Gerüchte um neue iPhone-Strategie:Apple und die Universal-Sim

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Apple bietet das iPhone in Deutschland künftig unabhängig vom Mobilfunkbetreiber an. Doch das könnte nur der Anfang sein: Umgeht Apple künftig die Provider auch bei der Sim-Karte?

Apple befreit sich: Nachdem der Konzern das iPhone in vielen Ländern jahrelang exklusiv über bestimmte Mobilfunkanbieter vertrieb, gehören solche Partnerschaften inzwischen der Vergangenheit an.

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Seit dieser Woche verkauft in Deutschland beispielsweise nicht nur die Telekom, sondern auch die Konkurrenz von O2 und Vodafone das Gerät. Das ist nicht alles: Apple selbst bietet das Smartphone in seinem Online-Store ohne Sim-Karte an.

Der Grund ist in dem Erstarken von Googles Android-Betriebssystem zu finden. Zahlreiche Hersteller haben in den vergangenen Monaten Android-Smartphones auf den Markt gebracht, in den USA verkaufen sich diese Handys inzwischen sogar besser als das Apple-Gerät. Kurz: Apple ist trotz hoher Gewinnmargen unter Druck und muss versuchen, sein iPhone über möglichst viele Kanäle zu verkaufen.

Einem Bericht des kalifornischen Technik-Blogs Gigaom zufolge könnte Apple hierfür sogar ein riskantes Experiment wagen. Unter Hinweis auf Quellen bei europäischen Mobilfunkanbietern soll der Konzern derzeit mit dem Sim-Karten-Hersteller Gemalto an einer neuen Sim-Karte arbeiten, mit der die Macht der Mobilfunkbetreiber erheblich zurückgedrängt werden könnte.

Die Karte, so heißt es, soll von vorneherein ins iPhone integriert werden, aber keinem Anbieter zugeordnet sein. Die Entscheidung, welchen Provider er wählt, könnte der Kunde beispielsweise bei der ersten Synchronisation des Handys mit iTunes treffen. Damit wäre Apple auch Zwischenhändler für Mobilfunkverträge und -tarife.

Provider: Macht und Machtlosigkeit

Einen ähnlichen Versuch, unabhängiger von den Providern zu werden, startete bereits Anfang des Jahres Google: Das Google-Handy Nexus One war zuerst exklusiv über die Webseite des Unternehmens zu erhalten. Allerdings wählten nur wenige Kunden diesen Weg, Google hat das Experiment inzwischen eingestellt.

Bislang handelt es sich bei der Apple-Sim nur um ein Gerücht, das wie immer bei diesem Unternehmen mit Vorsicht zu genießen ist. Selbst wenn es sich bewahrheiten würde, ist die Tragweite eines solchen Schritts schwer einzuschätzen: Solange die Kapazitäten der Mobilfunknetze noch begrenzt sind und Dienste wie Voice over IP (VoIP) bei Smartphones entweder geblockt werden oder schnell zu einer Drosselung der Geschwindigkeit führen, bleiben die Provider mächtige Zwischenhändler.

Manch einer träumt aber bereits von einer Mobilfunk-Welt, die ganz anders funktioniert: In dieser kann sich jeder Nutzer eine Telefonnummer zuordnen lassen, wie dies bereits jetzt bei Google Voice der Fall ist. Seine Telefonate führt er per VoIP, den Internetzugang kann er sich beispielsweise per Tages- oder sogar Minutenflatrate vom günstigsten Anbieter besorgen.

In einer solchen Welt würden Einfluss und Gewinnspannen der Mobilfunk-Anbieter auf die regulärer Internet-Provider schrumpfen. Ob eine solche Utopie allerdings Realität wird, steht derzeit in den Sternen.

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