Hörgames:Grafik für die Ohren

Hörgames verbinden Hörspielelemente mit Computerspielen. In "Blowback - Die Suche" etwa muss der Spieler ein dunkles Unterwasserhotel durchqueren - und folgt nur dem Geräusch seiner eigenen Schritte.

Von Stefan Fischer

"Das ist die Wand", sagt eine Stimme. Kein tumber Aufprall, wie man das von anderen Computerspielen kennt. Nur dieser Satz. Das macht das Stromern durchs Unterwasserhotel Dimah noch demütigender. Man kommt nicht voran, findet Gänge und den Fahrstuhl nicht, endet nach wenigen Schritten immer wieder vor besagter Wand - und bekommt das auch noch in lapidar-mitleidigem Ton reingedrückt. Die Hoffnung, dass sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen, existiert nicht.

Gemeinsam mit der Forschungsgruppe Creative Media an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft hat Deutschlandradio Kultur ein Handy-Game entwickelt, das die Möglichkeiten des Hörspiel-Genres auslotet. In Blowback - Die Suche ist nichts zu sehen außer zwei Schuhabdrücken in der Mitte einer Kompass-Grafik. In den Schuhen steckt die Journalistin Julia Khourim, das Alter Ego des Spielers. Der ist ganz auf sein Gehör angewiesen.

In der Zukunft des Jahres 2047 ist die Wasserversorgung in der Hand von Konzernen, staatliche Stellen mischen mit in dem Kampf um Ressourcen und Monopole. Das Hörspiel Blowback - Der Auftrag erzählt eine Krimihandlung, in der ein mieser Deal ans Licht kommt. Im Game - für das man das Hörspiel nicht kennen muss - geht es darum, dass Khourim einen Informanten findet, der im untersten Stockwerk des Tiefsee-Hotels gefangen gehalten wird.

GRAFIK: (c) Sandra Leidecker

In diesen Schuhen steckt die Journalistin Julia Khourim, das Alter Ego des Spielers, im Handy-Game Blowback - Die Suche von Deutschlandradio Kultur. Grafik: Sandra Leidecker

Spannendes Vorantasten

Orientierung ist nur über Geräusche möglich: Die Klingel des Fahrstuhls oder der Luftzug in einem Schacht zeigen dem Spieler an, wohin er seine Figur navigieren muss. Ein spannendes Vorantasten durch einen Raum, der Gestalt nur vor dem inneren Auge annimmt.

In einer passiveren Rolle ist der Spieler in 39 von WDR und Dear Reality. Hier sind Hörspiel und -game beinahe identisch. In der App navigiert der Spieler durch die Handlung, erschließt die Ebenen der Verschwörungsgeschichte und aktiviert Erinnerungen der Hauptfigur, die wissen will, wer sie töten wollte. Das spielerische Element bleibt überschaubar. Aus der Games-Perspektive bietet 39 aber eine ungewohnt komplexe Narration.

Das Smartphone-Game Blowback - Die Suche gibt es kostenlos im App-Store. Das Hörspiel Blowback - Der Auftrag steht als Stream und Podcast auf deutschlandradio.de zur Verfügung. Der Blog dazu: blogs.deutschlandradiokultur.de/hoergame. Das Smartphone-Game 39 gibt es kostenlos im App-Store und bei Google Play, der zweite Teil wird am 9.2. freigeschaltet. Das zweiteilige Hörspiel 39 wird auf WDR 3 (2. und 9.2., jeweils 23.05 Uhr) sowie 1Live (3. und 10.2., jeweils 23 Uhr) ausgestrahlt und steht anschließend im Hörspielspeicher auf wdr.de zum Download bereit.

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