Google gegen Kinderpornografie:Sei nicht böse

Es ist grundsätzlich erst einmal gut, wenn Google einen Mann vor Gericht bringt, der Missbrauchsbilder verschickt. Es ist aber auch eine verflixte Angelegenheit, weil Google sich so zum Hilfssheriff erhebt.

Kommentar von Johannes Boie

Ein Mensch erwischt einen anderen dabei, wie er sich Bilder anschaut, auf denen missbrauchte Kinder zu sehen sind. Er packt den Schuft und bringt ihn zur Polizei. Der Verdacht bestätigt sich, die Sache ist glasklar. Hier gibt es einen Helden und einen Kriminellen.

Wenn nur jeder Fall so einfach wäre. Dass Google nämlich einen Mann in Houston, Texas, vors Gericht brachte, weil der in seinen E-Mails Bilder von missbrauchten Kindern verschickte, ist grundsätzlich erst einmal gut. Es ist aber eben auch eine verflixte Angelegenheit, weil Google sich so zum Hilfssheriff erhebt.

Der Konzern liest eben nicht zufällig eine einzige Mail mit und findet so illegale Bilder. Ganz im Gegenteil, er rastert jede einzelne mit voller Absicht. Das birgt Gefahren, zum Beispiel, dass irgendjemand einmal bestimmt, dass nicht nur nach Missbrauchsbildern gefahndet wird, sondern auch nach politischen Ansichten; oder nach Krankheiten; dass Mails von Algorithmen aussortiert werden und ihren Empfänger nie erreichen.

Technisch ist das längst möglich. Dem stünde aus gutem Grund das Telekommunikationsgesetz im Weg. Rechtfertigen aber der gute Wille und das hehre Ziel möglicherweise illegale Technik? Das Scannen und Mitlesen jeder E-Mail?

Der Leitspruch von Google lautet: Don't be evil, sei nicht böse. Dem wird der Konzern in diesem Einzelfall wohl gerecht. Aber grundsätzlich eben nicht.

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