles Löschung auch das komplette Archiv ihrer Blogbeiträge und damit das Resultat jahrelanger Arbeit verschwunden sei.

Google hat die Blogger nun aufgefordert, sich mit einer offiziellen Beschwerde an das Unternehmen zu wenden, um die Fälle zu klären. Gegen die Blogs habe es wiederholt Beschwerden wegen Urheberrechtsverletzungen gegeben, über die das Unternehmen die Betroffenen stets unterrichte. Bereits in der Vergangenheit hatte es Debatten darüber gegeben, wie Google als Blogdienst mit Beschwerden wegen Urheberrechtsverletzungen umgehen soll.

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