Microsoft:Radikaler Wechsel

Microsoft verabschiedet sich vom PC als Zentrum für das digitale Zuhause. Künftig sollen Nutzer ihre Daten mit "Live Mesh" im Netz speichern.

Mit dem neuen Internet-Service "Live Mesh" leitet der weltgrößte Softwarekonzern Microsoft unter dem Druck wachsender Konkurrenz eine Wende seiner Firmen-Philosophie ein.

Ray Ozzie, ap

Eine neue Ära: Ray Ozzie, designierter Nachfolger von Microsoft-Gründer Bill Gates, erklärte das Internet zum Zentrum für das digitale Zuhause.

(Foto: Foto: ap)

Über den Service können Nutzer künftig ihre Daten im Netz speichern und Software und Datenbestände auf dem PC sowie ihren verschiedenen mobilen Geräten synchronisieren. Alle Geräte sollen zusammenarbeiten, Daten und Software von allen Geräten aus verfügbar sein, erklärte Microsoft-Manager Amit Mital.

Am Dienstag startete ein Testlauf mit zunächst 10.000 Nutzern. Noch vor einem Jahr hatte Unternehmens-Gründer Bill Gates nach wie vor den PC zum Zentrum für das digitale Zuhause und die digitale Büroarbeit erklärt - nun aber wird auch bei Microsoft das Internet zum Zentrum des Geschehens.

Erstmals in der Geschichte des Unternehmens stellte Ray Ozzie als Chef-Software-Architekt und Mit-Nachfolger von Gates die Grundthese des Windows-Herstellers auf den Kopf. In einem von der New York Times zitierten Brief an die Mitarbeiter erklärte Ozzie das Internet statt des PC zum Mittelpunkt.

Kampf um Cloud-Computing

"Das ist ein sehr wichtiges öffentliches Statement", sagte der Analyst Mark Stahlmann der New York Times. Microsoft erkläre damit, dass der Kampf um das sogenannte Cloud-Computing ausgefochten wird. Mit dem englischen Wort "Cloud" für Wolke bezeichnet die Branche Anwendungen und Dienste, die aus dem Internet laufen. In diesem Geschäftsfeld sieht sich der Software-Gigant zunehmend starker Konkurrenz etwa durch Software-Anbieter wie Salesforce.com gegenüber, die Software-Anwendungen über das Web anbieten.

Auch Google setzt den Konzern mit seinen Office-Web-Anwendungen "GoogleApps" unter Druck. "Das ist nicht mehr ein Kampf um die Internet-Suche oder um das Betriebssystem", sagt Stahlmann. "Diese Kämpfe sind ausgefochten und schon gewonnen. Der aktuelle Kampf ist einer, der noch völlig offen ist."

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