Jugendschutz im Internet:"Mädchen stört pornographischer Spam"

Nazi-Propaganda, Hinrichtungsszenen, Pornofilme: Die Psychologin Christa Gebel erklärt, wie Eltern ihre Kinder im Internet schützen können.

Nina von Hardenberg

SZ: Frau Gebel, im Internet sind Pornofilme, Hinrichtungsszenen und rechtsradikale Propaganda mehr denn je verfügbar. Sind die Kinder in Gefahr?

Jugendschutz im Internet: Christa Gebel

Christa Gebel

(Foto: Foto: oH)

Christa Gebel: Das Internet birgt auf jeden Fall Risiken für Kinder und Jugendliche. Neben den unkontrollierten Bildern ist heute der Mangel an Datenschutz eine Gefahr. Jugendliche haben hier oft noch kein ausgeprägtes Problembewusstsein. Sie gehen sorglos mit ihren Daten um.

SZ: Und stellen Bilder von sich oder ihren Freunden ins Netz?

Gebel: Ja, gerade der Umgang mit der Privatsphäre Dritter ist ein Problem. Das muss nicht böswillig sein, aber die Folgen werden oft nicht abgeschätzt. Wenn ein Bild einmal im Netz ist, ist es fast unmöglich, es wieder zu löschen. Man kann zwar bei den Communities darauf bestehen, aber oft ist es dann schon kopiert oder weitergeleitet worden. Was im Netz ist, ist im Netz. Es ist darum wichtig, Jugendliche auf solche Risiken aufmerksam zu machen.

SZ: Sie haben Eltern zum Internet befragt, was sind deren Befürchtungen?

Gebel: Vor allem Eltern aus bildungsbenachteiligten Schichten stehen dem Internet oft hilflos gegenüber, weil sie kaum beurteilen können, was da passiert. Das gilt aber auch für Eltern, die selbst das Internet nutzen, aber eben auf andere Weise. Da gibt es eine große Kluft zwischen den Generationen. Die Eltern wünschen sich alle mehr Informationen, aber auch mehr Unterstützung. Sie fordern zum Beispiel, dass die Schule das entsprechende Wissen vermittelt.

SZ: Und was sagen die Jugendlichen?

Gebel: Die sehen auch die Risiken. Sie klagen etwa darüber, dass sie im Chat belästigt werden und wünschen sich Strategien, wie man damit umgehen kann. Mädchen stört der pornographische Spam. Sie wünschen sich Schutz davor.

SZ: Müssten die Gesetze strenger sein?

Gebel: Die nationale Gesetzgebung wird hier immer an ihre Grenzen stoßen. Ich glaube, man muss auch auf freiwillige Vereinbarungen setzen. Auch die Jugendlichen müssen lernen, dass sie füreinander Verantwortung haben. Sie sind ja nicht nur Opfer, sondern stellen zum Teil selbst Sachen ein, die für Jüngere nicht ohne Risiken sind.

SZ: Und was können die Eltern tun?

Gebel: Eltern können sich für das interessieren, was ihre Kinder im Internet machen. Sie sollen nicht gleich versuchen, alles zu kontrollieren, sondern nachfragen und sich was erklären lassen. Wenn man Jugendlichen nicht von Anfang an restriktiv begegnet, demonstrieren sie ihr Expertentum auch gerne. Das haben wir in Forschungsprojekten so erlebt.

Christa Gebel ist Medien-Psychologin am Institut für Medienpädagogik in München. Für eine Studie zum Jugendmedienschutz hat das Institut im Jahr 2007 Eltern und Jugendliche zu ihrem Umgang mit dem Internet befragt.

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