Methodik:So haben wir die Parteien-Feeds aufbereitet

Facebook Shooting-Glance

Mein Feed, dein Feed: Wie es in den Facebook-Timelines der Parteien in Deutschland aussieht, zeigt ein neues SZ-Projekt.

(Foto: picture alliance/AP Photo)

Welche Inhalte werden in den Echokammern der Parteien geteilt? Das haben wir gemeinsam mit unserem Partner Storyclash zu beantworten versucht - nach dieser Methode.

Von Thierry Backes und Felix Ebert

Wenn Facebook-Vertreter über den sogenannten "News Feed" sprechen (etwa beim Internationalen Journalismus-Festival in Perugia), dann werden sie sehr schnell sehr vage. Der News Feed ist so etwas wie der Motor von Facebook, ein Konvolut von Algorithmen; sie bestimmen, welche Beiträge in die Timelines von Nutzern gespült werden und welche nicht. Das Ziel: jedem einzelnen Nutzer nur solche Inhalte zu servieren, die ihn auch interessieren - damit er regelmäßig wiederkommt, möglichst lange auf Facebook bleibt und genügend Werbung sieht. Damit verdient das soziale Netzwerk schließlich sein Geld.

Der News Feed ist eines der bestgehüteten Facebook-Geheimnisse. Und es ist unmöglich, ihn bis in die Details nachzubauen - alleine deshalb, weil private Bilder und Videos meist nur für die eigenen Freunde und Familien zu sehen sind. Doch es gibt Wege, sich dem News Feed anzunähern. Ein Beitrag zum Beispiel, der überdurchschnittlich viele Likes, Shares und Kommentare erhält, wird sehr viel wahrscheinlicher in den Timelines der Nutzer auftauchen als ein Beitrag, der das nicht tut.

Welche Posts der Parteien schaffen es in den Facebook-Feed?

Diesen Mechanismus haben wir uns für die Timelines der großen deutschen Parteien zunutze gemacht, die Sie hier einsehen können. Diese Feeds basieren auf der großen Datenrecherche, die die SZ Anfang Mai unter dem Namen "Der Facebook-Faktor" veröffentlicht hat. Dabei haben Redakteure mehr als eine Million öffentliche Facebook-Likes von knapp 5000 politisch interessierten Facebook-Nutzern ausgewertet. Und sie haben analysiert, für welche Fan-Seiten sich die User interessierten, die dem Umfeld einer bestimmten Partei nahestehen (mehr zu dieser Methodik hier).

So bekamen wir einen Einblick in die Echokammern der Parteien und ihrer jeweiligen Follower in Deutschland. Nun wollten wir wissen: Welche Inhalte werden in diesen Facebook-Milieus eigentlich herumgereicht? Welche Posts tauchen in den Timelines der Nutzer auf, die einer bestimmten Partei anhängen? Und wie oft schaffen es die Parteien selbst in die Feeds?

Facebook-Faktor: In der Echokammer

Deutschland vor der Wahl: Facebook ist zu einem entscheidenden Faktor geworden. Wie wird dort Politik gemacht, wie sehen die Facebook-Welten von rechts bis links aus? Die SZ wirft einen Blick in die Echokammern der politischen Lager - lesen Sie hier alle Texte zum Thema.

Für dieses Projekt haben wir zunächst die - gemessen an Likes - 50 beliebtesten Seiten von Nutzern aus dem Umfeld jener sieben Parteien identifiziert, die aller Voraussicht nach im September in den Bundestag einziehen werden. Bei der Linken finden sich etwa die Seiten von Oskar Lafontaine oder Pro Asyl, bei der AfD die von Beatrix von Storch oder Pegida. Die kompletten Listen sind hier einzusehen.

Ausgehend von diesen Listen haben wir zusammen mit unserem Partner, dem Social-Media-Monitoring-Dienst Storyclash, nach Wegen gesucht, die erfolgreichsten Posts aus dem jeweiligen Milieu zu identifizieren. Ausschlaggebend sind am Ende mehrerer Tests der sogenannte Performance Factor eines Posts und die Bedeutung einer Seite im Umfeld der jeweiligen Partei.

Der Performance Factor bemisst anhand von Interaktionen - Shares, Kommentare, Tags (die Markierung von Facebook-Freunden unter einem Post), Likes und anderen Reaktionen -, wie erfolgreich ein bestimmter Post einer bestimmten Seite ist, wenn man ihn mit anderen Beiträgen dort vergleicht. Erzielt zum Beispiel ein Post einer Seite im Schnitt 100 Likes und 50 Kommentare, so erhält ein bestimmter Post dieser Seite mit 200 Likes und 100 Kommentaren den Performance Factor 2 - er ist also doppelt so erfolgreich wie der Durchschnitt.

Betrachtet man den Performance Factor alleine, so hat ein Beitrag der Deutschen Fußballnationalmannschaft bei allen Parteien das gleiche Gewicht: deren Fan-Seite ist etwa unabhängig von politischen Präferenzen ähnlich beliebt, egal ob ein Nutzer beispielsweise der FDP oder der CDU anhängt. Deshalb haben wir den Performance Factor der Posts mit der Bedeutung der Seite in der jeweiligen Echokammer multipliziert. Der Gedanke dahinter: Je mehr Fans der SPD auch die Seite von Martin Schulz liken, desto wichtiger ist die Seite von Martin Schulz für das SPD-Milieu. Wenn also von 100 Menschen, die Posts der SPD auf Facebook ein "Like" gegeben haben, 59 auch Martin Schulz "liken", wird der Perfomance Factor eines Beitrags von Martin Schulz mit 0.59 multipliziert.

Für die Darstellung der Parteien-Feeds greifen wir die 50 Posts mit dem besten Performance Factor in den letzten 24 Stunden aus dem jeweiligen Milieu ab, verrechnen sie mit der Bedeutung der Seite für die Partei und zeigen die 30 Posts mit dem besten Ranking an. Weil wir die Feeds jede Stunde aktualisieren, bleiben sie stets aktuell, voraussichtlich bis zur Bundestagswahl.

Übrigens: Facebook arbeitet nach einem ähnlichen Ranking-Prinzip: Je höher der Ranking-Wert eines Posts, desto prominenter findet er sich in der Timeline. Nur, dass der Nutzer hier nicht weiß, welche Daten in das Ranking einfließen.

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