Hochauflösendes Fernsehen HDTV:Endlich scharf

Mit den Olympischen Winterspielen beginnen ARD und ZDF die reguläre Ausstrahlung ihres HDTV-Angebots. Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um den neuen Fernsehstandard.

Am 12. Februar ist es so weit: Dann beginnen in Vancouver die 21. Olympischen Winterspiele. ARD, ZDF und Arte nutzen das sportliche Großereignis, um mit der regulären Ausstrahlung ihres HDTV-Angebotes (High Definition Television) zu beginnen. Auf die hochauflösenden Bilder warten Besitzer HD-tauglicher Fernseher schon seit Jahren: Nach mehreren sogenannten Showcases, die unter anderem zur Leichtathletik-WM im letzten Sommer stattfanden, startet nun endlich der Regelbetrieb "in scharf".

HDTV Übertragung Fernsehen Hochauflösend ddp

Bereits die Leichtathletik-WM im vergangenen Jahr wurde testweise in HD gesendet

(Foto: Foto: ddp)

Die Nachfrage ist groß: Laut einer Umfrage der Beratungsgesellschaft Goetzpartners können sich 64 Prozent der deutschen Zuschauer vorstellen, ihren Fernsehanbieter zu wechseln, um in den Genuss besserer Bilder zu gelangen. Der Nachholbedarf, so scheint es, ist groß.

Drei frei empfangbare Kanäle werden zunächst angeboten: "Das Erste HD", "ZDF HD" und "Arte HD". Zusätzliche Gebühren werden dafür nicht fällig, die GEZ begnügt sich mit ihrem bekannten Satz. Liegt das Bildmaterial in HD vor, wird auf den HD-Sendern auch hochauflösend gesendet; falls nicht, wird das Video mit technischen Tricks auf die korrekte Auflösung hochskaliert.

HD ist nicht gleich HD

ARD und ZDF setzen auf das sogenannte 720p-Format. Das entspricht Vollbildern mit einer Auflösung von 1280 mal 720 Bildpunkten. Dieses Signal wird auf HD-Fernsehern, die mindestens 1920 mal 1080 Bildpunkte beherrschen, hochgerechnet, was zumeist ohne größeren Qualitätsverlust vonstattengeht. Der Vorteil von 720p: Da stets Vollbilder gesendet werden, gibt es nur wenige Bewegungsunschärfen - ideal für Sport oder schnelle Actionfilme.

Die Alternative zu 720p nennt sich 1080i - sie wird von den Privatsendern (siehe Artikel rechts) bei ihren verschlüsselten Ausstrahlungen im Format HD+ verwendet. 1080i liefert die volle HDTV-Auflösung von 1920 mal 1080 Bildpunkten, arbeitet dafür aber mit Halbbildern, die der Fernseher dann zusammensetzt. Das kann mitunter mehr ruckeln.

Wie kommt HD in den Fernseher?

Wie kommt HD in den Fernseher?

HDTV Receiver

Keine Decoderbox kann alle HD-Angebote anzeigen

(Foto: Foto: oH)

Grundsätzlich stehen für die unverschlüsselten öffentlich-rechtlichen Sender drei Empfangswege bereit: Satellit, Kabel und Internet-TV. Über Satellit ist es am einfachsten. Man benötigt zum Empfang nur eine HDTV-kompatible

Receiverbox. Diese werden inzwischen für unter 150 Euro angeboten. Geräte mit Festplatte für digitale Aufzeichnungen kosten aber mehrere hundert Euro. Alle drei HD-Kanäle der Öffentlich-Rechtlichen sind über den Satelliten Astra zu empfangen.

Zweiter HDTV-Empfangsweg ist das Kabelnetz. Hier kommt es stark auf den jeweiligen Anbieter an. Nach monatelangen Verhandlungen hat sich Ende Januar auch der große Netzbetreiber Kabel Deutschland mit ARD, ZDF und Arte über die HD-Einspeisung geeinigt, andere Konkurrenten hatten schon vorher Verträge. HD funktioniert über Kabel aber nur dort, wo die Leitungen entsprechend ausgebaut wurden. Näheres erfährt man vom Kabelanbieter. Dort gibt es auch Decoderboxen (oft auch zur Miete) oder man kann sie selbst für unter 150Euro kaufen.

Wer es besonders modern mag, kann auch auf Internet-Fernsehen setzen, das über ADSL- und VDSL-Netze, also über das Telefonkabel in die Wohnung kommt. Der größte Betreiber, die Telekom-Tochter T-Entertain, liefert die HD-Programme der Öffentlich-Rechtlichen ab Vancouver. Außen vor bleiben alle, die über Antenne Fernsehen gucken: Über DVB-T wird in Deutschland nicht in HD gesendet.

Was ist mit Altgeräten?

Was ist mit Altgeräten?

Zum Empfang von HDTV benötigt man grundsätzlich einen Flachbildschirm mit "HD Ready"-Logo. Röhrenfernseher taugen nicht mehr. HD-fähige Geräte gibt es von 400 Euro an aufwärts. Wer mehr Bildgenuss möchte, kauft die etwas teureren "Full HD"-Geräte, mit denen dann die Höchstauflösung (1080p, also 1920 mal 1080 Bildpunkte im Vollbild) erreicht wird, die man etwa über einen Blu-ray-Zuspieler erhält.

