Innovative Geschäftsidee:Brust raus, Bauch rein

Der Amerikaner Jason Sadler promotet über das Internet seinen Torso als Werbefläche. Dieses Jahr ist sein Oberkörper bereits ausgebucht - und er darf sich über 70.000 Dollar freuen.

Angelika Slavik

Jason Sadler sagt über sich, er sei ein typischer American Guy, mit allem, was so dazugehört. Er spiele stundenlang Basketball, ohne Kaugummi gehe er gar nicht erst aus dem Haus, und um seine Kleidung schere er sich überhaupt nicht: "Mode ist etwas für Frauen, finde ich."Trotzdem weiß Jason Sadler schon jetzt, was er an jedem einzelnen Tag bis Juli 2010 anziehen wird. Denn der 27-Jährige ist so etwas wie eine wandelnde Litfaßsäule: Er verkauft seine Brust als Werbefläche.

Modelabels, Pizza-Ketten und Immobilienunternehmen

Über die Internetseite Iwearyourshirt.com können Unternehmen und auch private Kunden seinen Oberkörper für 24 Stunden mieten, um dort ihre Werbebotschaft zu platzieren. Das klingt ein bisschen nach Studentengag, kommt bei den Firmen aber ziemlich gut an: Für die kommenden neun Monate ist Sadlers Torso ausgebucht. Zu seinen Kunden zählen kleine Modelabels ebenso wie Versicherungsunternehmen, Pizza-Ketten oder der Immobilienkonzern Remax.

Der Gedanke hinter Sadlers Geschäftsmodell ist simpel: Nahezu alle großen Firmen hätten T-Shirts als Werbegeschenke, aber kaum jemand würde die auch wirklich tragen, sagt der gelernte Grafiker. "Also habe ich überlegt, ob ich mich dafür nicht bezahlen lassen könnte."

Die meisten Unternehmen, die bei Iwearyourshirt buchen, schicken Sadler dann auch tatsächlich einfach ein T-Shirt mit dem Unternehmenslogo, das er anziehen soll. Manche haben aber auch exotischere Wünsche: Für ein Kosmetikunternehmen warb er in einem Trägershirt mit der Aufschrift "I love Urban Cowgirls", für einen Versandhändler zwängte er sich für einen Tag in ein viel zu enges, pinkfarbenes Damen-Top. Eine Table Dance Bar aus seiner Heimatstadt Jacksonville in Florida verzichtete gleich gänzlich auf Stoff und malte das Emblem des Etablissements direkt auf Sadlers nackten Bauch.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche Zusatzleistungen Jason Sadler seinen Kunden bietet.

Produktpreisung in den höchsten Tönen

Wer Sadlers Torso mietet, bekommt aber nicht nur einen Mann, der mit einem Logo auf der Brust durch eine amerikanische Kleinstadt läuft, den Hund ausführt und mit seiner Großmutter Geburtstag feiert. Für jeden Kunden produziert Sadler auch einen kleinen Werbefilm: Er tanzt, reimt, singt und preist das Kundenprodukt in den höchsten Tönen.

Brust-Tarif steigt kontinuierlich

Die bisweilen schräg anmutenden Videos präsentiert er dann auf verschiedene Plattformen im Internet: Im Kontaktnetzwerk Facebook gibt es Iwearyourshirt ebenso wie bei der Fotobörse Flickr oder beim Kurznachrichtendienst Twitter - und da beginnt die Einzelaktion des Jason Sadler für die Unternehmen interessant zu werden, sagt Torsten Heinson, Chef der Werbeagentur Wunderknaben. Denn Social Media sei für Werbung ein schwieriges Feld. Viele große Agenturen scheiterten regelmäßig bei dem Versuch, die Online Community für die Produkte ihrer Kunden zu interessieren. "Oft werden Hunderttausende Euro ausgegeben, ohne auch nur den geringsten Werbeeffekt zu erzielen", sagt Heinson.

Jason Sadlers selbstgedrehte Videos hingegen wurden allein auf Youtube bisher fast 150.000 Mal angesehen. Zudem ist der Platz auf Sadlers Brust ziemlich günstig: Zu Beginn der Aktion am 1. Januar 2009 kosteten 24 Stunden T-Shirt-Werbung gar nur einen symbolischen Dollar, seither steigt der Tarif kontinuierlich. 70.000 Dollar wird Sadler am Ende diesen Jahres damit verdient haben.

Nicht schlecht für einen 27-Jährigen, aber nicht genug für Jason Sadler. Seinen Job als Grafiker hat er aufgegeben, um zu expandieren: Sadler hat jetzt einen Angestellten in Los Angeles. Iwearyourshirt-Kunden bekommen künftig also zwei T-Shirt-Träger in verschiedenen Staaten, zwei Fotoserien, zwei Youtube-Videos, zwei Auftritte bei Facebook und Twitter. Hält der Erfolg an, will Sadler bald ein ganzes Heer von lebenden Werbeträgern anführen. "Vielleicht könnten Tausende Menschen davon leben", sagt er, "nur davon, dass ich mich nicht für Mode interessiere."

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