20 Jahre World Wide Web:Am Anfang war der Hyperlink

WWW - drei Buchstaben, eine Erfolgsgeschichte. Vor 20 Jahren ging der erste Webserver ans Netz und machte die digitale Welt massenkompatibel. Wie das Web zu einem Medium für Jedermann wurde und wie es sich über die Jahre verändert hat.

Bildern.

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BERNERS-LEE

Quelle: ASSOCIATED PRESS

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Tim Berners-Lee (Archivbild aus dem Jahr 1998) ist der Vater des World Wide Web (WWW) - doch über das Geburtsdatum seines Kindes herrscht Uneinigkeit wie sonst nur bei afrikanischen Fußballern oder alternden Hollywood-Diven.

Im März 1989 schrieb der britische Physiker am europäischen Kernforschungszentrum Cern in Genf einen Projektantrag über eine "große Hypertext-Datenbank mit maschinengeschriebenen Verbindungen." (Original hier)  Diese Verbindungen nannte er "Hyperlinks"  - sie wurden zum Schlüsselelement im Aufstieg des WWW. Das ging ...

Erster Webserver Cern

Quelle: Coolcaesar at en.wikipedia, CC

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... am 6. August 1991 ans Netz, in Gestalt des ersten Webservers (rechts) - es war die eigentliche Geburt des Webs. Wer begreifen möchte, warum das WWW zum Erfolg wurde, muss sich das Internet zu diesem Zeitpunkt vor Augen führen: Zwar gab es das Internet, also ein Netzwerk räumlich getrennter Computer, damals schon länger als 20 Jahre, doch die Systeme zum Austausch waren häufig inkompatibel, es gab keine gemeinsame Benutzeroberfläche für die Informationen.

(Bildquelle)

Erste US-Website im Internet aus 1991

Quelle: AP

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Berners-Lee änderte das - vor allem, um die Informationsverwaltung am Cern zu verbessern: Die Informationen konnten nun in Hypertext-Dokumenten (http) zusammengefasst werden, um per Link von Dokument zu Dokument zu springen, programmierte er eine rudimentäre Software, die er "Browser" nannte, aber nur auf einem einzigen System, den Next-Rechnern, funktionierten. Die erste Webseite (Foto) war folglich nicht viel mehr als ein vernetztes Textdokument.

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Quelle: AFP

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In den folgenden beiden Jahren wuchs das Web rasant, aber unkontrolliert. Unter anderem ging 1993 das Weiße Haus unter whitehouse.gov online. Bill Clintons Vizepräsident Al Gore (links neben Clinton) galt als Fan des Internet und war auch daran beteiligt, Geld für eine Organisation zur Standardisierung des WWW locker zu machen. Am Ende unterstützten das US-Verteidigungsministerium und die Europäische Komission das "W3C-Konsortium". Das soll seitdem verhindern, dass unterschiedliche Technologien sich so verändern, dass die Vernetzung unwirksam wird.

NETSCAPE

Quelle: AP

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Dass das WWW auch für Privatpersonen interessant wurde, hat mit Marc Andreessen zu tun.  Der Amerikaner entwickelte 1994 den Netscape Navigator (im Bild eine spätere Version), der sehr schnell zum Erfolg wurde, da er auf Windows-PCs lief und einfach zu bedienen war.

Windows-Hersteller Microsoft ließ sich das nicht lange bieten - und begann in den Jahren darauf mit der Entwicklung eines eigenen Browsers, des Internet Explorers, den das Unternehmen mit seinem Betriebssystem auslieferte - ein Schritt, der Netscape Ende des Jahrtausends in der Versenkung verschwinden ließ.

AOL

Quelle: AP

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In den USA begannen nun  immer mehr Provider wie AOL und Compuserve die Modem-Einwahl ins Internet zu ermöglichen. Die Daten flossen dabei allerdings so zäh durch die Telefonleitungen, dass das Web sehr textlastig blieb. Dennoch kamen die Nutzer, und damit auch die Kunden - ein Trend, der in Deutschland erst gegen Ende des Jahrtausends (hier: Cebit-Archivbild einer AOL-Präsentation von 1998) einsetzte. Das WWW wurde ...

BEZOS

Quelle: AP

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... deshalb bald auch für kommerzielle Zwecke interessant. Gleich drei bekannte Unternehmen gingen 1995 online: David Filo und Jerry Yang gründeten Yahoo, Pierre Omidyar Ebay und Jeff Bezos (hier im Archivbild aus dem Jahr 1999) Amazon. Bezos ist noch heute Chef des Online-Versandhändlers, der damals aber den technischen Gegebenheiten entsprechend ...

Screenshot Amazon 1996

Quelle: Screenshot: fg2.com

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... etwas karg aussah (hier ein Screenshot der Seite im Jahr 1996).

Larry Page und Sergej Brin, Gründer der Internet-Suchmaschine Google, 2004

Quelle: AP

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Von Beginn an orientierten sich Webnutzer an Verzeichnissen oder mit Hilfe von Suchmaschinen. Yahoo begann als simples Webverzeichnis, Suchmaschinen wie Fireball führten den Nutzer zumindest zu halbwegs ordentlichen Ergebnissen, Webringe vereinten Seiten zu bestimmten Themen. 1998 jedoch begann ein neues Zeitalter: Larry Page (links) und Sergei Brin gründeten Google. Die Suchmaschine setzte sich schnell durch, weil sie weit relevantere Ergebnisse als die Konkurrenz lieferte.

