Mobilfunkpreise:Billiger surfen im Urlaub

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Nur mal eben die Mails checken? Das kann im Urlaub teuer werden. (Foto: Mila Supynska - Fotolia)

Pünktlich zur Reisezeit müssen die Mobilfunkanbieter die Preise fürs Telefonieren und Surfen innerhalb der EU weiter senken. Und erstmals können Urlauber auch die deutsche Flatrate mitnehmen - unter Umständen. Worauf Reisende achten sollten.

Von Berrit Gräber, München

Natürlich könnte man im Urlaub das Handy einfach mal ausschalten. Aber zum einen ist das für die meisten Menschen ohnehin keine Option. Zum anderen ist dies - zumindest innerhalb der Europäischen Union (EU) - auch nicht mehr nötig. Denn vom 1. Juli an, pünktlich zur Hauptreisezeit, sinken die Mobilfunkpreise in den 28 Mitgliedstaaten der EU. Außerdem ist es erstmals möglich, die gewohnte Flatrate für einen Aufschlag mit ins Ausland zu nehmen, zum Teil auch in die Türkei und in die Schweiz. Außerhalb der EU gibt es allerdings nach wie vor Fallstricke, die immer noch zu einer hohen Rechnung führen können. Die wichtigsten Punkte, auf die Verbraucher achten sollten.

Wie teuer wird's im EU-Ausland?

Innerhalb der EU sind Preisobergrenzen festgeschrieben. Ein Telefonat darf zurzeit maximal 28 Cent pro Minute (inklusive Mehrwertsteuer) kosten. Für eingehende Anrufe werden höchstens acht Cent fällig. SMS können für neun Cent verschickt werden; der Empfang ist gratis. Wer vom 1. Juli an in einem EU-Land Ferien macht, hat es noch besser: Er zahlt dann für ein Telefonat höchstens noch 23 Cent pro Minute, für eingehende Gespräche sechs und pro SMS sieben Cent. "Für 20 Euro kann man damit zum Beispiel 45 Minuten lang telefonieren, sieben SMS schreiben und 20 MB Daten verbrauchen", rechnet Markus Weidner vom Online-Ratgeber teltarif.de vor. Derzeit ist im Gespräch, die EU-Roaming-Gebühren Ende 2015 ganz abzuschaffen, so dass Mobilfunkkunden überall wie zu Hause kommunizieren können.

Was ist mit dem Surfen im Internet?

Beim Surfen im Internet und auch beim Abrufen von E-Mails im EU-Ausland dürfen derzeit pro Megabyte (MB) 54 Cent in Rechnung gestellt werden. Vom 1. Juli an sinkt die Preisobergrenze auf 24 Cent. Das sei zwar eine deutliche Entlastung, könne bei intensiver Nutzung aber nach wie vor ins Geld gehen, sagt Bettina Seute von teltarif.de. Die Konditionen gelten sowohl für Kunden mit einem Mobilfunkvertrag als auch für jene, die ihr Guthaben regelmäßig auf einer Prepaid-Karte aufladen.

Wie wird's für Vertragskunden günstig?

Es gibt offizielle EU-Tarife, die sich vor allem für Urlauber lohnen, die kurz zu Hause Bescheid geben wollen, wie Thomas Grund von der Stiftung Warentest betont. Abgerechnet wird dabei sekundengenau, nur die ersten 30 Sekunden zählen pauschal. Doch Vertragskunden bekommen diesen EU-Tarif nicht automatisch eingebucht - und werden somit zumeist in den teureren Tarifen abgerechnet, die unterschiedliche Namen tragen und deshalb leicht zu verwechseln sind. Bei diesen Tarifen kostet jede Verbindung einmalig 75 Cent, auch bei eingehenden Anrufen. "Die Minute ist zwar oft billiger als im EU-Tarif, der Kostentreiber ist aber die Verbindungsgebühr", gibt Grund zu bedenken. Außerdem wird jede angebrochene Minute voll berechnet. Das kann sich summieren. Nur wer weiß, dass er viel und lange telefoniert, fährt mit den EU-Tarifen besser.

