Google-Betriebssystem:Android-Smartphones werden zur Billig-Alternative

Die Zeiten, in denen kein Touchscreen-Handy weniger als 400 Euro kostete, sind endgültig vorbei: Die Preise für Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android sinken rapide. Auf was Käufer nun achten sollten.

Für ein Smartphone mussten Verbraucher bisher tief in die Tasche greifen. Den Eintritt in die bunte Welt der Internet-Apps konnte man sich nur mit einigen hundert Euro erkaufen. Zum Weihnachtsgeschäft 2011 aber wird diese Latte tiefer gelegt. "Wir haben jetzt einen deutlichen Preisrutsch", sagt Dirk Waasen, der Chefredakteur der Fachzeitschrift Connect.

Bei Einsteigergeräten mit dem Google-System Android geht der Trend in Richtung 100 Euro und weniger. Die Android-Plattform bietet den Vorteil, dass sie als Open-Source-Software für die Telefonhersteller ohne zusätzliche Kosten verfügbar ist - auch wenn inzwischen Microsoft versucht, Lizenzgebühren für die Nutzung bestimmter Patente einzutreiben.

Das spiele sicherlich eine Rolle für die Verbreitung der Geräte, erklärt Waasen. "In zwei Jahren wird keiner mehr vom Handy sprechen, das sind dann alles Smartphones." Geräte wie das Huawei X3 gibt es für rund 100 Euro - mit dem aktuellen Android 2.3 (Gingerbread), einem 3,2 Zoll großen Touchscreen (320 mal 480 Pixel), 600 Megahertz-Prozessor und 3,2-Megapixel-Kamera.

"Zielgruppe sind vor allem Käufer, die bislang ein einfaches Handy genutzt haben und sich jetzt für die erweiterten Smartphone-Möglichkeiten interessieren", sagt Europa-Manager Lars-Christian Weisswange.

Abstriche bei der Gehäuse-Qualität

Waasen nennt außerdem das Smartphone Base Lutea 2, das über die E-Plus-Marke Base vertrieben wird, mit Flatrate zu einem Preis von 17 Euro im Monat. Gerätehersteller ist ZTE, das ebenso wie Huawei ein chinesisches Unternehmen ist. "Das war bei uns so überzeugend im Praxistext, dass wir vier von fünf Sternen gegeben haben", sagt der Connect-Experte.

Abstriche muss man nach seinen Angaben allerdings bei der Gehäuse-Qualität machen. Bei solchen Preisen könne man kein Aluminium- oder Titan-Gehäuse erwarten. "Aber unter dem Kleid sind das ordentliche Geräte."

Daneben sollte man auch auf die Bildschirmauflösung achten, empfiehlt Geschäftsführer Arno Becker, dessen Firma Visionera in Bonn unter anderem mobile Lösungen für die Android-Plattform entwickelt.

Vorsicht bei Auslaufmodellen

So verlangten viele Apps eine Auflösung von mindestens 320 mal 480 Pixeln. Bei Geräten mit einem Display von lediglich 240 mal 320 Pixeln könne es zu Darstellungsproblemen kommen.

Wichtig sei auch, dass es sich um einen kapazitiven Touchscreen handle. Bei den älteren, resistiven Touchscreens gibt es nur einen Druckpunkt, so dass keine Mehrfingerbedienung möglich ist. Außerdem seien diese "nicht so empfindlich, und das Tippen auf einer On-Screen-Tastatur wird zur Qual", warnt der Experte.

Wichtig sind nach Darstellung Beckers auch GPS- und UMTS-Unterstützung. Ohne diese Fähigkeiten könnten viele Apps aus dem Android Market gar nicht erst installiert werden. Bei der Android-Version sollte zumindest die Version 2.2 installiert sein, rät Becker und fügt hinzu: "Vorsicht bei Auslauf-Modellen!" Inzwischen setzen die Billig-Herausforderer aus China auch die etablierten Smartphone-Hersteller unter Druck.

Samsung kontert mit dem Galaxy Y, das auf der IFA in Berlin vorgestellt wurde und im Online-Handel zu Preisen ab 139 Euro erhältlich ist. Das Android-Gerät hat einen Single-Core Prozessor mit einer Taktrate von 832 MHz, einen 3-Zoll-Touchscreen und eine Kamera mit einer Auflösung von 2 Megapixel.

Das Y im Modell-Namen steht für "Young", womit schon angezeigt wird, dass der koreanische Hersteller damit vor allem jugendliche Smartphone-Einsteiger ansprechen möchte.

Der taiwanische Smartphone-Spezialist HTC hat zum Jahresende sechs neue Geräte im Programm, von denen sich der HTC Explorer "an Käuferschichten wendet, die preissensibler sind", wie es Deutschland-Geschäftsführer André Lönne bei einer Präsentation in Berlin formulierte.

Mit einem 3,2-Zoll-Bildschirm, einem 600-Megahertz-Prozessor und einer 3-Megapixel-Kamera kommt das Gerät zu einem Preis von 199 Euro in den Handel. HTC hat nach Angaben Lönnes auch die Software an Bedürfnisse von Smartphone-Einsteigern angepasst und unter anderem eine Kostenkontrolle integriert. Bei der Deutschen Telekom gibt es das LG P350 Optimus mit Android 2.2 für die Nutzung mit einer Prepaid-Karte zum Preis von 66 Euro.

"Familien-Manager" soll Kunden locken

Als Smartphone für die ganze Familie bietet die Deutsche Telekom demnächst das Android-Smartphone Telekom move an. Das Gerät von Huawei wird mit einem "Familien-Manager" ausgeliefert, einer Software unter anderem für die Termin- und Einkaufsplanung.

Auch Vodafone bietet ein Huawei-Gerät mit eigener Marke an: das Vodafone 858 wird für rund 90 Euro vertrieben. Neben Prepaid-Angeboten haben die Mobilfunkbetreiber auch subventionierte Android-Smartphones im Programm - hier wird ein Teil der Gerätekosten über den Tarif des Mobilfunkvertrags beglichen.

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