GERMAN STOCK EXCHANGE

Quelle: AP

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Das Web als Raum der unbegrenzten kommerziellen Möglichkeiten: In diesem Geist gründeten zahlreiche Jungunternehmer Ende der Neunziger neue Internet-Firmen mit teils absurden Geschäftsmodellen. Der Telekom-Börsengang (Bild vom Starttag in Frankfurt) war dabei noch einer der kleineren Unfälle. Weil Online-Auktionshäuser für Operationen oder die Vermietung der eigenen Backe für Internet-Liebesbotschaften keine Kunden, dafür aber eine Menge Startkapital einsammelten, platzte die Internet-Blase im Jahr 2000.

FILE - U.S. SET TO MARK 5-YEAR ANNIVERSARY OF 9/11

Quelle: AFP

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Der 11. September 2001 markierte auch für das Internet einen Wendepunkt: Zwar verfolgte ein Großteil der Menschen die Geschehnisse über das Fernsehen, doch auch Webseiten der Nachrichtenportale waren so stark frequentiert, dass sie teilweise zusammenbrachen.

In den Wochen danach brachten zahlreiche Menschen im Web ihre Meinungen und Gefühle zu den Anschlägen zum Ausdruck - die Möglichkeiten des WWW als Dialogmedium wurden damit auch einer breiteren Masse von Menschen bewusst. Doch weil nach den Anschlägen das Misstrauen der Sicherheitsdienste wuchs, begann damit auch die Zeit, in der Forderungen nach der Überwachung des Internets lauter und auch erfüllt wurden.

Zehn Jahre Wikipedia

Quelle: Robert Schlesinger/dpa

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Ebenfalls 2001 entstand die Online-Enzyklopädie Wikipedia. Den Versuch, die Informationen im Netz zu ordnen, dachte das Wikipedia-Gründerteam um Jimmy Wales nun ambitioniert weiter: Die Internet-Nutzer sollten kollaborativ das Weltwissen in einer Online-Enzyklopädie niederschreiben  - ein gewagtes Experiment, das zum Erfolg wurde.

Blogger Hilton arrives at the 2009 American Music Awards in Los Angeles

Quelle: REUTERS

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Dass das Web kein Konsum-, sondern ein Partizipationsmedium ist, zeigt sich seit der ersten Hälfte der Nullerjahre, in der Blogs und kleinere Online-Communitys eine immer größere Rolle spielten. Gerade in den USA wurde das Web zu einem Ort der Gegenöffentlichkeit, vor allem als Gegenpol zu der Politik des damaligen Präsidenten George W. Bush. Während Blogs hierzulande oft immer noch Hobbyprojekte sind, agieren sie in den USA lnägst als kleine Medienunternehmen, wie der hier abgebildete Klatschblogger Perez Hilton.

Mark Zuckerberg , Facebook

Quelle: AP

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20 Jahre World Wide Web:Facebook_Facelift_NYBZ132

Das Netzwerk, das der damalige Harvard-Student Mark Zuckerberg 2004 gründete, sollte erst Jahre später für Furore sorgen: Facebook, ursprünglich als Studentennetzwerk gedacht, besitzt inzwischen mehr als 700 Millionen registrierter Mitglieder und dominiert derzeit neben Google das Web wie keine andere Plattform.

Chad Hurley and Steve Chen, co-founders of YouTube, pose after a news conference in Paris

Quelle: Reuters

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2005 waren die Internet-Verbindungen bereits merklich schneller geworden, was auch das Hoch- und Runterladen von Dateien erleichterte. Videos hatten bereits in den Jahren zuvor eine Rolle gespielt, doch die Erfindung der ehemaligen Paypal-Mitarbeiter Chad Hurley (links), Steve Chen und Jawed Karim (nicht im Bild) sollte Bewegtbilder im Internet revolutionieren: Youtube ermöglicht es Internet-Nutzern, Videos hochzuladen. Inzwischen wächst die seit 2006 zu Google gehörende Plattform jede Minute um 48 Stunden an neuem Material.

MacWorld, Steve Jobs

Quelle: AP

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Seit der Vorstellung des iPhones durch Apple-Gründer Steve Jobs im Jahr 2007 wird das Web auch mobil genutzt - gleichzeitig fürchteten Pessimisten, dass die Smartphone-Apps das Surfen im Browser ablösen würde. Eine unbegründete Angst, bislang zumindest.

Ende des Internets

Quelle: Screenshot: Onlinewahn.de

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Und nun? Die Menschen werden noch eine längere Zeit das Internet vorwiegend über den Browser erkunden. Eine Garantie, dass das WWW nicht irgendwann Geschichte ist, gibt es nicht. Doch das Web lernt dazu: Neue Techniken wie HTML5  - eine Weiterentwicklung von Berners-Lees ursprünglicher Dokumentensprache - ermöglichen es, Internet-Inhalte im Web ohne lästige Zusatzprogramme und Plugins zu präsentieren. Das Web, dem der Physiker einst das Leben schenkte, wird älter - und besser.

© sueddeutsche.de/joku
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