Microsoft vs. Raubkopierer:Der Piratenjäger

Firmen verlieren Milliarden durch Raubkopien. Bei Microsoft kämpft Keith Beeman dagegen. Doch bald wird seine Aufgabe überflüssig.

Thorsten Riedl

Der weltweit mächtigste Softwarehersteller hat viele Feinde. Die Computerkonzerne Apple oder IBM, die Macher des freien Betriebssystems Linux oder der Suchmaschinenbetreiber Google: Alle wollen ein Stück vom 50-Milliarden-Dollar-Umsatz, den Microsoft jährlich hauptsächlich mit Software für ganz normale Computer erwirtschaftet.

Microsoft vs. Raubkopierer: Keith D. Beeman, verantwortlich bei Microsoft für die Bekämpfung von Raubkopien

Keith D. Beeman, verantwortlich bei Microsoft für die Bekämpfung von Raubkopien

(Foto: Foto: oh)

Die größte Gefahr allerdings sind nicht die Konkurrenten, die größte Bedrohung für Microsoft heißt: illegal kopierte Software. "In der Tat sind Raubkopien unserer Programme gemessen am Umsatz unser größter Rivale", sagt Keith D. Beeman, Verantwortlicher bei Microsoft für die Bekämpfung solcher Plagiate. Mehr als ein Drittel der Computerprogramme des Softwarekonzerns sind gefälscht.

Genaue Zahlen will Beeman für Microsoft nicht nennen, er verweist auf Industrieuntersuchungen. Demnach verliert die Softwarebranche jährlich 40 Milliarden Dollar durch illegale Kopien. Weltweit sind 35 Prozent aller Softwareprodukte gefälscht. "Die Branchenzahlen sind eine gute Näherung", sagt er. "Für einige unserer Produkte sind die Zahlen noch höher, speziell für das Bürosoftwarepaket Office. Bei anderen wie den Produkten für Geschäftskunden liegt die Rate darunter."

Beeman ist der oberste Kämpfer gegen Softwarefälschungen bei Microsoft. Er gibt die Strategie vor. Auf der ganzen Welt sind 500 Mitarbeiter des Softwarehauses mit dem Thema beschäftigt, etwa 300 davon in der Zentrale in Redmond bei Seattle. Zu dem Job als zentraler Fälschungsbekämpfer kam Beeman, 38, begeisterter Wanderer, durch Zufall.

Der Piratenjäger

Im August feiert er sein elftes Dienstjubiläum bei Microsoft. Begonnen hat er bei der Onlinesparte des Konzerns. Im Jahr 2000 wechselte er in die Vertriebs- und Marketingorganisation von Microsoft. "Zu der Zeit hatten wir Teams gegen Raubkopien fast in jeder Niederlassung, aber keine Stelle in Redmond, die sich langfristig mit dem Thema beschäftigte." Beeman war einer der ersten in der Gruppe. Als sein Vorgesetzter Microsoft verließ, übernahm er die Führung.

Die Käufer aufklären, den technischen Schutz in der Software ausbauen und die rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen: Auf diesen Dreiklang fasst Beeman die Aktionen zusammen, mit denen Microsoft die Raubkopiererszene bekämpft. Vor allem die osteuropäischen Märkte bereiten ihm derzeit Sorge. Dort sind mehr als 90 Prozent der Software gefälscht. "Die Durchschnittswerte hierzulande sind ziemlich niedrig", sagt er. Von allen untersuchten Staaten liege Deutschland an der elftletzten Stelle. "Aber beim wirtschaftlichen Schaden, der durch die Kopien entsteht, liegt Deutschland unter den obersten zehn."

Der Kampf von Beeman gleicht dem Rennen zwischen Hase und Igel. Wann immer er neue Ideen hat, sind die Raubkopierer schon da. Damit könnte bald Schluss sein: In der Industrie wird an neuen Formen des Softwarevertriebs gearbeitet. Programme können künftig live über das Internet genutzt werden - zum Teil kostenlos, finanziert über Anzeigen. Bei Google ist das schon möglich, Microsoft will nachziehen. "In einem werbefinanzierten Modell spielen Kopien keine Rolle mehr", sagt Beeman. "So betrachtet, bringt mich das eines Tages um meinen Job."

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