Vom Knochen zum Fairphone:Legendäre Mobiltelefone

1983 brachte Motorola mit dem "bimmelnden Knochen" das erste Mobiltelefon auf den Markt. Das Handy hat unsere Kommunikation massiv verändert - und das gleich zwei Mal in kurzer Zeit. Ein Rückblick in Bildern.

10 Bilder

A Motorola DynaTAC 8000X from 1984

Quelle: Redrum0486/CC-by-sa-3.0

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Am 21. September 1983 erhielt das weltweit erste kommerzielle Mobiltelefon seine Zulassung von der dafür zuständigen US-Behörde Federal Communications Commission (FCC).

Das Motorola DynaTac 8000x hatte mit 800 Gramm das Gewicht einer Mini-Hantel und es war größer als ein Schullineal. Der "bimmelnde Knochen" kostete damals knapp 4000 US-Dollar. Der Akku hielt zwanzig Minuten.

A Motorola MicroTAC 9800x phone from 1989

Quelle: Redrum0486/CC-by-sa-3.0

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Das weltweit erste Klapphandy bringt Motorola 1989 auf den Markt: das MicroTAC 9800X. Nach heutigen Kriterien sieht es aus wie ein Babyfon, es war jedoch das erste Telefon, das man sich tatsächlich in die Hostentasche stecken konnte, wie die Los Angeles Times seinerzeit titelte.

Motorola spielte jahrelang eine der Hauptrollen in puncto Mobiltelefon-Entwicklung. Darauf ist man immer noch sichtlich stolz: Die Selbstbeschreibung auf der Konzernseite ist gespickt mit lauter "firsts", also Innovationen. Das Unternehmen selbst geriet später in eine wirtschaftliche Krise - mittlerweile wurde die Mobilfunksparte von Google geschluckt, nicht zuletzt wegen der vielen Patente, die Erfindungen mit sich bringen.

Ericsson GH172

Quelle: Ericsson

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Die Einführung des Datenübertragungsstandards GSM führte 1992 dazu, dass sich Mobiltelefone weltweit schnell durchgesetzt haben. In Deutschland starteten die digitalen Funknetze D1 und D2. Den ersten internationalen Roaming-Vertrag schlossen Telecom Finland und Vodafone UK ab.

Auf dem Bild zu sehen ist das Ericsson GH172. Bis Ende des Jahres 1992 wurden 30.000 Stück verkauft. In der Werbung für das Handy wurde explizit betont, wie lange mit dem Gerät telefoniert werden konnte: zwei Stunden.

Nokia 6110

Quelle: Trogain / CC-by-sa-3.0

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Nokia war, ähnlich wie Motorola, in den 1990ern ein experimentierender Gigant. E-Mails per Handy abzurufen, das ermöglichte Nokia schon ab 1996. Auch bei vielen weiteren Entwicklungen war Nokia führend: Internetfunktion, Kamera, all diese technischen Fortschritte verbaute das Unternehmen zügig in seine Handys. Mit dieser Strategie hatten die Finnen Erfolg - noch bis 2012 verkaufte Nokia weltweit die meisten Handys.

Gefeiert wurde Nokia Mitte der 1990er Jahre auch dafür, den Spiele-Klassiker "Snake" auf seinen Modellen vorzuinstallieren. Das erste Handy mit Snake war das abgebildete Nokia 6110, es kam Anfang 1997 auf den Markt. Ab jetzt begannen Lehrer sich zu beklagen, dass die Kinder öfter unter die Schulbank schauten als in Richtung Tafel.

Wer Snake kennt und Lust hat, es einigermaßen originalgetreu nachzuspielen: Hier gibt es eine Online-Variante.

Mobiltelefon SL55 von Siemens, 2003

Quelle: OBS

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Siemens hat als eines der wenigen deutschen Unternehmen ebenfalls eine Zeit lang auf dem Markt für Mobiltelefone mitgemischt. Dauerhaft geklappt hat es allerdings nicht: Das Unternehmen wurde 2005 verkauft, an BenQ aus Taiwan. BenQ wiederum stellte kurz darauf einen Insolvenzantrag.

Immerhin: Siemens kann für sich verbuchen, mit dem Modell SL10 als erste Marke das Slider-Telefon eingeführt zu haben, ein Handy mit Schiebe-Funktion (im Bild ein Nachfolgemodell, das SL55).

