Marissa Meyer:Yahoo ist wieder auf der Suche

File photo of Yahoo CEO Marissa Mayer delivering her keynote address at the annual Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas

Marissa Meyer will Yahoo wieder nach vorne bringen - und sucht nach guten Wegen dafür.

(Foto: REUTERS)
  • Die US-Firma Yahoo will sich in Zukunft wieder stärker auf die Internet-Suche konzentrieren. Die Allianz mit dem Suchdienst von Microsoft, Bing, wird aufgekündigt.
  • In den USA gehört Yahoo immer noch zu den meistbesuchten Seiten im Netz - das Internet konnte die Besuche jedoch zuletzt immer seltener zu Geld machen.
  • Die Frage, die sich nun stellt: Wird Yahoo eine Partnerschaft mit Google eingehen?

Von Varinia Bernau

Jerry Yang liebte Sumo-Ringer. Alles, was der Student im Internet über den japanischen Kampfsport finden konnte, trug er zusammen. Damals war das eine knifflige Aufgabe. Denn Anfang der 1990er-Jahre war das Internet noch unerforschtes Terrain. Den dafür entwickelten Kompass nannte Yang Yahoo. Eine Abkürzung mit Augenzwinkern. Sie steht für Yet Another Hierarchical Officious Oracle, übersetzt: noch ein hierarchisches übereifriges Orakel.

Nun, mehr als 20 Jahre später, zeigt das Orakel, das zuletzt in der Bedeutungslosigkeit zu versinken drohte, neuen Eifer. Das Unternehmen will sich wieder stärker auf die Suche konzentrieren - auf jenes Feld also, auf dem einst alles begann und von dem sich der Konzern vor sechs Jahren zurückgezogen hatte. Damals verbündete sich Yahoo mit Microsoft gegen den mächtigen Rivalen Google: Die Antworten auf alle an Yahoo gerichteten Fragen lieferte fortan Microsofts Suchmaschine Bing. Im Gegenzug erhielt Yahoo die Mehrheit der gewonnenen Werbeeinnahmen.

Konzernchefin Marissa Mayer könnte ihre Kontakte zu Google nutzen - oder selbst entwickeln

Diese Allianz schnurrt nun auf ein loses Bündnis zusammen - und könnte in wenigen Monaten bereits vollständig beendet werden. Das geht aus einem bei der Börsenaufsicht eingereichten Dokument hervor. Yahoo hat nun, da die Partnerschaft neu verhandelt wurde, nicht nur einen höheren Anteil an den Werbeerlösen herausgeschlagen. Der Konzern kann die um die Suchergebnisse platzierten Anzeigen auch selbst vermarkten. Greift Yahoo doch auf Microsofts Netzwerk an Werbekunden zurück, so fällt dafür zwar eine Gebühr an. Die Werbeerlöse muss sich Yahoo dann aber nicht mehr mit dem Partner teilen. Das ist vor allem in den USA von Bedeutung. Dort gehört Yahoo nämlich noch immer zu den meistbesuchten Seiten im Netz. Aber dem Unternehmen war es zuletzt immer seltener gelungen, die Zahl der Zugriffe auch in Gewinne umzumünzen. Damit fehlte Yahoo - anders als dem mächtigen Rivalen Google - das Geld, um die Suchmaschine zu verbessern oder gar neue Dienste zu entwickeln.

Von Oktober an, das ist Teil der neuen Absprachen, kann die Partnerschaft von beiden Unternehmen aufgelöst werden. Für Yahoo war dies bislang schwierig, für Microsoft gar unmöglich. Der aufgefrischte Deal sei ein wichtiger Schritt für die "Renaissance" der Firma, schrieb Yahoo-Chefin Marissa Mayer in einem Blogeintrag.

Rivale für Google?

Die Frage ist nun natürlich, wie diese Renaissance aussieht. Mayer ist selbst Informatikerin und war einige Zeit beim Rivalen Google für die Suchmaschine zuständig. Sie könnte also ihre alten Kontakte nutzen, um eine Partnerschaft mit Google einzugehen. Oder sie könnte ihrem Ehrgeiz nachgeben - und eine eigene Technologie entwickeln lassen.

So kommt also wieder Bewegung in einen Bereich, der eigentlich als abgesteckt galt. In Europa nutzen 90 Prozent der Menschen Google, wenn sie etwas im Netz suchen; in den USA sind es etwa 75 Prozent. Und auch das liegt daran, dass Mayer dort im Zuge einer anderen Partnerschaft die Position von Yahoo gestärkt hat. Seit Dezember ist bei der von der Mozilla-Stiftung angebotenen amerikanischen Version des Browsers Firefox die voreingestellte Suchmaschine Yahoo - und nicht mehr Google. In der europäischen Version ist Google die Standard-Suchmaschine. Diese Einstellung lässt sich zwar ändern, aber das tun die wenigsten.

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