HD-Fernsehen:Nicht ready

13 Millionen Deutsche besitzen HD-fähige Flachbildschirme. Einige TV-Sender wollen jetzt HD-Sendungen anbieten - doch die können nur wenige TV-Besitzer sehen.

Helmut Martin-Jung

In deutschen Haushalten gibt es 13 Millionen Flachbildschirme, auf denen das Logo "HD Ready" klebt. Inhalte in High Definition, mit schärferem Bild und besserem Ton also, sind bisher aber fast nur im Bezahlfernsehen und auf Konserve mit dem DVD-Nachfolger Bluray zu bekommen.

HD-Fernsehen: Die Mehrheit der deutschen TV-Zuschauer hat erst einmal überhaupt keine Möglichkeit, die HD-Sendungen der Privaten zu sehen. Diese werden nur über Satellit ausgestrahlt - die meisten Nutzer aber sind Kunden bei einem Kabelnetzbetreiber.

Die Mehrheit der deutschen TV-Zuschauer hat erst einmal überhaupt keine Möglichkeit, die HD-Sendungen der Privaten zu sehen. Diese werden nur über Satellit ausgestrahlt - die meisten Nutzer aber sind Kunden bei einem Kabelnetzbetreiber.

(Foto: Foto: Reuters)

Im August nun wollen die Öffentlich-Rechtlichen die Leichtathletik-WM in HD senden, im November sollen - vorerst nur über Satellit - auch RTL und Vox sowie Pro Sieben und Sat1 dazukommen. Eine verspätete, aber doch noch heile Digital-Welt? Von wegen.

Die Mehrheit der deutschen TV-Zuschauer hat erst einmal überhaupt keine Möglichkeit, die HD-Sendungen der Privaten zu sehen. Diese werden nur über Satellit ausgestrahlt, die meisten Nutzer aber sind Kunde bei einem Kabelnetzbetreiber. Die HD-Sportberichterstattung von ARD und ZDF wird immerhin von einigen, jedoch nicht allen Kabelnetzen übernommen.

Ein HD-fähiger Fernseher allein reicht aber auch hier nicht. HD Ready heißt nur, dass das Gerät solche Bilder anzeigen kann. Zum Empfang muss es entweder einen HD-fähigen Receiver eingebaut haben, oder aber man braucht eine sogenannte Set-Top-Box, was weiteres Kabelgewirr bringt - und eine zusätzliche Fernbedienung.

HD-Receiver und Set-Top-Boxen

Noch einen Schritt weiter gehen aber die Privatsender bei ihrem HD-Projekt. Die Verbreitung übernimmt hier der Satellitenbetreiber SES Astra. Wer zum Beispiel einen Blockbuster auf ProSieben in HD sehen will, muss die Set-Top-Box nehmen, die Astra für sein Satellitenangebot HD+ anbieten wird. Noch gibt es aber das Gerät gar nicht, bis zum Start soll es in ausreichender Stückzahl verfügbar sein, verspricht Astra.

Wer bereits einen HD-Receiver hat, geht oft leer aus. Außer den eigenen Geräten werden nur solche akzeptiert, die eine Reihe von Anforderungen zum Kopierschutz erfüllen. Nur bei einem Hersteller lässt sich diese Funktion per Software nachrüsten. Technisch wird der Kopierschutz über Steckmodule gelöst, in die man wiederum eine Chipkarte des Programmanbieters steckt.

Diese Module sorgen nicht bloß dafür, dass die Inhalte verschlüsselt bleiben. Die Sender können auch festlegen, dass es auf Empfangsboxen mit Festplatte nicht mehr möglich ist, Aufnahmen zu machen, die Werbung zu überspulen oder einfach nur die Pausentaste zu drücken, um einen Film später anzusehen.

Schutz des werbefinanzierten Fernsehens

Danach befragt, reagieren die Privatsender schmallippig. "Zum Schutz der HD-Inhalte sind umfängliche Schutzmechanismen möglich - um die Auflagen der Lizenzgeber zu erfüllen und zum Schutz des werbefinanzierten Fernsehens", lässt ProSiebenSat1 ausrichten.

Bei RTL heißt es immerhin, Ziel sei nicht, private Aufzeichnungen zu verhindern, "höchstens die Umgehung der Werbung". Für die Sender sei es "insbesondere bei hochwertigen Inhalten wichtig, die technische Möglichkeit des Kopierschutzes zu haben". Betreiber Astra sieht sich lediglich als Mittler; man könne "den Sendern nicht vorschreiben, was sie machen". Was sich durchsetzt, so Sprecher Markus Payer, werde der Markt entscheiden.

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