Lahmgelegtes Firmennetz:Angriff auf Sony

  • Hacker sollen Teile des firmeninternen Computersystems von Sony Pictures lahmgelegt und Forderungen gestellt haben.
  • Unklar ist, ob Kundendaten von dem Angriff betroffen sind.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Das firmeninterne Computersystem von Sony Pictures soll in der Nacht zum Dienstag von Hackern lahmgelegt worden sein. Auf der Website der Film-Abteilung von Sony habe eine Gruppe, die unter der Bezeichnung #GOP auftritt, diverse Forderungen gestellt und davor gewarnt, dass dies "nur der Anfang" sei. #GOP steht für "Guardian of Peace". Dies meldete die Website "deadline.com". Worum es bei diesem mutmaßlichen Erpressungsversuch ging, darüber hatte der Branchendienst keine Informationen. Nur soviel: Bis 18 Uhr New Yorker Zeit würden die Hacker, "private Nutzerdaten" veröffentlichen, hieß es.

Ein ungenannter Mitarbeiter von Sony bestätigte der Nachrichtenagentur Bloomberg einen "Einbruch ins Computersystem". Offiziell sagte das japanische Unternehmen lediglich, es untersuche einen "IT-Vorfall". Dem Branchendienst deadline.com zufolge sind auch das Unterhaltungsangebot Sony Online Entertainment und das Playstation-Netz von Hackern angegriffen worden. Die betroffenen Computer stehen in New York. Als prophylaktische Maßnahme, so meldete mehrere Gamer-Websites, habe Sony ein System in Los Angeles vom Netz genommen.

Ein Sony-Sprecher in Tokio sagte zu Agenturen, Sony Computer Entertainment und das Playstation-Netz liefen störungsfrei. Sony habe keine Hinweise auf einen Daten-Einbruch. Dem Branchendienst Joystiq.com gegenüber erklärte Sony ebenfalls, es gebe keinerlei Hinweise auf einen Angriff gegen das Playstation-Netz. Sony nehme die Behauptungen sehr ernst, "wir überwachen unser Netz sorgfältig". Auch Microsoft, deren Xbox-Netz ebenfalls von Hackern attackiert worden sein soll, dementierte Störungen. In Japan konnten die Websites von Sony am Dienstag störungsfrei aufgerufen werden.

Die Tokioter Börse reagierte ähnlich. Nachdem Sony einen Plan vorgelegt hatte, mit dem das Unternehmen seine kränkelnde Smartphone-Sparte in die Gewinnzone zurückbringen will, legte die Sony-Aktie am Montag und Dienstag um mehr als sechs Prozent zu.

Die Spielekonsole war schon zweimal das Ziel von Angriffen aus dem Internet

Die Töchter Sony Pictures und Sony Entertainment des japanischen Konzerns sitzen in Kalifornien, die japanischen Medien nahmen die Meldungen von den angeblichen Hackerangriffen deswegen kaum zur Kenntnis. Allerdings ist das Netz von Sonys Playstation in der Vergangenheit schon zweimal Opfer ähnlicher Attacken geworden. Vor drei Jahren hackte die Gruppe "Anonymus" die persönlichen Daten von 77 Millionen Playstation-Nutzern. Sony verschwieg den Vorfall zunächst, um ihn dann herunterzuspielen. In der Folge musste das Unternehmen seinen Online-Gaming-Dienst für 24 Tage vom Netz nehmen. Beobachter glauben, Sony spiele die angeblichen Hackerangriffe wie damals erneut herunter.

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