Matt Farleys größter Hit heißt "The Poop Song". Es ist nicht sonderlich anspruchsvoll, das gibt er selbst zu. Im Prinzip singt er immer wieder ein Wort: "Poop", also Kacke. Auf Spotify wurde das Lied bald 300 000 Mal angehört. Als Künstler ist die Band "The Toilet Bowl Cleaners" gelistet, Farleys Name taucht nirgends auf.
Das ist Teil seiner Kunst. Denn Farley, 37, hat seit 2008 mehr als 18 000 Lieder geschrieben, gesungen und veröffentlicht, unter diversen Bandnamen. Warum Farley das tut? Er hat eine Mission: "Es sollte ein Lied zu allem geben und ich nehme mich dieser Aufgabe an, zum Wohl der Menschheit", erzählt er über Skype, im Hintergrund hängt die Gitarre an der Wand. "Ich werde die Person sein, die Lieder schreibt über Kleidungsstücke und Körperteile und Schreibwaren. Irgendwer muss es ja tun."
"The Toilet Bowl Cleaners" und "The Singing Animal Lover"
Die diversen Bandnamen spiegeln die Themen wider, um die sich die Songs drehen. "The Toilet Bowl Cleaners" haben diverse Alben herausgebracht, darunter "I Love Poop" und "You Thought We Ran Out of Poop Song Ideas. You were Wrong." Weitere Alter Egos von Farley sind "The Singing Animal Lover", "The Very Nice Interesting Singer Man" und "The Singing Film Critic".
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Interessant ist für ihn jedes Thema, das die Leute im Internet suchen. "Viele Leute suchen online nach dem Wort 'Poop'. Ich hatte Glück, dass ich die Idee vor anderen Leuten hatte. Mein 'Poop Song' bekam eine gewisse Aufmerksamkeit und je erfolgreicher du bist, desto höher wirst du in Suchergebnissen gelistet." Wenn sein Plan aufgeht, finden die Leute so seine Lieder - und Farley kann Geld verdienen.
Im letzten Jahr habe er mit dem Verkauf von MP3s auf iTunes und Amazon und dem Streamen von Musik auf Diensten wie Spotify etwa 28 000 US-Dollar eingenommen. Aktuell laufe es gut, erzählt er, immer mehr Leute bäten ihn, eigenkomponierte Songs für sie zu schreiben. 44 Dollar kostet das, und wenn seine Prognose stimmt, könnte er in diesem Jahr 20 000 Dollar allein mit solchen Aufträgen verdienen - plus weitere 20 000 Dollar mit Einnahmen aus seiner riesigen Musikbibliothek.
Selbstdisziplin und sechs Lieder über Kugelschreiber
Aber wie macht Farley das überhaupt? Wie schafft er es, Tausende Lieder im Jahr zu schreiben, bis zu hundert am Tag? "Ich muss sehr fokussiert sein", sagt er, "und mich selbst dazu zwingen, weil es außer mir selbst niemanden gibt, der mir sagt, dass ich das tun muss. Da braucht man viel Selbstdisziplin." Vergangenen Sonntag war er von sechs Uhr morgens bis Mitternacht im Keller seines Hauses, wo er komponiert und aufnimmt.
Die Ideen kommen von selbst, sagt er. "Alles, was mir durch den Kopf geht, schreibe ich auf. Und manches funktioniert besser als anderes." Bei der Menge an Songs, die er schon veröffentlicht hat, kommt es auch mal vor, dass er sich wiederholt: "Aber das macht es noch viel lustiger für die Leute, die sich meine Arbeit anschauen. Sie merken dann: Er hat sechs Lieder über Kugelschreiber geschrieben. Würde ich das merken, ich würde mich amüsieren. Deshalb ist das völlig in Ordnung."
All das mag etwas irre klingen. Doch Farley wirkt im Gespräch alles andere als irre, eher so, als hätte er nur einen etwas kruden Sinn für Humor. "Ich finde mich unglaublich witzig. Manchmal weine ich vor lauter Lachen." Farley erzählt, dass er schon immer viel gemacht habe, Bücher geschrieben, Filme gedreht, Lieder aufgenommen. "Meine Eltern dachten wahrscheinlich, dass ich da irgendwann rauswachsen würde", sagt er. Stattdessen wurde die Musik zu seiner Obsession.
Sein liebster Albumtitel
Sein liebster Titel ist der des zweiten Albums seines Alter Egos "Singing Animal Lover". Es heißt "Fun Songs for Animals; Sing Best Animal Song" (also etwa "Lustige Lieder für Tiere; sing bestes Tierlied"). "Es macht überhaupt keinen Sinn", sagt Farley. "Es klingt, als wäre es von einem schlechten Computerprogramm geschrieben worden, das nicht richtig Englisch kann. Das finde ich zum Schreien komisch."
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Farley schreibt auch ernsthaftere Lieder im Stil von Bob Dylan
Es wirkt so, als sei die ganze Sache nur ein Witz für Farley. Doch er kann auch anders, ernster. Vor Kurzem hat er eine Schallplatte veröffentlicht, die Lieder darauf gibt es nicht online. Wer sie hören will, muss die Platte kaufen. "Ich habe ganz normale Lieder geschrieben. Auch wenn ich es mag, Lieder über Kacke zu singen, ist eigentlich Bob Dylan mein Lieblingsmusiker. Und ich wollte versuchen, ein paar ernsthaftere Lieder in seinem Stil zu schreiben." 31 von den 300 Platten hat er bisher verkauft. "Ein Anfang", sagt er.
Auch abends arbeitet Farley an neuen Stücken, wenn er von seinem eigentlichen Job zurück ist. 38 Stunden pro Woche arbeitet er in einer Wohneinrichtung für Jugendliche. Doch wenn es nach ihm geht, würde er die Musik zu seinem Hauptberuf machen. 45 000 Dollar müsste er im Jahr dafür mindestens einnehmen, sagt er, "ein Mittelklasse-Einkommen hier in der Gegend, in der ich lebe", eine gute halbe Stunde nördlich von Boston.
"Ich bin der beste Songwriter des 21. Jahrhunderts"
Und was passiert, wenn er diese Summe nicht erreicht? Farley hat sich eine Deadline gesetzt, seinen 40. Geburtstag, im Juni 2018. "Wenn ich bis dahin nicht Vollzeit Musik mache oder die Dinge sich in die richtige Richtung entwickeln, dann war's das. Dann werde ich die Welt dafür bestrafen, dass sie mich nicht unterstützt hat und mich komplett zurückziehen. Keine Alben mehr, keine Songs für Podcasts, nichts."
Ob er das durchhalten würde? Schließlich ist die Musik für ihn mehr als nur ein Hobby. "Ich denke, dass ich der beste Songwriter des 21. Jahrhunderts bin", sagt er, "aber ich bin da natürlich auch etwas voreingenommen." Ganz unernst meint er diese Aussage nicht: "Ich glaube, die Schönheit liegt darin, dass ich lächerliche Lieder über lächerliche Themen schreibe, aber wenn man sie eine Weile lang anhört, dann merkt man: Sie sind auch gut. Lieder über Tierkacke haben kein Recht, so gut gemacht zu sein."
