Internet Explorer:Microsoft und Google streiten über Datenschutz

Der US-Softwarekonzern Microsoft wirft Google vor, gegen die Datenschutzregeln des Internet Explorers zu verstoßen. Der Rivale kontert: Microsofts System sei alt und werde inzwischen von mehr als zehntausend Webseiten ignoriert.

Der Cookie-Streit geht weiter: Nachdem Google am vergangenen Freitag eingestehen musste, bei bei Apples Safari-Browsern trotz entsprechender Datenschutz-Einstellungen versehentlich Werbe-Cookies installiert zu haben, wirft nun mit Microsoft der nächste Konkurrent Google Verstoß gegen die Privatsphären-Einstellungen vor.

Microsoft und Google streiten um Datenschutz

Nun streiten sich auch Microsoft und Google über Cookies. Experten halten das Problem für überbewertet.

(Foto: dpa)

Auch dieses Mal geht es um Cookies - kleine Software-Elemente, die von Websites auf den Computern der Nutzer platziert werden. Damit können sie zum Beispiel wiederkehrende Besucher erkennen. Mit Hilfe einiger Cookies kann man aber auch den Weg von Nutzern im Netz nachzeichnen. Sie kommen oft in Werbeanzeigen zum Einsatz und können daher gesperrt werden, ohne dass ein Nutzer Nachteile beim Surfen im Web bemerkt.

Während Safari Cookies von Drittanbietern standardmäßig akzeptiert, funktioniert dies bei Microsofts Internet Explorer anders: Der Browser blockiert einzig die Cookies, die sich nicht an das sogenannte P3P-Format (Platform for Privacy Preferences Project) halten. Bei P3P sollen die Cookies einem Browser mit bestimmten Buchstabenkombinationen anzeigen, wofür sie gedacht sind - etwa für eine Personalisierung der Website oder für Werbezwecke. Dann kann der Nutzer entscheiden, ob er sie zulässt.

Schlupfloch oder altes System?

In einem Blogeintrag erklärt Microsoft nun, die Google nutze eine Lücke in dem System aus: Damit die Funktionen später erweitert werden können, wurde bei der Einführung von P3P im Jahr 2002 beschlossen, dass Cookies mit unbekannten Codes vorerst einfach durchgewunken werden. Microsoft erwäge jetzt, das Schlupfloch zu schließen.

Google konterte, das P3P-Protokoll werde im heutigen Netz kaum genutzt. In einer Studie von 2010 seien unter den mehr als 11.000 Websites, die ohne P3P-Unterstützung arbeiten, auch Microsofts eigene Dienste live.com und msn.com genannt worden.

Der Internet Explorer gilt auch als einziger unter den vielgenutzten Browsern, der die P3P-Technologie unterstützt. "Es ist wohlbekannt - auch für Microsoft -, dass es nicht möglich ist, Microsofts Vorgabe zu erfüllen und moderne Web-Funktionen zu bieten", erklärte Google-Managerin Rachel Whetstone.

"Nicht immer Signal für böse Absichten"

Software-Experten verwiesen sofort darauf, dass etwa auch Facebook einen ähnlichen Weg wie Google geht. Das Freundschaftsnetzwerk pflegt eine enge Beziehung zu Microsoft, das auch Beteiligungen am Unternehmen hält. Auf der Facebook-Hilfeseite heißt es, man unterstütze das P3P-Protokoll nicht, da es seit Jahren nicht weiterentwickelt würde.

Der als konzernkritisch geltende Aktivist Lauren Weinstein riet in seinem Blog bereits vor Tagen dazu, Cookie-Affären nicht immer zu Datenschutz-Skandalen aufzublasen. Die Code-Schnipsel seien weder gut noch böse, sondern Werkzeuge. "Es ist aber nicht nur inakkurat und unangemessen, jeden Fehler in unheimlich komplizierten Softwaresystemen als Signal für böse Absichten zu sehen. Es ist geradezu pervers."

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