Mozilla und Foxconn kooperieren bei Firefox OS:Nur gut gemeint

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ZTE-Handy mit Firefox-Logo

(Foto: AFP)

Mozilla gibt sich gern gemeinnützig, tut sich aber nun doch mit Foxconn zusammen - um sein offenes Handybetriebssystem Firefox OS unter die Leute zu bringen. Fair produzierte Smartphones kämpfen dagegen weiterhin um ihre Nische.

Von Mirjam Hauck

"Es geht heutzutage meist um Profit. Das schafft natürlich auch Innovationen und Fortschritt, aber es ist nicht alles. Es gibt gesellschaftliche Güter und das ganz ohne Profit." Diese Worte stammen von Mitchell Baker, Vorsitzende der Mozilla-Stiftung, die hinter Firefox, Deutschlands meistgenutztem Internetbrowser, steht. Das Programm basiert auf freier Software.

Ein Browser für Menschen, die nicht Microsofts Internet Explorer, Googles Chrome oder Apples Safari nutzen wollen. Ein Browser für Menschen, die sich beim Surfen quasi der Allmacht der Großkonzerne entziehen wollen und lieber ein Projekt freier Entwickler unterstützen, die oft unentgeltlich für Mozilla arbeiten.

Firefox OS

Mozilla macht aber nicht nur freie Software für das Internet. Im Februar auf dem Mobile World Congress in Barcelona stellte die kommerzielle Tochterfirma, die Mozilla Corporation, erstmals Smartphones mit seinem neuen Handy-Betriebssystem Firefox OS vor und kündigte eine Zusammenarbeit mit mehreren Herstellern wie Alcatel und ZTE an.

Zielgruppe, hieß es, seien nicht die Eliten in den reichen Ländern, sondern Menschen in Schwellenländern. Aber auch in Deutschland oder den USA könne man sich in ein paar Jahren solche Smartphones vorstellen. Tablets, die ebenfalls über Firefox OS laufen, seien noch nicht geplant, hieß es damals.

Drei Monate später sieht die Sache schon ganz anders aus: Nun hat Foxconn angekündigt, Tablets mit dem Firefox-Betriebssystem auf den Markt zu bringen. Der Auftragsfertiger plant, die Geräte unter dem eigenen Namen herzustellen. Vorgestellt werden sollen sie am Montag, ehe in Taipeh Asiens größte IT-Messe, die Computex, beginnt. Mit Foxconn hat Mozilla einen Kooperationspartner gefunden, der manchem genauso wenig geheuer ist wie die Großkonzerne Apple, Google und Microsoft.

Produktionsbedingungen kein Thema

Vor drei Jahren gelangte er zu trauriger medialer Berühmtheit, nachdem dort mehrere Arbeiter Selbstmord begangen hatten. Dutzende Mitarbeiter waren in einer chinesischen Fabrik in den Tod gesprungen. Sie hatten den militärischen Führungsstil, den Druck und die schlechte Bezahlung nicht mehr ausgehalten. Menschenrechtsorganisationen werfen Foxconn vor, die Mitarbeiter wie Sklaven zu behandeln. Apple ist Großkunde von Foxconn. Die 1,2 Millionen Angestellten produzieren aber auch die Gadgets für Microsoft, Nokia, Sony und Hewlett-Packard. Und nun also Mozilla.

Foxconn will laut Medienberichten mit der neuen Partnerschaft das ausgleichen, was durch die sinkende Nachfrage nach Apples iPads und iPhones wegfällt. Für Mozilla ist die Zusammenarbeit die Chance, schnell marktfähige Geräte mit dem eigenen Betriebssystem auf den Markt zu bringen - und sich als Alternative zu Googles mobilem Betriebssystem Android zu etablieren. Die Produktionsbedingungen sind für Mozilla kein Thema.

Projekt Fairphone

Dass es auch anders gehen kann, versucht derzeit eine niederländische Stiftung mit dem Fairphone zu zeigen. Das Smartphone, das im Internet für 325 Euro vorbestellt werden kann, soll mit Rohstoffen gebaut werden, die weder die Umwelt zerstören, noch Kriege oder Kinderarbeit unterstützen. Zudem soll auf gerechte Arbeitsbedingungen in der chinesischen Fabrik geachtet werden.

Die Stiftung verspricht auch Transparenz über ihre Stückliste, Kostenaufschlüsselung und ihre Hauptlieferanten. Mindestens 5000 Käufer müssen das Gerät ordern, damit es produziert wird. Aktuell fehlen noch gut 2000 Vorbestellungen. Das zeigt, wie klein der Markt für Gerechtigkeit letztlich ist. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland fast 16 Millionen Smartphones verkauft. Fair produziert wurde davon kein einziges.

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