Mobilfunk:Attacke auf das iPhone

Dieser Sommer wird der Sommer der Smartphones. Alle Großen der Branche präsentieren ihre neuen Geräte. Zusätzlich locken sie mit Zusatzsoftware zum Download.

Andreas Grote

Dieser Sommer wird der Sommer der Smartphones. Alle Großen der Branche wie Nokia, Samsung, Toshiba, Blackberry und Palm bringen in diesen Wochen neue dieser schlauen Geräte auf den Markt, die endlich dem iPhone von Apple ernsthaft Paroli bieten sollen. Eines haben sie alle gemeinsam: Jeder Hersteller spendiert seinen Geräteneuheiten einen eigenen Internetladen wie beim iPhone, aus dem sich Hunderte Anwendungen und Spiele, sogenannte Apps, auf das Handy laden lassen - die meisten sind sogar kostenlos. Zudem profitieren auch viele der älteren Handys davon.

Mobilfunk: Nokia, Samsung, Toshiba, Blackberry und Palm bringen demnächst neue smartphones auf den Markt. Sie sollen  dem iPhone von Apple Paroli endlich bieten.

Nokia, Samsung, Toshiba, Blackberry und Palm bringen demnächst neue smartphones auf den Markt. Sie sollen dem iPhone von Apple Paroli endlich bieten.

(Foto: Foto: AFP)

Zusätzliche Software für das Handy ist mittlerweile ein wichtiges Kaufkriterium, denn technisch unterscheiden sie sich nur noch wenig. Das Repertoire reicht von den sozialen Netzen wie Twitter oder Facebook über Anwendungen wie Google Maps, Nachrichten-Lesesoftware und eBay-Zugriff bis hin zu Spielen aller Art. Dass die Nachfrage nach zusätzlichen Programmen groß ist, zeigt der Erfolg von Apple: Bis Anfang Juni wurden mehr als eine Milliarde Apps heruntergeladen und werden Apple dieses Jahr, so Analysten, geschätzte 800 Millionen Dollar Umsatz bescheren.

Programmieren als Hobby

Auch die neuen Stores folgen dem Erfolgsmodell; freie Programmentwickler reichen ihre Software beispielsweise bei Nokia oder Google ein. Die prüfen, ob die Software fehlerfrei und schnell auf den eigenen Geräten läuft und sicher ist. Erst dann wird das Programm zum Download bereitgestellt. Viele programmieren als Hobby und wollen keine Entlohnung, aufwendige Programme dagegen kosten meist zwischen einem und zehn Euro, wobei etwa 30 Prozent beim Store-Betreiber verbleiben, der Rest geht an den Programmierer.

Nicht jeder der Internetläden macht es den Benutzern aber gleich leicht. Apple hat durch den zeitlichen Vorsprung nicht nur die größte Auswahl mit mittlerweile bereits 35.000 Apps. Durch die kinderleichte Bedienung über den großen Touchscreen macht es auch einfach Spaß, mit dem iPhone in den 20 Kategorien und den beliebtesten Programmen zu schmökern und diese dann per WLAN oder Mobilfunk herunterzuladen. Zwar befinden sich im kostenlosen Repertoire auch viele nutzlose Anwendungen. Ein Bewertungssystem lässt aber schnell erkennen, was andere Nutzer über ein App denken und hilft bei der Entscheidung.

Auf der nächsten Seite: Wo Sie neue Anwendungen auf Ihr Handy laden können

Attacke auf das iPhone

Nicht immer neu

Bei der Konkurrenz hakt es dagegen noch. Seit Ende Mai können Besitzer von Nokia-Handys im Ovi Store entweder im Internet (store.ovi.com) stöbern und die Apps via PC auf das Handy überspielen. Neue Handys wie das N 97 oder ältere, die sich zuvor ein kleines Programm mit dem Laden-Knopf installieren, gelangen auch direkt über das Handy in den Ovi Store, was jedoch ohne Datenflatrate teuer wird. Rund 20.000 Programme stehen angeblich bereit - allerdings verteilt auf 75 Nokia-Modelle, sodass jeweils nur einige hundert Apps übrigbleiben, die dazu nicht immer wirklich neu sind. Nutzer bemängeln zudem die umständliche Bedienung des Ovi Store. Auch dass ein Nachladen von gekauften Apps nicht möglich ist, wenn diese durch Handyreparatur oder -neukauf verlorengehen, ist überholt.

Noch am ehesten kann derzeit Googles Android-Markt dem AppStore von Apple Paroli bieten. Er bedient Handys mit Android-Betriebssystem wie das G 1 (T-Mobile), das Magic (Vodafone) und bald auch ein Smartphone vom Samsung (O 2). Derzeit stehen bereits mehr als 2300 kostenlose Anwendungen zur Wahl, ein Bewertungssystem erleichtert auch hier die Entscheidung. Die Apps können entweder über WLAN oder Mobilfunk direkt auf das Handy geladen werden. Zusätzliche Datenübertragungskosten entstehen ebenso wie beim iPhone nicht, da Android-Handys nur mit Datenflatrate angeboten werden. Ansonsten ist Vorsicht geboten, denn die Mobilfunkbetreiber lassen sich mobile Datendienste noch immer fürstlich bezahlen - ganz besonders dann, wenn man sich mit seinem Handy im Ausland befindet, können horrende Summen zusammenkommen. Sie entstehen teilweise auch dadurch, dass die Apps selbst auf das mobile Internet zugreifen.

Dünne Auswahl

Stores für Blackberry-Handys und dem neuen Palm-Smartphone Pre sollen in den nächsten Wochen öffnen. In den USA und Großbritannien können Blackberry-Nutzer im Application Storefront per Wlan oder Mobilfunk bereits auf mehr als 1600 meist kostenlose Angebote zugreifen, viele ältere Blackberrys ebenso. Aus dem Palm App Catalog kann dagegen nur der Pre laden. Die Auswahl ist hier jedoch noch sehr dünn. Im Herbst will dann auch Microsoft, zeitgleich mit der Fertigstellung seines Handybetriebssystems Windows Mobile 6.5, seinen Store für Handysoftware öffnen, wobei allerdings ältere Geräte völlig außen vor bleiben sollen. Und auch der größte europäische Mobilfunkbetreiber Vodafone will bis zum Herbst eine Betriebssystem-übergreifende Store-Lösung für seine gut 300 Millionen Kunden auf die Beine stellen.

Sieht man vom Android-Store ab, überzeugen die neuen Stores als Kaufargument noch nicht. Dabei hätten die anderen Handyhersteller durchaus einen Trumpf in der Hand, denn das iPhone kann systembedingt nur jeweils ein App ausführen. Andere Smartphones sind schon länger traditionell in der Lage, mehrere Anwendungen parallel auszuführen - zum Beispiel den Kalender zu bearbeiten, Musik zu hören und gleichzeitig im Hintergrund den Instant Messenger laufen zu lassen, ist kein Problem. Auch lassen sich die Programme nicht ausschließlich wie bei Apple im Store des Herstellers kaufen, sondern auch von anderen Internetseiten oder von Programmierern laden, die nicht im Store vertreten sind.

Das erspart Kundenärger wie bei Apple. Für Programme, die Apple nicht in den AppStore aufgenommen hat, haben sich mittlerweile mehrere unabhängige Internet-Läden gebildet. Deren nicht von Apple freigegebenen Apps sind jedoch nur nutzbar, wenn eine von Apple eingebaute Sperre im Betriebssystem geknackt wird - was nach Ansicht von Apple aber illegal ist.

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