Internet der Dinge:So dumm können smarte Geräte sein

Kaffee per Sprachbefehl, Wohnzimmerlampen mit Software-Updates und Kleidung, die man vor lauter Elektronik besser nicht waschen sollte: Vermeintlich smarte Produkte? Oder besonders absurde Ergebnisse der digitalen Welt?

Von Marvin Strathmann

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Kaffeemaschine mit Sprachsteuerung

FILE PHOTO: A Cappuccino stands on a table at a branch of Costa coffee in Manchester

Quelle: REUTERS

Smartphones, Lampen, Spielzeug - alles soll heutzutage aufs Wort gehorchen. Würde es nach den großen Tech-Firmen gehen, dann würden wir wohl mehr mit toten Gegenständen reden als mit lebenden Menschen. Also wird überall eine Spracherkennung eingebaut. Selbst in Kaffeemaschinen. Aber was bringt das? Kaffeepulver und Wasser muss der sprechende Endverbraucher noch immer per Hand einfüllen. Er steht also vor der Maschine, befüllt sie und soll dann ein vorgeschriebenes Kommando von sich geben. Er könnte auch einfach den Knopf drücken. Aber das wäre wohl zu einfach. Stattdessen: "Mach mir Kaffee... Nein, halt, die Tasse fehlt!"

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Elf Stunden für eine Tasse Tee

The Wider Image: Less is less - Japan's minimalists

Quelle: REUTERS

Abwarten und dabei keinen Tee trinken: Ein Drama für den Briten Mark Rittman. Mit seinem smarten Wasserkocher wollte er am Morgen eigentlich nur eine Tasse Tee kochen. Mit einem dummen Gerät hätte es wohl nur zwei Minuten gedauert, dank des smarten Wasserkochers benötigte Rittman elf Stunden. Per Wlan und App wollte er aus der Ferne das Wasser erhitzen, doch der Wasserkocher startete neu und konnte sich nicht mehr mit dem Internet verbinden. Seine Lösungsversuche dokumentierte der Big-Data-Experte auf Twitter, aber die Ratschläge dort brachten ihn auch nicht weiter. Zwischendurch musste er noch im Dunkeln essen, weil seine smarten Lampen ein Update herunterluden und währenddessen nicht funktionierten.

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Aufgeschmissen ohne Internet

Ford auf der NAIAS: Neuer F-150 - Ranger

Quelle: oh

Autos, das sind sozusagen die Wildwest-Pferde von Heute. Werbebilder wie dieses suggerieren, dass man mit ihnen die Weiten unberührter Natur erkunden kann. Blöd nur, wenn sich der naive Großstädter für ein Smart Lock als Zusatzausstattung entscheidet und der Autoschlüssel durch das Smartphone ersetzt wird. Dafür braucht es dann nämlich eine Internetverbindung. Und die gibt es nicht überall.

Das Missgeschick ist einer Familie in den USA passiert. Sie sind raus aus der Stadt gefahren und aus dem Auto gestiegen. Böser Fehler. Denn dort draußen gab es keine Funkverbindung mehr und damit auch kein mobiles Internet für das Handy. Die App auf dem Smartphone konnte sich nicht mit dem Auto verbinden, es blieb zu. Die Ehefrau musste mehr als drei Kilometer laufen, bis sie wieder Netz hatte und einen Freund anrufen konnte. Der brachte dann den echten Autoschlüssel vorbei.

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Lästige Lampen

LED-Lampe

Quelle: dpa

Vernetzte Geräte, so die Legende der Hersteller, machen alles einfacher und bequemer, weil ja endlich alles automatisch geht. Zum Beispiel endlich keine lästigen Lichtschalter mehr betätigen müssen, gerade im Badezimmer, wer weiß, wer da zuletzt hingelangt hat, und wie sauber seine oder ihre Hände waren. Also geht das Licht im Bad einfach automatisch an und aus, wenn jemand den Raum betritt oder verlässt. Mit Bewegungssensoren, smarten Lampen und festgelegten Regeln ist das kein Problem. Eigentlich. Denn auch die intelligentesten Geräte wissen nicht, wer sich wann wo befindet und was die menschlichen Herren wirklich wollen. So mag sich ein geruhsam auf der Toilette lesender Mensch plötzlich im Dunkeln wiederfinden, weil der Bewegungsmelder ihn schon eingeschlafen wähnte.

Noch unangenehmer wird es, wenn die Anwesenheit eines Smartphones das entscheidende Signal für die Wohnzimmerlampe ist: Dann geht die blind umhertapsende Suche nach dem Lichtschalter los, wenn der Partner oder Mitbewohner mal unbedarft das Zimmer verlässt.

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Die Jacke, die niemals dreckig werden darf

Wechselhaftes Wetter in Hamburg

Quelle: dpa

Daheim sind smarte Geräte bisweilen problematisch. Unterwegs werden sie auch mal richtig kompliziert. Zum Beispiel, wenn sogar die Kleidung schon mit einer Internetverbindung ausgestattet ist. Ein Tech-Unternehmen und eine Bekleidungsfirma haben zusammen eine smarte Jacke entwickelt, die alles hat, was man so benötigt: Sie leuchtet oder vibriert, wenn das Handy Nachrichten empfängt, die Ärmel reagieren auf Berührung und Nutzer können darüber ihr Smartphone steuern. Toll. Nur dreckig werden sollte sie nicht. Jedenfalls nicht allzu oft. Wird die Jacke zehnmal gewaschen, gehen die schönen Features kaputt. Und aus der 350-Dollar-Smart-Jacke wird, naja, eine 350-Dollar-Jacke.

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Ihre Fernbedienung ist nun ein Briefbeschwerer

Digitales Antennen-Fernsehen DVB T2

Quelle: picture alliance / Monika Skolim

Selbst wenn mal alles so funktioniert wie gewünscht: Wer sagt, dass das auch so bleibt? Da verweigert die Kaffeemaschine morgens den Espresso, die Lampen haben gerade keinen Wlan-Empfang und der Fernseher bleibt auch noch schwarz. Was ist passiert? Natürlich, der Hersteller lässt sich mit dem neuesten Update mal wieder Zeit, und auf einmal funkt es nicht mehr so richtig zwischen Fernbedienung und TV. Oder, noch besser: Der Hersteller hat sogar bereits ganz aufgehört, die Software noch zu aktualisieren. Wenn das passiert, dann ist der Totalausfall nur noch eine Frage der Zeit. Aus smarten Geräten werden dann furchtbar dumme Briefbeschwerer. Und wer bekommt im Zeitalter der Digitalisierung schon noch analoge Post?

© SZ.de/mahu/fued
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