Internet-Suche:Die Antwortmaschine

Viele mögliche statt der einen richtigen Antwort: Suchmaschinen bieten oft tausende Treffer an - die aber nicht korrekt sein müssen. Doch bald sollen sie Fragen auch verstehen und die richtige Lösung berechnen.

H. Martin-Jung

Wie groß ist Tom Cruise? Die Frage ist so populär, dass man sie bereits als Vorschlag bekommt, wenn man ins Eingabefeld der Internet-Suchmaschine Google gerade erst die Worte "wie groß" getippt hat. Beantwortet wird die Frage jedoch nicht.

Internet-Suche: Hochleistungsrechner bearbeiten Suchanfragen im Internet in Sekundenbruchteilen. Die richtige Antwort kommt dabei nicht immer heraus.

Hochleistungsrechner bearbeiten Suchanfragen im Internet in Sekundenbruchteilen. Die richtige Antwort kommt dabei nicht immer heraus.

(Foto: Foto: ddp)

Auf verschiedenen Trefferseiten finden sich unterschiedliche Werte. Auf anderen Seiten wird das Problem diskutiert, dass niemand genau wisse, wie großTom Cruise ist. Eine neue Internet-Suchmaschine will nun solche Probleme bei der Internet-Recherche lösen. Im Mai soll sie online gehen, entworfen hat sie der Physiker Stephen Wolfram.

"Die perfekte Suchmaschine würde genau erkennen, was der Nutzer meint, und genau die Ergebnisse anzeigen, die er sich wünscht", hat Larry Page, einer der beiden Google-Gründer, mal gesagt.

Doch Fragen wie die nach der Größe eines Schauspielers überfordern ein System wie Google, das mit ausschließlich statistischen Methoden herauszubekommen versucht, was der Benutzer sucht. Das neue Projekt will dieses Problem lösen. Es ist bislang geheim und wird in Fachkreisen vor allem wegen der Person heiß diskutiert, die dahintersteckt.

Millionen mit Rechenformeln verdient

Wolfram erregte vor sieben Jahren mit einem 1200-Seiten-Wälzer namens "A New Kind of Science" Aufsehen, in dem er behauptet, einfachste Rechenregeln könnten das gesamte Universum erklären. Raum, Zeit und Materie würden sich aus ein paar Zeilen von Computercodes entwickeln lassen.

Wolfram stammt aus Großbritannien, publizierte mit 16 Fachaufsätze und promovierte mit 20 am California Institute of Technology. Er fand mit seiner Theorie nicht allzu viel Anklang bei Fachkollegen. Trotzdem nutzen viele von ihnen ein Programm namens Mathematica, das Wolfram einst schrieb.

Die Millionen, die er mit Mathematica und seiner Firma Wolfram Research verdient, steckte der schillernde Physiker nun offenbar in sein neuestes Projekt Wolfram Alpha. Gesehen haben den Prototypen bisher nur wenige. Einer von ihnen - und der Einzige, der bisher darüber berichtet hat - ist der amerikanische Internet-Unternehmer Nova Spivack.

Das Besondere an Wolfram Alpha sei, dass das System Antworten auf Fragen berechne und nicht nur auf der Grundlage statistischer Wahrscheinlichkeiten aus einer Datenbank hole, schreibt Spivack auf seinem Blog. Um das zu leisten, habe Wolfram eine Art Baukasten entwickelt.

Die Antwortmaschine

Auch Deutschland ist interessiert

Die typischen Bestandteile von Fragen, die Menschen stellen, habe Wolfram in ein System von Programmbausteinen zerlegt. Diese würden wie Legosteine zusammengesetzt, um die Fragen der Nutzer in eine für Maschinen verständliche Sprache zu übersetzen. Als Basis für die Antworten dienen Fakten und Informationen, die Wolframs Mitarbeiter in jahrelanger Arbeit gesammelt und in das System eingegeben haben.

Suchmaschinen, ja überhaupt Computersysteme, die verstehen, was Menschen wollen, sind auch in Deutschland ein großes Thema für die Spitzenforschung. Das von der Bundesregierung geförderte Projekt Theseus etwa sucht nach Wegen, die inhaltliche Bedeutung von Informationen zu erkennen und einzuordnen.

Forscher und Partner aus der Industrie arbeiten an Projekten, die automatisch Ordnung in große digitale Informationssammlungen bringen sollen. Das könnte irgendwann dazu führen, dass es reicht, ins Bordmikro eines Autos den Satz "Ich habe Kopfweh" zu sprechen - und der Bordcomputer sucht dann die nächste Apotheke und empfiehlt ein geeignetes Schmerzmittel.

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