iPhone 6s:Wie Apple ein gutes Smartphone noch besser macht

Handout shows the new iPhone 6s during a product teardown by iFixit

Die Analysten von iFixit haben das iPhone 6s auseinandergeschraubt, um die Innereien zu untersuchen.

(Foto: Reuters)

Das iPhone 6s ist eines der teuersten Smartphones der Welt - und eines der besten. Doch auch andere Hersteller haben schöne Handys.

Von Helmut Martin-Jung

Immer wenn Apple ein neues Smartphone mit einem "s" als Namenszusatz vorstellt, spult die PR-Abteilung der Kalifornier dieselbe "Ja, aber"-Platte ab. Dieses Mal, es geht um das seit vergangenem Freitag verfügbare iPhone 6s und seinen großen Bruder 6s+, tönt die Melodie besonders eindringlich. Das Handy, sagen die PR-Leute immer wieder, sehe zwar aus wie der Vorgänger, aber . . . Ja, was nun aber?

Schon das Glas (besonders gehärtet) und das Aluminium des Gehäuses (Apple verwendet nun welches aus dem Flugzeugbau) sei neu. Ganz besonders aber das Innenleben: Das Rechner-Herz noch einmal deutlich schneller, die Grafikeinheit auch. Der Fingerabdrucksensor reagiert schneller. Man bemerkt den Unterschied, groß ist er bei normaler Nutzung aber nicht.

Kleine Abkürzungen dank 3-D-Touch

Doch es gibt ja auch Neuerungen, sogar eine, die noch keiner hat: Der Bildschirm der neuen Geräte reagiert auf Druck. Und zwar in mehreren Stufen. Da Apple die Programmierschnittstelle dazu geöffnet hat, wird sich das nette Feature, das der Hersteller 3-D-Touch nennt, bald auch in Spielen finden. So könnte man beispielsweise in einem Rennabenteuer auf diese Weise Gas geben. Im normalen Smartphone-Leben tut der druckempfindliche Bildschirm in etwa das, was die rechte Maustaste bei (igitt!) Windows-Rechnern tut: Er ruft eine Art Kontext-Menü auf.

Bei der Kamera-App lässt sich so zum Beispiel wählen, ob man etwa ein Selfie machen will, was dann ein paar zusätzliche Klicks erspart. Im E-Mail-Programm lässt sich damit schon mal einen Blick auf die E-Post werfen, ohne sie dafür öffnen zu müssen. Will man das, drückt man noch etwas fester und verzögerungsfrei erscheint die E-Mail auf dem Schirm. Sie lässt sich im Guckloch-Modus aber auch gleich löschen oder beantworten. Dazu schiebt man das Bild zur Seite oder nach oben.

Ein bisschen Übung verlangt das feste, das noch festere Drücken und das gleichzeitige Schieben zwar schon. Aber man findet doch ziemlich schnell Gefallen an den kleinen Abkürzungen, die halt auch Apple-typisch nett gemacht sind.

Live-Fotos bringen Harry-Potter-Feeling

Dass die Kamera auch mehr leistet als beim Vorgängermodell, überrascht dagegen wohl niemanden. Manche Apple-Fans wird aber vielleicht enttäuschen, dass die neuen Handys zwar Videos in superscharfer 4-K-Auflösung machen, das kommende neue Apple-TV sie aber nicht abspielen kann. Ein bisschen Harry-Potter-Feeling hat bei den "s"-Modellen auch Einzug gehalten: Bei sogenannten Live-Fotos wird zusätzlich zum Standbild eine sehr kurze Videosequenz erfasst - das Bild wirkt wie belebt, bringt aber die volle Auflösung mit, die Apple nun auf 13 Millionen Bildpunkte hochgeschraubt hat.

Die digitale Assistentin Siri, die Apple erstmals im iPhone 4s präsentierte, hat ebenfalls dazugelernt: Weil der für sie zuständige Chip nun direkt in den Haupt-Chip der neuen iPhones integriert wurde, kann er äußerst stromsparend darauf lauschen, ob jemand die Dienste der sprachgesteuerten Assistentin in Anspruch nehmen will. Dazu spricht man bloß das Codewort "Hey Siri". Apple bietet bei der Einrichtung des Telefons an, die Stimme des Benutzers zu erfassen, damit das Handy nicht jedesmal aufwacht, wenn jemand das Codewort spricht. Bei unseren Tests reagiert das Gerät trotzdem auch auf Befehle anderer.

In der Assistenzfunktion steckt zurzeit auch noch ein Fehler, der es unter Anwendung einiger Tricks auch bei gesperrtem Handy ermöglicht, auf Kontakte und Fotos zuzugreifen sowie Nachrichten zu verschicken. Wer sichergehen will, verbannt Siri vom Sperrbildschirm, das lässt sich in den Einstellungen unter dem Punkt "Touch ID & Code" anpassen. Der Fehler betrifft alle Apple-Mobilgeräte, die mit dem System iOS ab Version 9 laufen.

Der Preis für das neue iPhone: gewohnt hoch

Für seine neuen Handys ruft Apple, wie man es von dem Konzern aus Cupertino kennt, sehr ambitionierte Preise auf: Die günstigste Variante des 6s mit 4,7-Zoll-Bildschirm und nur 16 Gigabyte Speicherplatz kostet bereits 739 Euro, mit 64 Gigabyte sind es 849 Euro, mit 128 gar 959 Euro. Für das 5,5 Zoll große iPhone 6s+ beginnen die Preise bei 849 und reichen hinauf bis zu 1069 Euro.

Da guckt mancher potenzielle Kunde dann doch schon mal bei der Konkurrenz. Denn schon seit Längerem ist Apple weder technisch noch beim Design der Konkurrenz noch haushoch überlegen. Auf dem Papier bieten die Spitzenmodelle der Konkurrenz, etwa von Samsung, Sony oder LG, oft mehr oder zumindest eine ähnliche Leistung. Während deren Preise aber fallen, kann Apple ein weitaus höheres Niveau halten. Das merkt auch, wer sein altes iPhone wieder verkaufen will - man bekommt dafür mehr als für ein Modell der Konkurrenz.

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