Internetaktion gegen Republikaner:Santorum und der Analsex

Rick Santorum möchte mit homophoben Sprüchen Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner werden. Schwule Aktivisten rächen sich dafür mit einer sogenannten "Google-Bombe": Wer nach Santorum sucht, bekommt erstaunliche Treffer. Der konservative Hardliner ist nicht das einzige Opfer dieser neuen Form der politischen Attacke.

Hannah Beitzer

Lieber einen Vater, der im Gefängnis sitzt, als zwei schwule Papas - mit solchen Aussagen will Rick Santorum Präsidentschaftskandidat für die US-Republikaner werden. Der konservative Hardliner lässt keine Gelegenheit aus, gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften und Homosexualität zu wettern. Kein Wunder also, dass Amerikas Schwulen-Bewegung schlecht auf den Politiker zu sprechen ist, der bei den ersten republikanischen Vorwahlen in Iowa mit nur acht Stimmen Rückstand Zweiter wurde.

Rick Santorum

Rick Santorum gilt als Schwulen-Hasser - die homosexuelle Community rächte sich mit einer Google-Bombe.

(Foto: AP)

Aktivisten rächten sich an Santorum auf ganz besondere Art und Weise, wie zuletzt das Handelsblatt berichtete: Wer den Namen des Politikers bei Google eingibt, erhält als ersten Treffer die Seite spreadingsantorum.com. Dort erfährt der politikinteressierte User Erstaunliches: Santorum ("San-TOR-um") sei ein Nebenprodukt von Analsex. Klickt man weiter, erfährt man in einem Blog alles über Rick Santorums schwulenfeindliche Äußerungen.

Santorum wurde Opfer einer sogenannten Google-Bombe. Ein Suchbegriff, wie zum Beispiel eben "Santorum", wird dabei von möglichst vielen Nutzern gezielt mit einer bestimmten Webseite verlinkt - so dass diese weit oben bei Google erscheint, wenn nach dem Begriff gesucht wird.

Besonders Politiker werden auf diese Art und Weise gerne der Lächerlichkeit preisgegeben. Eine der ersten bekannten Google-Bomben traf den ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush. Gegner des Politikers verbanden 2003 den Begriff "miserable failure" (erbärmlicher Versager) mit einem biographischen Text über Bush. Genauso schlimm erwischte es den Schweizer Politiker Christoph Mörgeli, der mit dem Begriff "Progandaminister" verbunden wurde oder Tony Blair, auf dessen Webseite im Jahr 2005 stieß, wer den Begriff "liar" (Lügner) bei Google suchte.

Das ist noch nett im Vergleich zu dem, was dem inzwischen verstorbenen polnischen Präsidenten Lech Kaczyński passierte: Ein Hobby-Hacker manipulierte Google mit einem selbstgebastelten Programm so, dass jeder, der den Begriff "Kutas" (Schwanz) in die Suchmaschine eingab, als ersten Treffer die Webpräsenz des Präsidenten erhielt. Geradezu harmlos nimmt sich da die Google-Bombe namens "Experiment Kohlkopf" aus, mit der Angela Merkel im Jahr 2005 veralbert wurde.

Die Bombe gegen Rick Santorum wurde bereits 2003 gezündet - damals hatte er den Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche mit Homosexualität und Liberalismus in Verbindung gebracht. Der Aktivist und Autor Dan Savage rief daraufhin seine Leser dazu auf, sich eine möglichst eingängige Definition für "Santorum" auszudenken - Gewinner wurde das Analsex-Nebenprodukt. Savage richtete die Seite spreadingsatorum.com ein, auf die seitdem eifrig verlinkt wurde. Gerade versuchen die Anhänger der Aktion, für ihre Definition von "santorum" einen Platz im Oxford English Dictionary zu erkämpfen. Eine andere, vielleicht etwas zweifelhafte Anerkennung bekamen sie schon im Jahr 2004: Die American Dialect Society kürte "santorum" damals zum "unverschämtesten Wort des Jahres".

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