Parodius: Der Titel, naja: Es geht um ein klassisches Shoot-em-Up, oder "Shmup", wie die Kurzform bequemerweise lautet. Der Spieler steuert ein Raumschiff (oder etwas ähnliches) durch das Weltall (oder etwas ähnliches), während von der Seite Asteroiden oder feindliche Raumschiffe (oder etwas ähnliches) ins Bild geflogen kommen. Und wenn so ein Spiel Parodius heißt, dann soll es wohl genau diese Spiele parodieren. Indem es all die oben genannten Elemente durch entfernt ähnliche ersetzt.
Ja, man konnte auch Raumschiff fliegen, wenn man das unbedingt wollte. Vic Viper und Twin Bee hießen zwei der vier möglichen Spielfiguren, und ihre Gefährte sahen einem Raumschiff zumindest ähnlich. Aber warum sollte man mit ihnen herumfliegen, wenn es auch einen Weltraum-Pinguin und einen intergalaktischen Oktopus zur Auswahl gab? Letzterer war mein Favorit. Er verschoss aus seinem Fischmund kreisförmige Wellen, mit denen es aufgrund ihrer Form deutlich einfacher war, auch kleine Gegner zu treffen. Und außerdem: Ein Oktopus! Im Weltraum!
Ob es wirklich der Weltraum war, den man in Parodius von irgendwelchen Gefahren befreite, habe ich nie herausgefunden. Manchmal war am unteren Bildschirmrand Wasser zu sehen, am oberen manchmal eine Steindecke. Und die spärlichen englischen Texte waren für mich damals sowieso unverständlich. Die Gegner, mit denen man es zu tun bekam, gaben auch nur wenig Aufschluss darüber, was zur Hölle auf dem Gameboy-Bildschirm eigentlich passierte: hüpfende Osterinsel-Steinköpfe mit Kopftuch; aus Schatztruhen ausschwärmende Space-Wespen; ein fliegendes Piratenschiff mit freundlich grinsendem Katzenkopf am Bug; oder diese unheimlich dahinstaksende riesenhafte Nachtclub-Tänzerin mit ihrer treuen Pinguin-Leibgarde.
Alles egal: Parodius war eines dieser Spiele, das keinerlei Einspielzeit braucht. Kaum war der Gameboy an, ertönt das charakteristische Gedudel. Und 30 Sekunden später tobte bereits der unglaublich kurzweilige Weltraum-Irrsinn auf dem winzigen Bildschirm. Und ich mit meinem Oktopus, die wir versuchten, etwas Ordnung in dieses Chaos zu bringen.
Matthias Huber