Google startet MP3-Shop:Googles Attacke auf iTunes

Nach Amazon und Apple wird nun auch der dritte IT-Gigant zum Online-Musikhändler: Google ermöglicht es Nutzern von Android-Handys künftig, auch MP3s zu kaufen. Mit einigen Zusatzfunktionen sollen Kunden der Konkurrenz gelockt werden - vorerst allerdings nur in den USA.

Johannes Kuhn

Lange hatte Google gezögert, sich durch zähe Verhandlungen mit Musiklabels und Rechte-Inhabern gequält, doch nun ist es soweit: Der Internetkonzern startet als dritter IT-Gigant nach Apple und Amazon einen Online-Musikshop.

Bei Google Music können Kunden ab sofort MP3-Songs und -Alben herunterladen - sofern sie ein Android-Handy besitzen und in den USA leben. Der Preis liegt zwischen 0,99 und 1,29 US-Dollar pro Song und zehn Dollar pro Album; die MP3-Dateien haben eine Bitrate von 320 kbps.

Die digitalen Musikdateien werden wie Apps im Android Market angeboten, mehr als 13 Millionen Songs sollen dem Konzern zufolge erhältlich sein. Google einigte sich nicht nur mit den großen Labels EMI, Sony und Universal, sondern auch mit zahlreichen Indie-Vertrieben.

Die Verhandlungen mit Warner Music scheiterten allerdings, weshalb Songs von Künstlern wie Green Day, Red Hot Chili Peppers, Natalie Imbruglia oder Prince nicht erhältlich sein werden.

Freunde können Songs bei Google Plus hören

Über Google Music können Nutzer bereits seit einigen Monaten bis zu 20.000 Songs auf Google-Servern hochladen und von verschiedenen Endgeräten aus abspielen. Es war lange erwartet worden, dass Google neben einer Upload-Funktion für eigene Songs auch eine Kaufmöglichkeit anbieten würde.

Mit dem nun vorgestellten Angebot liegt Google etwa in dem Rahmen, in dem sich auch Amazon und Apple bewegen. Amazon bietet mit dem Cloud Player ebenfalls Funktionen wie Hochladen, Kauf und Online-Speicherung von MP3s an, auch in Deutschland. Apple ermöglicht über das iCloud-System den Abruf seiner Musikdateien auf verschiedenen Endgeräten, mit iTunes Match startete am Montag ein Apple-Dienst, der das Hochladen von eigenen Songs in die iTunes-Sammlung ermöglicht, inklusive automatischer Erkennung und Zuordnung unbekannter Songs.

Um sich von der Konkurrenz abzuheben, kündigte Google bei der Präsentation in Los Angeles deshalb einige Zusatzfunktionen an:

[] Nutzer können ihre gekauften Songs auf Google Plus mit ihren Kontakten teilen. Diese können die Musik kostenlos im sozialen Netzwerk abspielen. Damit setzt Google der Kooperation Facebooks mit dem Musik-Streamingdienst Spotify etwas entgegen.

[] Google Music schlägt Nutzern Musik vor, die sie mögen könnten. Auch Freunde können im Android Market ihren Kontakten neue Songs und Alben empfehlen.

[] Im "Artist Hub Store" können Musiker ohne Label ihre Songs selber verkaufen. Hierfür müssen sie einmalig eine Gebühr von 25 Dollar entrichten und 30 Prozent des Verkaufspreises an Google abgeben.

[] Um Exklusivität zu garantieren, hat Google mit Künstlern wie Pearl Jam, Shakira, Coldplay oder den Rolling Stones vereinbart, dass diese bestimmte Veröffentlichungen nur auf Google Music bereitstellen.

Vorerst startet der Dienst nur in den USA - ob und wann Google Music komplett nach Deutschland kommt, ist bislang nicht bekannt. Google muss in Deutschland neben den Musiklabels auch die Rechteverwertungsorganisation Gema mit ins Boot holen.

Der US-Konzern und die Gema haben allerdings nicht das beste Verhältnis: Bereits seit Jahren streiten sie sich darüber, ob und wie viel Geld der Rechteverwerter für jedes abgespielte Musikvideo bei der Google-Plattform YouTube erhält.

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