Motorola RAZR V3i

Quelle: Peterwhy/Wikimedia commons

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Metallfolie statt knubbelige Druckknöpfe, beleuchtete Tasten, das Handy hauchdünn wie eine Rasierklinge: Das Motorola Razr V3 (hier das Modell V3i) wurde bei seiner Einfühung 2004 als Design-Glanzstück gelobt. Bemerkenswert war auch die Farbpalette, die von Mattschwarz, über Pink bis hin zu Gold reichte (in der Sonderedition mit dem Modelabel Dolce & Gabbana). Das Razr V3 gehört zu den meistverkauften Telefonen, in den ersten zwei Jahren soll Motorola mehr als 50 Millionen Stück abgesetzt haben.

US-BLACKBERRY-RIM LAWSUIT

Quelle: AFP

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Streng genommen ist es nur ein Pager, denn mit dem RIM 850 Wirless (hier ein Nachfolgemodell, das bereits den Namen Blackberry trägt) konnte man nicht telefonieren. Dennoch startete die dazugehörige Firma Blackberry ihren Erfolg Anfang 2000 vor allem mit der E-Mail- und Pushfunktion. Das Telefonieren kam erst bei späteren Modellen hinzu.

Handout photo of Apple's new iPhone

Quelle: Reuters

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Das iPhone: Auf den ersten Fotos, die Bildagenturen zur Einführung 2007 verbreiteten, wurde es noch "iPod mobile phone" genannt. In ersten Prognosen hieß es, dass die Handy-Version von Apple wohl ein Nischenprodukt bleiben werde. Zu teuer sei der Kaufpreis. Die Telekom verkaufte es damals für 399 Euro zuzüglich Zweijahresvertrag.

Steve Jobs selbst kündigte das Smartphone mit den Worten an, Apple wolle das Telefon neu erfinden. Keine Tasten zu haben, ist dabei nur die offensichtlichste Änderung, Apps und der dazugehörige Markt ebenfalls. Wer sechs Jahre später einen Blick auf die gängigsten Modelle wirft, kann der Aussage von Jobs also ruhig zustimmen.

Das Smartphone hat die Art, wie Menschen kommunizieren und durch den Alltag wandern, zum zweiten Mal verändert. Das wird deutlich, wenn man bedenkt, dass Smartphones als kleine PCs bezeichnet werden. Alle (organisatorischen) Aufgaben und Möglichkeiten (Musikhören, Telefonieren, Fotografieren, Spiele spielen, Bücher lesen) sind nun auf dem Smartphone gebündelt.

Menschen, die alle fünf Minuten auf Bildschirme starren, sind so omnipräsent, dass das Phänomen einen eigenen Namen bekommt: "Phubbing".

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Quelle: AFP

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Trotz des iPhone-Hypes auf allen Kanälen: Das Unternehmen, das derzeit die meisten Mobiltelefone verkauft ist Samsung. Vor allem die Galaxy-Reihe ist hierbei ein direkter Konkurrent zu Apples iPhone. Im Gegensatz zu diesem fällt die Galaxy-Reihe aber insbesondere durch die Displaygröße auf: Sie sind bis zu fünf Zoll groß.

Seit Smartphones ein Massenartikel sind, kehren sich zwei Trends der Industrie wieder in ihr Gegenteil um. Erstens: Die Telefone werden wieder größer. Zweitens: Die Akkulaufzeit wird wieder kürzer. Aktuelle Smartphones halten kaum einen normalen Arbeitstag durch.

Fairphone

Quelle: Fairphone

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Nach sechs Jahren Smartphone-Entwicklung stellen sich die Käufer neue Fragen: Zwar ist immer noch wichtig, wie gut, schnell und schick ein Telefon ist, ebenfalls in den Fokus rückt aber auch der Aspekt der Herstellung. Woher kommen die Materialien, die in den Smartphones stecken? Unter welchen Bedingungen arbeiten die Menschen daran?

Das erste Smartphone, das auf all diese Fragen eine Antwort geben will - und zwar: "Alles wird fair produziert" -, soll schon im Dezember kommen. Es trägt den programmatischen Namen Fairphone.

© Süddeutsche.de/hatr/mri
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