Games Convention:"Gestatten: Lady Croft"

Sie ist der Mensch gewordene Pixeltraum: Seit acht Monaten ist Kerima Adebibe "Lara Croft", das bekannteste Gesicht in der Spielewelt. Im Interview spricht sie über Computerspiele, schauspielende Mimosen und den Umgang mit Pistolen.

Jürgen Schmieder

Das größte Kompliment kam von der Vorgängerin: Als Kerima Adebibe im November 2005 zur offiziellen Lara Croft ernannt wurde, soll Angelina Jolie gesagt haben: "Ich habe Lara nur gespielt. Sie aber ist Lara!"

sueddeutsche.de Kerima, oder soll ich lieber "Lara" sagen?

Adebibe: Im Moment bin ich Lara, also ist das schon ok. Aber normalerweise bin ich schon noch Kerima.

sueddeutsche.de Also noch keine vollständige Metamorphose?

Adebibe: Noch nicht, aber immer mehr. Anfangs habe ich eine Rolle gespielt, aber mittlerweile bin ich tatsächlich zu Lara geworden.

sueddeutsche.de Dazu war aber ein intensives Training nötig...

Adebibe: Als die Entscheidung verkündet wurde, dass ich Lara werde, musste ich am nächsten Tag mit dem Training beginnen. Zuerst den Umgang mit den Medien, und dann sofort das physische Training.

sueddeutsche.de Wie sah das aus?

Adebibe: Zuerst einmal musste ich fit werden, damit meine Abwehrkräfte gegen Verletzungen gestärkt werden. Dann begann die militärische Ausbildung: Kampftraining mit britischen Soldaten, Schusstraining hier in Deutschland...

sueddeutsche.de Sie können schießen?

Adebibe: Oh ja, sehr gut sogar. Ein deutscher Schauspieler war da nicht so erfolgreich... (Der Pressesprecher von "Eidos" meldet sich zu Wort: "Der war von `Verliebt in Berlin'. Der hat vor Schreck gezuckt, wenn er die Waffe abfeuerte. Kerima gar nicht.")

Adebibe: Ja er hat immer gerufen: Oh! Oh! (lacht)

sueddeutsche.de: Aber auch ohne Waffen können Sie sich verteidigen?

Adebibe: Oh ja. Ich hatte einen Spezialtrainer der britischen Armee, danach Training in Dänemark und schließlich noch eine Ausbildung in Deutschland.

sueddeutsche.de: Also könnten Sie einem Mann durchaus in den Hintern treten?

Adebibe: (lacht) Ja, das könnte ich.

sueddeutsche.de: Zurück zu Lara. Wie lange dauert es, bis aus Kerima Lara wird?

Adebibe: Nicht wirklich lange. Das Make-Up dauert so zwischen zehn und 20 Minuten, also ganz normal. Das Outfit ist problematisch, mit all den Waffen, Bändern, Holstern. Insgesamt würde ich sagen, dass es 45 Minuten dauert, bis ich Lara bin.

sueddeutsche.de: Wie viele Outfits gibt es?

"Gestatten: Lady Croft"

Adebibe: Fünf verschiedene. Das ursprüngliche, das Lara in jedem Spiel trägt. Dann gibt es ein Abendkleid, ein Winteroutfit aus Russland, einen Bikini und ein kurzes schwarzes Kleid.

sueddeutsche.de: Werden Sie auf der Straße erkannt, auch wenn Sie nicht im Outfit sind?

Adebibe: Da gibt es eine lustige Geschichte aus meiner Heimat Marokko. Ich kam gerade von einer Reise zurück und stand da in einer Art Schlafanzughose und T-Shirt ohne Make-Up. Plötzlich bildet sich um mich herum eine Menschenmenge. Und alle starrten mich an. Das war eine komische Situation, weil ich damit nicht gerechnet hatte: Ohne Outfit erkannt zu werden.

sueddeutsche.de: Spielen Sie eigentlich die "Tomb Raider"-Spiele?

Adebibe: Na klar. Ich habe die meisten sogar durchgespielt.

sueddeutsche.de: Welcher Teil gefällt Ihnen am besten?

Adebibe: "Legend" ist der beste. Ohne Zweifel. Danach kommen die ersten beiden Teile.

sueddeutsche.de: Erkennen Sie Ähnlichkeiten zwischen sich und Miss Croft?

Adebibe: Das gibt es einige. Wir sind beide ein neugierig, ausgelassen, verspielt. Und ich kann auch eine Diva sein.

sueddeutsche.de: Wie lange werden Sie noch Lara sein?

Adebibe: Auf jeden Fall noch bis zum zehnten Geburtstag von Lara Croft, der im kommenden Jahr gefeiert wird.

sueddeutsche.de: Bis dahin werden Sie wohl vollkommen Lara sein?

Adebibe: (lacht) Wahrscheinlich.

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