Hackerangriff auf Google:China lässt Zensur im Internet eingeschaltet

Der Hackerangriff auf Google hatte 33 weitere Firmen zum Ziel. Das chinesische Regime denkt nicht daran, die Zensur im Internet aufzugeben - im Gegenteil.

Im Streit mit dem Internet-Giganten Google beharrt China auf seine Zensur im Internet - und hat die Medienunternehmen zur Zusammenarbeit mit dem Staat aufgefordert. Pornographie, Hackerangriffe und Onlinebetrug seien die größten Gefahren im Netz, erklärt Regierungssprecher Wang Chen.

Hackerangriff auf Google: China beharrt nach der Google-Drohung auf der Zensur des Internets.

China beharrt nach der Google-Drohung auf der Zensur des Internets.

(Foto: Foto: ddp)

Der US-Konzern Google hat aus Protest gegen Zensur und Hackerangriffe mit seinem Rückzug aus China gedroht und einen Streit zwischen der Volksrepublik und den USA ausgelöst.

Sprecher Wang erklärte, die Internetmedien hätten eine große Verantwortung, mit der Regierung zusammenzuarbeiten. Diese wiederum müsse eine Rolle in der Meinungsführerschaft im Internet spielen. Gerüchte und Falschinformationen im Netz stellten eine Bedrohung für die Gesellschaft dar.

Der Regierungsmann vermied es zwar, Google namentlich zu erwähnen. Seine Äußerungen waren jedoch die erste Reaktion der chinesischen Regierung in dem Disput, in den sich US-Außenministerin Hillary Clinton eingeschaltet hat. Sie verlangt eine Erklärung für die Hackerangriffe. Peking erklärte in seiner offiziellen Reaktion weiter, dass ausländische Internetfirmen in China willkommen seien, wenn sie sich dort "nach dem Gesetz" verhielten. Außenamtssprecherin Jiang Yu sagte, die chinesische Regierung sei gegen "jede Form von Cyber-Attacken".

Im Video: China beharrt auch nach der Google-Drohung auf seine Zensur im Internet und hat die Medienunternehmen zur Zusammenarbeit aufgefordert.

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Ohne direkt auf den Fall Bezug zu nehmen, forderte Chinas Parlamentspräsident Wu Bangguo die USA auf, die "Kerninteressen" der Volksrepublik zu achten. Wie die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, sagte Wu bei einem Treffen mit US-Senatoren, beide Seiten müssten die jeweiligen Interessen berücksichtigen und "sensible Angelegenheiten" richtig handhaben.

Hackerangriff zielte auf 33 weitere Unternehmen

Wie das US-Magazin Wired berichtet, hat der massive Hackerangriff, der Google zu einer Überprüfung seines Engagements in der Volksrepublik veranlasste, auf 33 weitere amerikanische Firmen gezielt. Unter ihnen seien Finanzfirmen und mindestens ein größeres Unternehmen in der Rüstungsindustrie gewesen. Die Angreifer hätten es unter anderem auf wichtige Quellcodes von Programmen abgesehen gehabt.

Der Hackerangriff im Dezember zeige deutliche Ähnlichkeit mit einem ähnlichen Versuch im Sommer 2009, durch eine Sicherheitslücke in dem Programm Adobe Reader wichtige Computerdaten von rund 100 amerikanischen Technologiefirmen zu stehlen. Das berichteten das Magazin und der US-Fachdienst CNET unter Berufung auf Eli Jellenc, den Chef der Internetsicherheitsfirma VeriSign iDefense.

Bei dem Angriff im Dezember auf Google und andere hätten die schädlichen Programme in den infizierten Computern ihre Instruktionen von ganz ähnlichen Serveradressen bekommen wie im Juli, berichtete iDefense, das Kunden unter den angegriffenen Firmen hat. Hinter früheren Hacker-Attacken steckten Gruppen, "die entweder direkt vom chinesischen Staat angestellt oder Amateur-Hacker sind (...) und schon früher US-Firmen angegriffen haben", sagte Jellenc von iDefense.

Wie Google ist auch das US-Softwareunternehmen Adobe Ziel eines Hackerangriffs geworden. Wie das Unternehmen mitteilte, wurde vor einigen Tagen ein "ausgeklügelter" und koordinierter Angriff auf seine Firmennetzwerke und die anderer Firmen bemerkt. Adobe stehe mit den betroffenen Unternehmen in Kontakt. Ob es sich ebenfalls um eine Cyber-Attacke aus China handelte, wurde zunächst nicht bekannt. Wie aus Unternehmenskreisen verlautete, wird wegen der zeitlichen Nähe aber ein Zusammenhang mit den Vorfällen bei Google vermutet.

Die kommunistische Regierung in Peking filtert den Zugang zu ausländischen Internetseiten und verlangt eine Selbstzensur bei Themen wie Tibet. Nach einem Hackerangriff aus China auf seine Webmail-Server hatte das kalifornische Unternehmen Google mitgeteilt, dass es sich nicht länger dieser Zensur beugen werde.

Google erhöht Sicherheit von E-Mail-Dienst

In einem weiteren Schritt erhöht Google nun die Sicherheit seines E-Mail-Dienstes. Alle Daten der Google-Webmail werden ab sofort automatisch verschlüsselt. Bisher galt dies lediglich für die Anmeldung bei dem Dienst mit Nutzername und Passwort.

Die Änderung ist erkennbar an einer neuen Adresse für den Webmail-Dienst, der in den USA als Gmail bezeichnet wird. Bei der Angabe zum Dateiübertragungsprotokoll zu Beginn der Internet-Adresse heißt es jetzt nicht mehr "http", sondern "https" - dies steht für "Hypertext Transfer Protocol Secure". Gegenüber dem Standardprotokoll enthält HTTPS eine zusätzliche Schicht zur Verschlüsselung der Datenpakete. Bisher hatte Google auf diese Sicherung verzichtet, weil es dabei zu einer langsameren Datenübertragung kommen kann. Die Umstellung begann am Dienstagabend.

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