Google: Datenpanne bei Street View:"Unabsichtlich" ausgespäht

Kleinlautes Eingeständnis: Google hat für seinen Dienst Street View persönliche Nutzerdaten aus WLAN-Netzen aufgezeichnet - auch in Deutschland. Die Panne fiel erst durch einen Zufall auf.

Als "Datenkrake" und "Big Brother" der virtuellen Welt wird Google gerne bezeichnet. Nun macht der US-Internetgigant seinem Image einmal mehr alle Ehre: Google hat eingeräumt, mit seinen Kamera-Wagen für den umstrittenen Dienst Street View persönliche Nutzerdaten aus drahtlosen Computernetzen aufgezeichnet zu haben - darunter auch in Deutschland. "Das war ein Fehler, den wir zutiefst bedauern und für den wir um Entschuldigung bitten", sagte ein Google-Sprecher.

Google Street View, ddp

Für seinen Dienst

Street View

lässt Google Straßen und Häuser fotografieren.

(Foto: Foto: ddp)

Nach Angaben des Unternehmens wurden von offenen WLAN-Funknetzwerken auch sogenannte Nutzdaten (payload) gespeichert, beispielsweise Fragmente von E-Mails oder Inhalte von abgerufenen Webseiten. Bislang hatte Google lediglich eingeräumt, von WLAN-Stationen den Verschlüsselungsstatus der Geräte, eine eindeutigen Seriennummer (MAC-Adresse) und den vom Nutzer vergebenen Namen der Funkstation (SSID) gespeichert zu haben.

Bruchstücke von Nutzdaten

Die zusätzlich gespeicherten Informationen seien jedoch nie benutzt worden, versichert Google. Man erörtere mit den Aufsichtsbehörden in den betroffenen Ländern, wie diese Daten vernichtet werden können. Neben Deutschland und den USA wurden auch in Frankreich, Brasilien und Hongkong Nutzdaten von Internetnutzern aufgezeichnet.

Google kündigte an, das Erfassen von WLAN-Funkstationen durch die Street-View-Autos zu stoppen und auch nicht wieder aufzunehmen.

Für das "unabsichtliche" Ausspähen der Daten machte der Google-Sprecher einen Fehler beim Aufsetzen der Scan-Software verantwortlich. In das Programm sei aus Versehen auch Codes aus einem anderen Projekt eines Programmierers eingeflossen, in dem der Datenverkehr einer Funkstation vollständig analysiert worden sei. Dieser Fehler sei erst aufgefallen, nachdem man sich bei Google intern mit einem detaillierten Fragenkatalog des Hamburger Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar auseinandergesetzt habe.

Bei den gespeicherten Daten handle es sich in der Regel nur um Bruchstücke von Nutzdaten, da der eingesetzte Funkscanner fünfmal in der Sekunde den Empfangskanal wechsle, sagte der Sprecher. Nicht erfasst worden seien verschlüsselte Daten, die beispielsweise im einem Webbrowser mit dem HTTPS-Protokoll geschützt gewesen seien.

Umstrittener Dienst

Dennoch nehme Google den Vorfall sehr ernst und werde nun mit einer "externen Partei" sicherstellen, dass die unrechtmäßig gespeicherten Daten gelöscht werden. Außerdem suche Google in dieser Angelegenheit aktiv den Kontakt zu den Datenschutzbehörden und Regulatoren.

Für Street View lässt Google Straßen und Häuser fotografieren. Datenschützer kritisieren, dass die Fotos auch Privatgebäude zeigen und dies Dieben oder Einbrechern in die Hände spielen könnte. Außerdem sind Menschen und Autos zu sehen, die sich zum Zeitpunkt der Aufnahmen auf den Straßen befinden.

In Deutschland gibt es zahlreiche Widerstände gegen den Straßenfoto-Dienst. Google hatte sich deswegen mit Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) darauf geeinigt, dass der Suchmaschinenanbieter sein neues Angebot in Deutschland erst startet, wenn die von Bürgern eingereichten Widersprüche vollständig umgesetzt sind. So müssen die betroffenen Wohnungen, Häuser und Gärten vollständig unkenntlich gemacht werden.

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