Internet-Betrug:Warum Spam-Botschaften aus Nigeria kommen

Wieso geben sich Betrüger in Spam-Mails als nigerianische Prinzen und Millionäre aus? Der Autor einer neuen Studie hat nun eine simple wie überraschende Antwort gefunden: Je haarsträubender die Geschichte, desto höher die Betrugschancen.

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Symbolbilder, wie wir sie lieben: Spam und Scam sind kein nigerianisches Phänomen - doch wer an Prinzen glaubt, ist leichter reinzulegen.

(Foto: Reuters)

Erst heute meldete sich wieder mein alter Freund Jerry Okoro wieder. Er arbeitet für Nigerias staatliche Ölgesellschaft und bat mich, ihm meine Kontonummer für die Überweisung von 40 Millionen US-Dollar zu geben.

Ich konnte ihm leider noch nicht antworten, denn ich musste noch das Angebot von Farida Warizi überdenken. Sie ist Chefin der nigerianischen "Economic and Financial Crime Commission" und möchte mir fünf Millionen Dollar vorläufig anvertrauen. Sie muss Geld außer Landes schaffen, ich erhalte für meine Hilfe eine Provision. Sie benötigt vorher nur ein paar persönliche Informationen.

Warum sind Spam-Mails der sogenannten Nigeria-Connection meist unrealistisch, um nicht zu sagen: blöde? Microsoft-Forscher Cormac Herley ist dieser Frage nachgegangen und hat eine logische wie erstaunliche Begründung gefunden (pdf der Studie hier).

Herley geht davon aus, dass Spammer einen großen Aufwand betreiben müssen, um ihren Opfern Geld abzunehmen: Selbst die Empfänger, die solche Betrugsangebote für realistisch halten, haben zunächst Rückfragen. Womöglich bedarf es weiterer Erklärungen, vieler E-Mails und womöglich sogar einiger Telefonate.

Wer dem Prinzen glaubt, glaubt alles

Internet-Betrug ist allerdings darauf angelegt, effizient zu sein: Es geht also nicht darum, möglichst viele Menschen durch ein realistischeres Szenario dazu zu überzeugen, auf die E-Mail zu antworten - denn womöglich werden diese dann womöglich im zweiten oder dritten Schritt doch noch misstrauisch. Der Profit würde mit einem größeren Aufwand erwirtschaftet und deshalb kleiner ausfallen, wie Herley folgert.

Deshalb wählen die Betrüger ein haarsträubendes Szenario, das jedem normalen Menschen seltsam vorkommen muss. Die Kalkulation: Wer glaubt, ein nigerianischer Prinz würde ihm tatsächlich einen Teil seines Vermögens anvertrauen, ist so leichtgläubig (meist handelt es sich um ältere Menschen), dass er sich womöglich auch in den nächsten Phasen der Abzocke hinters Licht führen lässt.

Unnützes Wissen: Wer auf solche Tricks hereinfällt, wird in Nigeria "Mugu" (sinngemäß "Vollidiot") genannt. Der einzige mir bekannte vertrauenswürdige nigerianische Geschäftsmann aus dem Internet ist übrigens Nigel Soladu aus "Flight of the Conchords" (Teil 1, Teil 2).

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