Knopfdruck genügt:Sehnsucht nach der digitalen Uhr

Apple-Fans hoffen, dass ihr Lieblingskonzern die Digitaluhr wieder zum Statussymbol macht. Auf der Entwicklerkonferenz WWDC könnte Firmenchef Cook eine iWatch vorstellen. Seit den ersten Exemplaren in den Siebzigern haben sich die Uhren radikal verändert. Manche waren designt wie Traktorreifen, andere aus einem alten iPod gebastelt. Eine Zeitreise mit Zeitmessern.

Von Hakan Tanriverdi

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Hamilton Pulsar

Quelle: Hamilton Watch Company / Swatch

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Apple-Fans hoffen, dass ihr Lieblingskonzern die Digitaluhr wieder zum Statussymbol macht. Auf der Entwicklerkonferenz WWDC könnte Firmenchef Cook eine iWatch vorstellen. Seit den ersten Exemplaren in den Siebzigern haben sich die Uhren radikal verändert. Manche waren designt wie Traktorreifen, andere aus einem alten iPod gebastelt. Eine Zeitreise mit Zeitmessern.

Die Moderne leuchtete eineinhalb Sekunden: So lange konnte die LED-Anzeige der ersten elektronischen Digitaluhr auf Knopfdruck die Zeit anzeigen. Die Pulsar P1 von Hamilton kam 1972 auf den Markt. Das Gerät zeigte die Zeit nicht mehr mit Zeigern an, bewegt von einem mechanischen Uhrwerk. Stattdessen leuchteten Dioden in Form der Ziffern. Der Zeitmesser kostete etwa so viel wie ein Kleinwagen. 

Klar, dass auch James Bond so ein Luxusobjekt haben musste. Am Anfang von Leben und sterben lassen sahen Zuschauer die Uhr in Aktion. Roger Moore drückt auf den Knopf an der Seite, die Zeit leuchtet auf. Aber eineinhalb Sekunden sind nun einmal sehr kurz. Damit es auch jeder mitbekommt, drückt Moore einfach ein zweites Mal.

G-Shock

Quelle: Casio

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Die G-Shock hat die Anmutung eines Traktorreifens: robust. Wer sie am Handgelenk trägt, will gleich gegen eine Wand klopfen, um sich zu beweisen, wie unkaputtbar diese Uhr eigentlich ist.

Auf dem Markt seit 1983 wird die G-Shock vor allem für Outdoor-Sport genutzt. Denn das Gehäuse der G-Shock ist komplett abgeschlossen, damit keine Staubpartikel eindringen. Wer sie benutzt, legt nicht unbedingt Wert auf Ästhetik. Oder, anders gesagt: Er oder sie bevorzugt Multifunktionalität.

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Quelle: AP

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Die Batterie hält sieben Jahre, das Gehäuse ist wasserdicht - und laut US-Dokumenten könnte eine Person, die diese Uhr besitzt, potenziell Terrorist mit Verbindungen zur al-Qaida sein: die Casio F-91W.

Im Zuge der Hipster-Bewegung in den vergangenen Jahren wurde sie gehäuft an Handgelenken in durchgentrifizierten Vierteln gesehen. Der Hersteller behauptet, die Uhr sei erfolgreich, weil sie "akkurat" sei und wenig koste. Hipster sagen, die F-91W ist genau das, was man von einer Uhr erwartet: gut lesbar. Eine Uhr, die damit zufrieden ist, einfach eine Uhr zu sein.

Die F-91W ist schlicht. Ihre Funktionen beschränken sich auf eine kleine Leuchte, eine Stop- und Kalenderfunktion. Das Datum zeigt sie auch noch an. Das muss reichen.

KATO

Quelle: AP

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Uhren wurden über die Jahre billiger und glichen sich auch in ihren Funktionen einander an. Die Industrie musste also zeigen, dass sie kreativ ist. Regeln gab es keine und so experimentierten die Entwickler. Von Uhren mit Taschenrechnern zu Uhren mit integrierten Spielen wie Space Invaders war alles möglich.

Dieses Modell, die Casio WQV-1, wird streng genommen in eine andere Kategorie gesteckt, nämlich in die der Digitalkameras. Wer sie trägt, kann Fotos schießen. 100 Stück, schwarz-weiß und in einer Auflösung von 120x120 Pixel. Die Bilder können anschließend auf den PC übertragen werden. Zumindest für Schulkinder aber ist eine andere Funktion wichtiger: Fotos können auch vom PC auf die Uhr übertragen werden. Der einfachste Weg zum digitalen Spickzettel - für Schüler mit sehr guten Augen.

COMPUTER IN DER ARMBANDUHR

Quelle: DPA

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Es reicht nicht aus, eine gute Idee zu haben, es muss auch die Zeit gekommen sein, in der Käufer diese Idee annehmen.

Zum Beispiel die Ruputer-Modelle von Seiko (oben zu sehen: Ruputer Pro). Eine Uhr, die vom Hersteller Seiko als "OnHand"-PC vermarktet wurde. Ein kleiner PC zum Mitnehmen. Aus dem Zeitalter der Smartphones beurteilt sogar sehr klein, denn die Ruputer Pro hat eine Festplatte von zwei Megabyte - heute nicht mehr wirklich ernst zu nehmen.

An sich eine gute Idee, seinen Computer mitzunehmen, unterwegs Aufgaben zu erledigen. Es war nur noch nicht die richtige Zeit. 

Tattoo artist Dave Hurban displays an iPod Nano which he has attached to his wrists through magnetic piercings in his wrist in New York

Quelle: REUTERS

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Das ist Dave Hurban. Er tätowiert gerne - und er ist ein Fan seines iPod-Nano. Aber ist ein iPod überhaupt noch eine Digitaluhr? Darüber könnte man wohl streiten. Musik hören kann man damit ja schließlich auch.

Aber im Falle von Hurban machen wir eine Ausnahme. Der Tätowierer trägt seinen iPod - als Uhr - am Handgelenk. Wie das geht, hat er in einem Youtube-Video dokumentiert. Er hat sich vier Magnete in den Körper implantiert. Die ziehen den iPod an.

Pebble

Quelle: Thorsten Riedl

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So erfolgreich, dass sie das Design sprengt: Die Pebbles Uhr ist crowdgefunded, das heißt, Menschen haben eine von den Herstellern genannte Geldsumme vorgeschossen, um die Finanzierung der Uhr zu ermöglichen. Die Macher wollten 100.000 US-Dollar. Bekommen haben sie mehr als 10 Millionen. Mit so viel Geld hat die Crowdfunding-Plattform Kickstarter nicht gerechnet, die Seite kann den Endbetrag nicht einmal richtig anzeigen.

Die Pebbles wird von den Herstellern als "erste Uhr fürs 21. Jahrhundert" bezeichnet. "Unendlich anpassbar" mit austauschbaren digitalen Zifferblättern und "brauchbaren internetfähigen Apps". In unserem Test kommen wir zu einem anderen Urteil. So richtig clever, so richtig angekommen im 21. Jahrhundert ist diese Uhr doch noch nicht.

© Süddeutsche.de/jab
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