IPTV:Ein Kabel für alles

Fernsehen übers Internet wird immer beliebter. Doch halten die Angebote das, was sie versprechen?

Von Andreas Grote

Bei 99 Prozent aller deutschen Haushalte kommt das Fernsehprogramm noch klassisch auf die Mattscheibe: per Außenantenne, Satellitenschüssel oder über einen Kabelfernsehanbieter. Mit dem Ausbau schnellerer Internetverbindungen ist es mittlerweile auch sinnvoll, das Fernsehprogramm über das Internet auf den Fernseher zu holen.

IPTV: Fernsehen aus dem Internet hat viele Vorteile. IPTV ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn ein ausreichend schneller DSL-Anschluss vorhanden ist.

Fernsehen aus dem Internet hat viele Vorteile. IPTV ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn ein ausreichend schneller DSL-Anschluss vorhanden ist.

(Foto: Foto: reuters)

Die Technik heißt kurz IPTV (Internet Protokoll Fernsehen). Drei Unternehmen bieten dies an: T-Home, Alice und Arcor. Dabei kommen Telefon, Internet und Fernsehen über ein einziges Kabel ins Haus. Die IPTV-Angebote haben einige Vorteile gegenüber dem klassischen Fernsehen.

Zwingend für einen IPTV-Vertrag ist ein DSL-Anschluss beim gleichen Anbieter. Wer bereits einen Telefonanschluss bei T-Home besitzt, kann auf eines der drei Entertainment-Pakete aufstocken und spart sich dadurch den einmaligen Anschlusspreis, der bei Alice und Arcor immer anfällt.

Die Entertainment-Pakete enthalten neben dem Fernsehempfang über IPTV alle einen Telefon- und DSL-Anschluss sowie Flatrates für Gespräche ins deutsche Festnetz und Surfen im Internet.

Das günstigste Paket heißt Entertainment Comfort, beinhaltet einen 16 Megabit schnellen DSL-Anschluss und kostet mit 49,95 Euro lediglich zehn Euro mehr als der Tarif Call&Surf Comfort von T-Home, der nur Telefonie und Internet beinhaltet. Die jeweils zehn Euro teureren Entertainment-Pakete Comfort Plus und Comfort Premium bieten einige weitere Funktionen sowie zusätzliche Programme.

Bei Alice und Arcor ist IPTV als Option zu einem bereits bestehenden DSL-Vertrag buchbar und kostet etwa zehn Euro zusätzlich im Monat. Unter dem Strich ist T-Home zwar rund zehn Euro teurer im Monat als ein vergleichbares Angebot der Konkurrenz, bietet aber dafür auch das weitaus leistungsfähigere Paket. Allerdings bindet T-Home den Kunden zwei Jahre vertraglich. Bei Alice und Arcor kann der Kunde schon nach kurzer Zeit kündigen, wenn ihm das Angebot nicht zusagt.

Ein Kabel für alles

Nichts für langsame Leitungen

Da beim Empfang des Fernsehprogramms über die Internetleitung sehr viele Daten übertragen werden, ist IPTV erst dann sinnvoll, wenn ein DSL-Anschluss mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von mindestens sechs Megabit pro Sekunde zur Verfügung steht.

Anderenfalls kann es bei der Übertragung zu Aussetzern kommen, wenn der Verbraucher gleichzeitig fernsieht, im Internet surft und noch per Internet telefoniert. Besser ist daher ein 16-Megabit-Anschluss.

Sollen mehrere Computer im Haushalt gleichzeitig auf das Internet zugreifen können, ist eine noch schnellere Datenleitung mit 25 oder gar 50 Megabit zu empfehlen. Das kann von den drei IPTV-Anbietern derzeit nur T-Home über den schnelleren DSL-Nachfolger VDSL bieten.

Das Angebot ist derzeit in 27 Ballungsgebieten verfügbar. Unabhängig vom Entertainment-Paket kostet der 25-Megabit-Anschluss zehn Euro Aufpreis im Monat, der 50-Megabit-Anschluss 15 Euro. Wer statt des analogen Anschlusses eine ISDN-Leitung benötigt, zahlt weitere vier Euro im Monat.

Bei der Programmauswahl ist IPTV dem digitalen und analogen Kabelanschluss überlegen. T-Home und Alice bieten rund 70 freie Sender, darunter alle öffentlich-rechtlichen und privaten, die zur gewohnten Grundausstattung gehören. Zusätzlich können bis zu 40 Pay-TV-Sender gebucht werden.

Alice und Arcor bieten daneben noch den digitalen Empfang von 60 freien Radiosendern, was bei T-Home fehlt. Exklusiv bei T-Home gibt es aber die Möglichkeit, die Bundesliga zu buchen. Alle IPTV-Anbieter bieten zudem die Möglichkeit, unabhängig vom Fernsehprogramm Videofilme bei Bedarf abzurufen.

T-Home kann dabei mit seinem Videoportal Videoload auftrumpfen, Alice und Arcor haben weniger und eher ältere Filme im Angebot. Ein Film kostet je nach Aktualität einen bis mehrere Euro und kann dafür 24 Stunden lang angeschaut werden.

Empfang in hoher Auflösung noch unausgereift

Der Empfang von hoch auflösendem Fernsehen, HDTV, ist hingegen noch dürftig. Alice und Arcor bieten hier gar kein Bildmaterial an, bei T-Home gibt es nur Filme über Videoload in HDTV. Voraussetzung ist allerdings aufgrund der dafür hohen Datenfülle ein VDSL-Anschluss.

Auch das zeitversetzte Fernsehen, Timeshift genannt, beherrscht im Prinzip nur T-Home: Laufende Sendungen lassen sich dank Zwischenpufferung auf der Festplatte um eine beliebige Zeit zurücksetzen oder anhalten. Bei Arcor kann das Programm nur noch einmal von Anfang gestartet werden, was jedes Mal 49 Cent kostet und auch nur bei wenigen Sendern funktioniert.

Wer kein schnelles DSL erhält, findet in den Kabelnetzbetreibern eine gute und teilweise sogar günstigere Alternative. Bei Unitymedia enthält das etwa 21 Euro pro Monat teure Angebot 3-Play-Digital-TV mit 60 Sendern, Internet mit sechs Megabit und Telefon sowie zwei Flatrates. Kabel Deutschland verlangt für das Paket rund sechs Euro mehr.

Hinzu kommt bei beiden der Kabelanschluss für etwa 17 Euro. Weitere Fernseher im Haushalt können ohne weitere Digitalreceiver das analoge Kabelprogramm empfangen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: