Gerüchte um neues Apple-Smartphone:Spekulieren, bis das iPhone kommt

Ein neues iPhone wird kommen. Wann, ist unklar. Aber die Spekulationsmaschine ist längst angelaufen: Größerer Bildschirm? Gehäuse aus Flüssigmetall? Die Erwartungen an Apple sind hoch und nicht immer gerechtfertigt. Sie wirken sich auf das Geschäft des Milliardenkonzerns aus.

Pascal Paukner

Eigentlich wäre es langsam an der Zeit, dass dieses Gerät seine Faszination verliert. Fünf Jahre ist das iPhone nun auf dem Markt. Und mittlerweile ist es völlig ausgeschlossen, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen, ohne an jeder Straßenecke mit dem beliebtesten Mobiltelefon der Gegenwart konfrontiert zu werden.

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Apple ist mit dem iPhone Projektionsfläche vieler Erwartungen. Dass das Unternehmen die auch erfüllen kann, muss es immer wieder neu beweisen.

(Foto: AFP)

Mehr als 250 Millionen Exemplare hat Apple verkauft und damit Einnahmen in Höhe von 150 Milliarden Dollar erzielt. Apple ist heute eines der wertvollsten Unternehmen der Welt. Fast jeder weiß, was ein iPhone ist. Dieser moderne Minicomputer ist in den Industriestaaten zum festen Bestandteil der Alltagskultur geworden. Seine Faszination hat das Gerät dadurch nicht verloren. Ganz im Gegenteil.

Allein schon die Vermutung, dass in den nächsten Wochen oder Monaten ein neues Modell auf den Markt kommen könnte, reicht aus, um eine bemerkenswerte Spekulationsmaschinerie in Gang zu setzen, die sich auch auf das Geschäft des Konzerns auswirkt. Im vergangenen Quartal beispielsweise hat Apple weniger Smartphones verkauft, als Analysten erwartet hatten. Die Ursachen dafür sind vielfältig und hängen nicht allein damit zusammen, dass viele Kunden bereits jetzt auf das neue iPhone warten. Aber sie hängen eben auch damit zusammen.

Es ist wie schon im vergangenen Jahr, als das iPhone im Sommer plötzlich vermeintlich an Popularität verlor. Dabei ist das Gegenteil der Fall: "Die Menschen warten ab", sagt der Branchenanalyst Andy Hargreaves. Seine Prognose für Apples Verkaufsaussichten: "Es wird jetzt schlimm, aber später großartig."

Apple praktiziert Evolution statt Revolution

Man kann all die Spekulationen, Gerüchte und Thesen, die zum neuen iPhone durch das Netz wabern, für Unsinn halten und das seltsame Spektakel ignorieren. Schließlich geht es nur um ein Smartphone. Man kann sich aber auch fragen, ob nicht der Erfolg des neuen iPhones davon abhängig ist, ob das Gerät dem entspricht, was Apples treueste Kunden im Vorfeld an Erwartungen geäußert haben.

Als vor einem Jahr schon einmal ein neues iPhone in den Startlöchern stand, war wochenlang medienübergreifend über das iPhone 5 geschrieben worden - auch bei Süddeutsche.de. Was tat Apple? Das Unternehmen brachte das iPhone 4S auf den Markt. Eine optisch fast identische Weiterentwicklung des iPhone 4. Apple praktizierte Evolution statt Revolution. Das Gerät sei langweilig, schrieben Kritiker. Ein riesiger Verkaufserfolg wurde es dennoch.

Alle reden, Apple schweigt

Jetzt, Monate später, ist es nicht anders. Auch jetzt wird wieder ein iPhone 5 erwartet. Dass die Marketingstrategen bei Apple aber - ähnlich wie beim "neuen iPad" - einen ganz anderen Namen wählen könnten, das scheint vergessen. Dabei gibt es gute Gründe, das nächste iPhone nicht iPhone 5 zu nennen: Dieses Jahr steht die sechste iPhone-Generation an. Nicht die fünfte. Und überhaupt erwarten nach dem technisch nur bedingt weiterentwickelten iPhone 4S jetzt viele den großen Wurf. Ob der kommt, ist fraglich. In Wahrheit praktiziert Apple seit Jahren Revolution durch Evolution.

File picture shows an Apple staff member demonstrating a new Verizon iPhone 4 at Verizon's iPhone 4 launch event in New York

Schon das iPhone 4 sorgte für intensive Spekulationen im Netz.

(Foto: REUTERS)

Das gilt auch für die technische Ausstattung: In den vergangenen Jahren sind die Displays der iPhone-Konkurrenten größer geworden. Auf die Spitze getrieben, hat das Apples schärfster Konkurrent Samsung mit dem Galaxy Note. Die Erwartungen an Apple sind deshalb klar: Ein größeres Display muss her. Vier statt bisher 3,5 Zoll werden es sein, meinen Wall Street Journal und Reuters unisono unter Berufung auf nicht namentlich genannte Insider.

Dabei gibt es ebenso gute Gründe anzunehmen, dass die iPhone-Ingenieure weiterhin auf eine kleinere Bildschirmdiagonale setzen. Eine Annahme, die sich auch mit einer Aussage von Apple-Chef Tim Cook deckt. Ende Mai sagte Cook in einem Interview sinngemäß, er sei froh, dass Apples Betriebssystem nicht fragmentiert sei und man ein Gerät mit einem App-Store, einer Bildschirmgröße und einer Auflösung habe.

Es sind Sätze, an die jetzt kaum mehr jemand erinnert. Außer ein paar Android-Entwicklern vielleicht, die Tag für Tag damit geplagt sind, für ein System zu entwickeln, das auf vielen unterschiedlichen Geräten läuft und genau das nicht bietet, was Apple ausmacht: Komplexitätsreduktion by Design.

Wer will, kann eine vermeintlich recht präzise Vorstellung vom neuen iPhone bekommen. Angeblich soll die Rückseite redesignt worden sein. Die Kamera soll künftig in der Mitte sitzen. Ein NFC-Chip könnte verbaut sein. Das Gehäuse aus Flüssigmetal geformt sein. Nano-Sim-Karten könnten zum Einsatz kommen. Und auch ein Mini-Connector gilt quasi als sicher.

iPhone-5-Eis für chinesische Studenten

Es gibt Webseiten, die sich ausschließlich damit beschäftigen, wie Apples neues Smartphone aussehen könnte. In China wird bereits Softeis der Marke iPhone 5 verkauft. Es ist ein Kassenschlager unter Studenten. All das ist Teil eines gigantischen Rituals, das sich inzwischen jährlich wiederholt und das stets ohne den Protagonisten auskommt: Apple übt sich erfolgreich in Schweigen.

Gleichgültig wird man in Cupertino den Spekulationen dennoch nicht gegenüber stehen. Spätestens wenn Apple-Chef Tim Cook die Bühne betreten wird, um das neue iPhone der Öffentlichkeit zu präsentieren, wird Apple daran gemessen werden, was Kunden, Analysten und Journalisten vom neuen iPhone erwarten. Anfang September ist es so weit. Aber auch das ist reine Spekulation.

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