MP3-Spieler:Neue iPod-Rivalen steigen in den Ring

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Jahrelang hat die Konkurrenz nahezu tatenlos zugesehen, wie Apple mit iPod und iTunes den digitalen Musikmarkt vereinnahmt hat. Jetzt versuchen immer mehr Mitbewerber, das erfolgreiche Konzept zu kopieren.

Heute zum Beispiel kündigt laut "Wall Street Journal" RealNetworks eine Kooperation mit SanDisk an. Der Flash-Spezialist wird mit dem "Sansa Rhapsody" einen Player anbieten, der speziell auf das Zusammenspiel mit Reals Online-Musikdienst "Rhapsody" ausgelegt ist. Microsoft hatte bereits Ende letzter Woche nähere Details zu seinem "Zune"-Konzept genannt. Und auch der koreanische Konzern Samsung arbeitet an einem ähnlichen Vorhaben.

Allen gemeinsam ist das Ziel, die Online-Dienste für den Musikverkauf besser mit der Player-Hardware abzustimmen. Hier hatte es in der Vergangenheit viel Verbraucherfrust gegeben - nicht so allerdings bei Apple, wo der iPod und der iTunes Store aus einer Hand kamen und von Beginn an füreinander entwickelt worden waren. Die Folge: Fünf Jahre nach Markteinführung des iPod beherrscht Apple aktuell mehr als drei Viertel des US-Markts für digitale Audio-Player. Mehr als 60 Millionen iPods wurden bereits verkauft; im zuletzt abgeschlossenen Apple-Quartal steuerten die Player fast ein Drittel zum Gesamtumsatz bei.

"Es ist kein Geheimnis daran, dass was Apple geleistet hat, wert zu kopieren und zu verbessern ist", kommentiert SanDisk-Chef Eli Harari Apples erfolgreiches "Ökosystem" im Markt für digitale Musik. Seine Firma hofft nun wie auch andere Wettbewerber, Kunden mit neuen Features gewinnen zu können, die Apple derzeit nicht bieten kann. Microsofts Zune Player zum Beispiel ermöglicht Musik-Sharing via WLAN. Und RealNetworks wird den SanDisk-Player gleich einmal mit 30 Stunden Musik von Bands wie Coldplay und den Rolling Stones befüllen (die Songs lassen sich 30 Tage lang abspielen - oder länger, wenn der Käufer Rhapsody-Kunde wird).

Der Gartner-Analyst Mike McGuire ist sich aber noch nicht so sicher, ob die neuen Angebote ausreichen, um Apples Marktdominanz zu brechen. "Man muss schon mit etwas sehr Speziellem zur Party kommen", findet der Experte.

RealNetworks jedenfalls hatte sich in der Vergangenheit lange mit dem digitalen Rechte-Management (DRM) von Microsoft herumgeschlagen. Es gehört zu dem Lager, das auf Windows Media als Audioformat setzt, für das Microsofts Hardwarepartner nach "Plays for sure" zertifierte Abspielgeräte anbieten. Dieses Zusammenspiel funktionierte aber oft nicht wie versprochen, zum Beispiel dauerte das Überspielen von Musik vom PC zum Player viel zu lange oder Songs ließen sich irgendwann plötzlich ohne Warnung nicht mehr wiedergeben.

RealNetworks hatte im Frühjahr 2005 dann laut CEO Rob Glaser derart die Nase voll, dass es unter dem Codenamen "Joey" einen eigenen Player entwickelte, den es auch selbst produzieren wollte. Auch den Kauf eines Hardwareherstellers habe man erwogen, so Glaser, bevor dann letztlich doch die Entscheidung für die Partnerschaft mit SanDisk fiel.

Mit seinen aggressiv bepreisten Sansa-Playern hat SanDisk im zweiten Quartal heimlich, still und leise knapp zehn Prozent Anteil am US-Player-Markt erreicht - nach nur 3,1 Prozent ein Jahr zuvor. Der "Sansa e200" kostet zwischen 139 Dollar (2 GB Speicherplatz) und 249 Dollar (8 GB). Die Rhapsody-Varianten werden gleich teuer sein. Auf ihnen findet sich spezielle Software von RealNetworks, die das nahtlose Zusammenspiel mit dem Rhapsody-Abonnement-Dienst sicherstellen soll.

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