Geodaten im Netz:Jenseits von Google Earth

Wer mit Geodaten digitale Karten fürs Web und das Navi selbst erstellen will, kann das jetzt mit Open-Source-Mitteln.

Die Erde gehört uns allen, und deshalb sollten Geodaten frei verfügbar sein. Nach diesem Grundsatz hat sich eine lebendige Open-Source-Szene entwickelt, die digitale Karten selbst erstellt und Anwendungen dafür entwickelt. So werden auch interaktive Karten für Webseiten möglich, die einen größeren Gestaltungsspielraum bieten als die von Google gewährte Lizenz für die Nutzung seiner Kartendienste.

Digitale Hobby-Geografen verwenden "Geoinformationssysteme" (GIS), um Kartendaten selbst zu erheben und weltweit zugänglich zu machen. Dazu wird oft die frei und für alle Betriebssysteme verfügbare Software Quantum GIS verwendet. Persönliche Kartendaten können alles erfassen, was weder die Wanderkarte noch die Google Maps zeigen - von der Lage der idealen Picknick-Wiese über Aufnahmeorte besonderer Fotos bis hin zu der Stelle im Wald, wo die besten Pfifferlinge wachsen.

Wie man auf einer Wanderung GPS-Daten erhebt, mit persönlichen Informationen ergänzt und zu einer eigenen digitalen Karte aufbereitet, erklärt ein jetzt im O'Reilly-Verlag erschienenes Buch des Kanadiers Tyler Mitchell über das "Web Mapping".

Quantum GIS arbeitet mit verschiedenen Ebenen. Diese enthalten Vektorgrafiken für die Lage von Orten, Satellitenbilder oder Geodaten, die über Web-Dienste abgerufen werden können. Um die Standards für diese Web-Dienste, die letztlich nichts anderes sind als die Verbindung von XML-Daten mit dem Internet-Übertragungsprotokoll HTTP, kümmert sich das "Open Geospatial Consortium" (OGC). Mit Hilfe von einfachen Skripten können so die Informationen eines "Map-Servers" in eine Webseite eingebunden werden.

Dank offener Austauschformate kann digitalen Karten für eine Vielzahl von Anwendungen genutzt werden. Werden die Geodaten in das GPX-Format konvertiert, können sie zum Auffinden bestimmter Orte in GPS-Geräte übertragen werden. Open-Source-Geodaten machen so die Anschaffung teurer Karten-Software für die Navis überflüssig. Ein weiteres Austauschformat ist KML - um etwa persönliche Geodaten in einer E-Mail zu versenden, damit sie der Empfänger in Google Earth betrachten kann.

Jenseits von Google Earth

Buchautor Mitchell leitet die 2006 gegründete Open Source Geospatial Foundation (OSGeo) zur Förderung der freien Geodaten-Projekte. Im Zentrum steht die digitale Verkartung der Welt nach Standards, die das Open Geospatial Consortium (OGC) erstellt und für Web-Dienste verfügbar gemacht hat. In Nordamerika ist die Verkartung mit frei verfügbaren Daten schon weit fortgeschritten.

Beim Projekt OpenStreetMap gibt es Karten bis zur Straßenebene. Für Europa und speziell für Deutschland, die Schweiz und Österreich sind freie Geodaten bislang aber kaum zu bekommen. Dabei sollten insbesondere die Kartendaten der öffentlichen Verwaltung auch ein öffentliches Gut sein, fordert Mitchell.

Immerhin hat die Initiative zum Aufbau der Geodateninfrastruktur Rheinland-Pfalz (GDI-RP) dem Buch eine CD beigelegt, die Testdaten der Verwaltung mit Open-Source-Tools für Geoinformationssysteme verbindet. Ihre Nutzung ist nicht immer ganz einfach. Das für deutsche Leser überarbeitete Buch bietet aber einen fundierten Einstieg in die Welt der digitalen Geodaten. Und wenn man sich einmal darin vertieft hat, kommt man nicht mehr so schnell davon los.

Mit den frei verfügbaren Karten ist es wie mit den freien Informationen der Wikipedia - die Qualität kann unterschiedlich sein. "Eine schlechte Karte kann mehr Schaden anrichten, wenn sie falsche Informationen vermittelt, als wenn es gar keine Karte gegeben hätte", mahnt Mitchell.

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