Hass-Kommentare auf Facebook:Kleiner Aufwand gegen großen Hass

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres hat Facebook genau 188 Einträge blockiert. Das ist ein Witz.

Von Gökalp Babayiğit

Gerade mal 188 "eingeschränkte Inhalte" - so viele Beiträge hat Facebook im ersten Halbjahr 2015 auf Betreiben der Behörden blockiert, weil sie gegen deutsche Gesetze verstießen. Ein Anstieg zwar im Vergleich zum Vorjahr, aber weit davon entfernt, eine Erfolgsmeldung zu sein im Kampf gegen den Hass im sozialen Netzwerk.

Denn was sind schon 188 gesperrte Beiträge, wenn man im selben Zeitraum von Tausenden Löschanfragen normaler Facebook-Nutzer ausgehen muss, die sich stören an rassistischen Äußerungen und Aufrufen zu Gewalt. Und auf die Facebook nur verzögert oder gar nicht reagiert? Im "Bericht über Regierungsfragen" führt der Konzern penibel nach Ländern gegliedert auf, wie oft Behörden nach Daten gefragt und die Sperrung von Inhalten erwirkt haben. Das zeigt zwar, dass die Institutionen nicht machtlos sind. Trotzdem bleibt es in der Verantwortung von Facebook, dem Hass entgegenzutreten.

Doch bis das Unternehmen hetzerische Beiträge löscht, dauert es immer noch quälend lange. Und wieso ist die Transparenz, mit der das Netzwerk die behördlichen Anfragen belegt, nicht auch sonst möglich? Bis heute verliert Facebook weder über die Menge der Nutzerbeschwerden noch über die konkrete Zahl der daraus folgenden Löschungen auch nur ein Wort. Facebook behält das Problem für sich. Dabei geht es die ganze Gesellschaft an.

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