Google-Settlement geplatzt:Weltbibliothek unter Beschuss

Googles Buchprojekt bekommt immer heftigeren Gegenwind. Zuerst platzt ein Übereinkommen mit der US-Buchbranche, nun steht der Internetgigant auch noch in Frankreich vor Gericht.

Auf Klage französischer Verlage steht die US-Internetfirma Google seit Donnerstag wegen der Digitalisierung von Büchern vor Gericht. In dem Verfahren vor dem Pariser Landgericht wird Google Fälschung vorgeworfen, weil der Konzern ohne Genehmigung Bücher elektronisch vervielfältigt haben soll. Google hatte 2005 mit der Digitalisierung von Büchern begonnen, um im Internet eine weltweit zugängliche Großbibliothek bereitzustellen.

Ein weiterer Schlag für den Internetgiganten und seine ambitionierten Pläne, eine Online-Weltbibliothek aufzubauen, nachdem bereits am Mittwoch bekannt geworden war, dass Googles Übereinkommen mit der US-Buchbranche vorläufig gescheitert ist.

Aufschub beantragt

Nach Einwänden des US-Justizministeriums baten die Verleger- und die Autorenvereinigungen das zuständige Gericht, die für Anfang Oktober geplante und möglicherweise entscheidende Anhörung aufzuschieben. Sie bräuchten mehr Zeit, um auf Einwände von Kritikern einzugehen, hieß es in dem Antrag vom Dienstag. Aus der deutschen Buchbranche gab es Applaus. "Das ist ein guter Tag für das Urheberrecht", erklärte Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Auch Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) begrüßte die Entscheidung, den Vergleich vorerst auf Eis zu legen. "Ich bin froh, dass die Parteien im Rechtsstreit um die Google Buchsuche eingesehen haben, dass es so nicht geht: erst Fakten schaffen und dann hoffen, dass ein New Yorker Gericht das legalisiert", erklärte Zypries am Donnerstag in Berlin. "Wir werden nicht nachlassen, uns für die Rechte der deutschen Autoren und Verleger einzusetzen", betonte die Ministerin.

Genau gegen das von der deutschen Justizministerin angeprangerte Verhalten des Suchmaschinen-Anbieters gehen auch der französische Verband SNE, der 530 Verlage vertritt, und der Schriftstellerverband SGDL gerichtlich vor. Die Internetfirma verhalte sich arrogant, wenn sie "Bücher hernimmt und digitalisiert, ohne uns nach unserer Meinung zu fragen", sagte Hervé de la Martinière, zu dessen Gruppe das Verlagshaus Seuil gehört.

Begründete Klage

Gespräche mit Google in den vergangenen Monaten hätten nur das Angebot von Schadenersatz gebracht, "was uns aber nicht interessiert". Der Verlegerverband SNE erklärte, alle Mitglieder stünden inzwischen hinter der Klage. "Wir glauben, dass wir nach französischem Recht jeden Grund haben, Google vor Gericht zu bringen."

Der Prozess fällt in eine neu entflammte Debatte um Google in Frankreich. Anlass sind Gespräche zwischen Google und der französischen Nationalbibliothek über die Digitalisierung ihrer Bestände. Die Bibliothek verweist darauf, dass Google diesen Service kostenlos anbiete, während sie selbst dafür nicht die Mittel habe. Kritiker warnen dagegen vor einem Ausverkauf der französischen Buchbestände. Google hat im Ausland Digitalisierungsabkommen unter anderem bereits mit der US-Kongress-Bibliothek und Universitäten wie Harvard oder Oxford geschlossen.

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