Mobiles Geo-Tracking:Facebook: Köder für die Schnäppchen-Jäger

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Facebook will Nutzer verstärkt dazu verführen, ihren Standort preiszugeben. Dafür sollen sie Rabatte bei lokalen Geschäften erhalten. Doch lohnt sich die Idee?

Vor vier Wochen startete Facebook seinen Ortsdienst Places, nun folgt der nächste Schritt, um sich auch auf den Mobiltelefonen seiner 500 Millionen Nutzer etablieren. Die neueste Strategie: Köder für Schnäppchenjäger.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg jagt die Schnäppchenjäger. (Foto: AFP)

Gründer Mark Zuckerberg kündigte einen neuen Dienst an, bei dem Firmen Facebook-Mitgliedern in ihrer Nähe Sonderangebote vorstellen können. Das Angebot mit dem Namen Facebook Deals startet zunächst allerdings nur in den USA.

Nutzer können sich dabei per Handy orten lassen, um dann Preisrabatte von Läden oder Restaurants in der Nähe zu erhalten. Möglich wird dies durch die Öffnung der Geo-Schnittstelle, auf die Entwickler nun zugreifen können - vorausgesetzt, ein Mitglied gibt diese ortsbasierten Daten preis.

Mit dem Schnäppchen-Service gibt Facebook seinen Nutzern einen Anreiz, das Netzwerk auch unterwegs zu nutzen. Das Angebot läuft über den Dienst Facebook Places, bei dem man sich an seinem aktuellen Ort "anmelden" kann. Schon bisher konnte ein Nutzer seinen Facebook-Freunden zeigen, wo er sich gerade aufhält.

Branchen-Experten rechnen damit, dass das Deals-Angebot dem lokalen Dienst einen kräftigen Schub geben wird. Die zunächst mehr als 20 Facebook-Partner überbieten sich zum Start mit Angeboten.

So will die Modefirma GAP 10.000 Jeans an die ersten Facebook-Nutzer verschenken, die in ihren US-Läden "einchecken". Bei H&M gibt es 20 Prozent Rabatt.

Wie groß ist der Geo-Markt?

Eine weitere Neuerung: Facebook-Nutzer können sich auf ihrem Mobiltelefon bei der Plattform anmelden und bleiben eingeloggt, wenn sie auf Apps mit Facebook-Schnittstelle zugreifen. Damit soll bei vielen Mini-Programmen künftig die Facebook-Identität den Hintergrund bilden - was beispielsweise mobile Einkäufe oder Online-Spiele erleichtern soll.

Auf mögliche Datenschutzprobleme angesprochen, erklärte Zuckerberg, Facebook sei auf der sicheren Seite: Für die neuen ortsbasierten Angebote würden die gleichen Regeln wie für das jüngst gestartete Places gelten.

Ortsbasierte Dienste sollen künftig im Werbemarkt eine zentrale Rolle spielen - über Provisionen winken große Gewinnspannen. Allerdings dämmt eine neue Studie aus den USA die überbordenden Hoffnungen erst einmal ein: Einer Untersuchung des Pew Research Center zufolge nutzen derzeit 4 Prozent aller US-Internetnutzer über 18 Jahren Dienste wie Facebook Places, Gowalla oder Foursquare.

Kein Facebook-Handy

Diese recht geringe Verbreitung ist erst einmal nichts Besonderes, da die Geo-Nutzung von Handys erst vor gut zwölf Monaten richtig Fahrt aufnahm. Was bei den Ergebnissen der Telefonumfrage jedoch überrascht: Die Zahl der Geo-Nutzer ist seit Mai um ein Prozent gesunken - allerdings liegt die Fehlertoleranz bei 2,5 Prozent.

Nicht zur Mobilstrategie Facebooks gehört es offenbar, in den Hardware- oder Betriebssystem-Markt einzusteigen. Zuckerberg dementierte am Mittwoch erneut Spekulationen, dass Facebook ein eigenes Mobiltelefon oder ein Facebook-Betriebssystem für mobile Endgeräte auf den Markt bringen wolle. Vielmehr bekräftigen die Ankündigungen die Strategie, Facebook auf allen mobilen Plattformen in eine starke Position zu bringen.

Zuckerbergs erklärtes Ziel ist es, mit Facebook alle Lebensbereiche zu durchdringen.

© sueddeutsche.de/dpa/joku - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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