Wo können Kunden mit einer Prepaid-Karte sparen?

Wer mit einer Guthabenkarte von Discountern telefoniert, der bekommt häufig automatisch den EU-Tarif eingebucht, wie Seute erklärt. Vielfach ist jetzt aber noch mehr drin. Kunden von Aldi Talk beispielsweise zahlen für ihre Telefonate und die mobile Datennutzung im EU-Ausland nicht mehr als zu Hause - und zwar einheitlich nur neun Cent pro Minute, eingehende Gespräche sind grundsätzlich kostenfrei. Die Kosten pro MB Datenvolumen liegen mit 23 Cent auf Inlandsniveau, für SMS fallen sieben Cent an. Das günstige Angebot gibt es unter anderem auch für Kunden von Blau, so Seute. Beide Marken gehören zum E-Plus-Netz.

Gibt es auch Flatrates?

In diesem Sommer bieten die ersten Mobilfunkanbieter Flatrates jetzt auch im EU-Ausland an, zum Teil auch über Europa hinaus. "Vielnutzer sollten sich unbedingt bei ihrem Anbieter schlau machen", rät Grund. Telekom-Kunden etwa können von Juli an eine Dreifach-Flat für zusätzlich 19,95 Euro monatlich zu ihrem Standard-Tarif dazu buchen. Das deckt sogar die Schweiz, Norwegen und Island ab. "Das ist aber erst ab 90 Minuten oder circa 80 MB Datenvolumen lohnenswert", betont Weidner. Für fünf Euro extra Grundgebühr im Monat gibt es die Option ein ganzes Jahr lang. Vodafone bietet eine Reise-Flat-Plus für 2,99 Euro pro Nutzungstag an. Sie gilt auch in der Türkei. Schon seit Februar können E-Plus-Kunden ihre deutsche Flatrate auch im Ausland nutzen, und zwar für drei Euro monatliche Grundgebühr extra. Der Haken: Interessenten müssen sich für zwei Jahre oder mindestens bis zum Ende ihres Vertrags an die Option binden. Fallen 2015 die Roaming-Gebühren komplett weg, kann das von Nachteil sein.

Wie kann man Kosten bei Telefonaten außerhalb der EU gering halten?

Überall in der Welt ist Telefonieren und Simsen deutlich teurer als innerhalb der EU. Aus der Türkei zum Beispiel, aber auch aus den USA oder Kanada daheim anzurufen, kostet mit einem Vertragshandy bis zu 1,63 Euro pro Minute, von Ägypten aus sind es sogar 2,99 Euro. Auch eingehende Anrufe schlagen zu Buche. Für den Türkei-Urlauber beispielsweise mit bis zu 69 Cent pro Minute, für den Ägypten-Touristen mit 1,79 Euro. USA-Urlauber zahlen 71 Cent pro Minute, wenn sie angerufen werden, Schweiz-Reisende bis zu 69 Cent. Auch der Datenabruf geht richtig ins Geld. Kurz mal die E-Mails abzurufen, kann etwa in Tunesien 19 Euro pro Megabyte kosten. Wer weiß, dass er im Urlaub häufig im Internet ist, sollte vor der Abreise bei seinem Anbieter spezielle Datenpakete kaufen. Tages- oder Wochenpauschalen sind ab drei Euro pro Tag und etwa fünf Euro pro Woche zu haben.

Was ist mit dem Gebührendeckel?

Ein automatischer Kostendeckel soll Mobilfunkkunden weltweit vor horrenden Rechnungen schützen. Nähert sich ein Reisender beim Internet-Surfen der Obergrenze von 59,50 Euro im Monat, muss sein Anbieter ihn warnen. Notfalls wird die Verbindung gekappt und darf erst auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden wieder freigeschaltet werden. Aber auch diesen Schutz gebe es nicht in jedem Land automatisch, warnt Grund. Reisende sollten vor der Abfahrt bei ihrem Anbieter nachfragen, ob sie sich an ihrem Urlaubsort auf den Kostendeckel verlassen können.

© SZ vom 12.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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