Grundsätzlich gilt, dass man inzwischen für 800 Euro im Internet und beim Discounter "Full HD"-taugliche LCD-Markengeräte mit der fürs durchschnittliche Wohnzimmer vernünftigen 40-ZollGröße kaufen kann; wer es noch flacher (etwa mit LED-Beleuchtung) und gigantischer mag, zahlt von 1500 Euro an aufwärts. An den Fernseher wird dann noch schnell die HDTV-taugliche Decoderbox angeschlossen, was entweder mit einem einzigen HDMI-Kabel, das Ton und Bild gleichzeitig digital überträgt, oder mit mehreren sogenannten Komponentenkabeln geschieht.

Läuft HD auf dem PC?

Läuft HD auf dem PC?

Da ARD, ZDF und ARTE ihr hochauflösendes Programm unverschlüsselt senden, obliegt die Wahl des Empfangsgerätes dem Zuseher. Auch für Windows-Computer und Apple-Rechner sind HD-taugliche Empfangsboxen oder Einsteckkarten verfügbar. Diese werden per USB-Kabel angeschlossen oder in den Rechner eingebaut und enthalten alle Funktionen, die man auch von einer Decoderbox für den Fernseher kennt. Die Kosten beginnen bei 100 Euro (PC, Hauppauge) beziehungsweise 200 Euro (Mac, Elgato; jeweils für Satellitenempfang). Die Empfangshardware bringt meist auch Aufnahme- und Schnittprogramme mit, mit denen sich dann die schönsten Wettkämpfe der Olympischen Spiele zusammenstellen und anschließend auf DVD brennen lassen. Auch das Vorspulen von Werbung oder das Programmieren von Aufnahmen sind problemlos möglich.

Wie finde ich den richtigen Decoder?

Wie finde ich den richtigen Decoder?

Die Einführung des hochauflösenden Fernsehens HD+ wird bei den Privatsendergruppen RTL Group und ProSiebenSat.1 zum Start des Bezahl-TV: Alle aktuell in HD angebotenen Kanäle, also RTL, VOX, Sat.1, ProSieben und Kabel Eins, werden verschlüsselt. Empfangbar sind die Programme zunächst über den Satelliten Astra. Um sie zu nutzen, braucht man zertifizierte Empfangsboxen.

Die Geräte, die es derzeit von 180 Euro an (zum Beispiel von Humax oder Technotrend) aufwärts gibt, enthalten jeweils zwölf Monate lang freien Zugang zu den Kanälen über eine integrierte Smartcard. Danach muss im Prepaid-Verfahren per Kreditkarte oder beim Fernsehhändler gezahlt werden - voraussichtlich 50 Euro im Jahr. Diese ,,Servicegebühr'' ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass die Sender mittels HD+ die Freiheit des Zusehers einschränken können: Die Decoder können die Aufnahme auf Festplatte verbieten, das Vorspulen von Werbung oder die höchste Auflösung am Ausgang des Geräts unterdrücken.

Immerhin: ,,HD+''-Boxen empfangen auch das unverschlüsselte HD-Programm der Öffentlich-Rechtlichen. Wer aber - etwa für Live-Übertragungen von der Fußballbundesliga - den Bezahlsender Sky nutzen möchte, braucht eine weitere Decoderbox: Sky verlangt ein eigens zertifiziertes Gerät.

Gibt es Alternativen zu den "HD+"-Boxen?

Gibt es Alternativen zu den "HD+"-Boxen?

Wer keine ,,HD+''-Box kaufen will, kann ältere Boxen mit Hilfe eines Kartenmoduls, auch CAM genannt, nachrüsten. Wie viel das kosten wird und wann genau es erscheint, ist nach wie vor unklar - bei den Sendern spricht man vom zweiten oder dritten Quartal dieses Jahres. Genauso unbekannt: Wird eine nachgerüstete Box aufnahmefähig sein? Bislang weiß nämlich noch niemand, ob sich der komplizierte Kopierschutz auf diese Art integrieren lässt. Wer sich mit ,,HD+'' nicht herumschlagen will, hat demnächst im TV-Kabel möglicherweise mehr Freude: Zumindest ein in mehreren Regionen präsenter Netzbetreiber, Tele Columbus, hat inzwischen Verträge mit der RTL Group geschlossen und verhandelt mit ProSiebenSat.1 über eine Einspeisung; bei anderen großen Anbietern wie Kabel Deutschland wird noch diskutiert.

Auch im Kabel werden die HD-Privatsender verschlüsselt sein. Zum Empfang ist ein passender Decoder notwendig, den Tele Columbus derzeit für zwölf Euro im Monat vermietet; er empfängt auch die HD-Programme der Öffentlich-Rechtlichen und enthält einen digitalen Videorekorder. Wer jedoch alle deutschsprachigen HD-Kanäle inklusive Pay-TV empfangen möchte, muss auch im Kabel mit mehreren Boxen hantieren.

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