Gefährliche Speichermedien:USB-Sticks als Datenkiller

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Zur Zeit sind manipulierte USB-Sticks im Umlauf. Wer auf ihnen Dateien speichert, hat nur noch Datenmüll in der Hand.

Helmut Martin-Jung

Die Dateien flossen ziemlich träge vom Computer auf den neuen USB-Stick, ein steckbarer Speicher mit satten acht Gigabyte Speicherplatz. Endlich meldete der Computer nach langen Minuten Vollzug, doch Enttäuschung oder gar Entsetzen folgten auf dem Fuß: Private Fotos, geschäftliche Daten - alles weg, zu Datenmüll geschreddert von trügerischen Speicherstiften. Bereits einige Wochen vor Weihnachten war das Computerfachblatt c't auf derart gefälschte Datenträger gestoßen, vermutete aber zunächst noch Einzelfälle.

Doch dann häuften sich die Beschwerden von betroffenen Lesern, massenweise waren die zerstörerischen Speicherstifte bei Märkten der Metro-Gruppe (Saturn, Real, Mediamarkt) aufgetaucht. Inzwischen haben die betroffenen Lieferanten Hama und Emtec zugesichert, alle fehlerhaften Geräte problemlos umzutauschen. "Leider müssten wir zu dem Schluss kommen", räumt Importeur Hama ohne Umschweife ein, "dass auch wir betrügerischen Machenschaften aufgesessen sind."

So muss man das wohl nennen, was findige Computergauner da angestellt haben. Im Kern funktioniert der Trick so: Jedes der kleinen Speicherstäbchen enthält sowohl den Speicher aus sogenannten Flash-Bausteinen wie auch eine Elektronik, den sogenannten Controllerchip, der die Daten verwaltet und den Kontakt mit dem Computer übernimmt. Dieser Chip aber wurde bei den betroffenen USB-Sticks manipuliert.

Die Sticks bieten tatsächlich nur wenig Speicherplatz, tun aber gegenüber dem Betriebssystem so, als sei er wesentlich größer. Solange der Stick nicht mehr speichern muss als er an Kapazität zur Verfügung hat, geht das gut, und die Benutzer merken nichts. Kommen jedoch weitere Daten dazu, dann werden diese von der manipulierten Steuerelektronik umgeleitet. Anstatt freie Bereiche im Flash-Speicher zu füllen, die es ja gar nicht gibt, werden einfach die zuvor gespeicherten Informationen überschrieben.

Dem Betriebssystem des Computers meldet der USB-Stick sogar noch frech, die Übertragung habe geklappt, denn der Computer überprüft systembedingt nur den Erfolg des Schreibvorgangs, nicht aber das Wohlergehen der älteren Daten. Wer hinter diesen Manipulationen steckt, ist im Moment noch unklar. Festzustehen scheint lediglich, dass an irgendeiner Stelle der Handelskette die manipulierten Sticks unter die einwandfreie Ware gemischt wurden.

Betroffen sind nach den Angaben der Hersteller die Hama-Produkte mit den Artikelnummern 55615, 55616 und 55617. Alle drei tragen sie die Chargennummer 82516. Bei Emtec-Sticks trat der Defekt nur bei Stiften mit der Serienbezeichnung C150B auf. Daraus waren nur die Kapazitäten 2GB, 4GB und 8GB betroffen. Beide Firmen betonen, dass außer den genannten Produkten keine weiteren Sticks aus ihrem Angebot betroffen seien. Auch bei den betroffenen Chargen sei nicht jeder Stick gefälscht. Trotzdem werde aber jeder umgetauscht, allein bei Hama waren bis Mittwoch schon 60.000 Sticks aus dem Handel zurückgekommen.

Wer selbst ohne großen Aufwand überprüfen will, wie es um seinen USB-Speicher steht, kann dazu ein Programm benutzen, dass die c't-Redaktion kostenlos zur Verfügung stellt. Damit der Test den gesamten Speicherplatz des USB-Sticks miteinbezieht, sollten eventuell auf dem Speichergerät vorhandene Inhalte zuvor auf einen anderen Datenträger gesichert werden.

© SZ vom 19.1.2008/mri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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